DSI-WIN028 Schürhof, Dorfstrasse 16, Wohnhaus Ost, 18. Jh. (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-WIN028
Signatur Archivplan:WIN028
Frühere Signaturen:INV-WIN923
Titel:Schürhof, Dorfstrasse 16, Wohnhaus Ost
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Windisch
Adresse:Schürhof, Dorfstrasse 16
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mitteldorf
Versicherungs-Nr.:105
Parzellen-Nr.:2799
Koordinate E:2658983
Koordinate N:1259111
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658983&y=1259111

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):3/30/2022
Kantonaler Schutzumfang:integral

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:WIN029, WIN030, WIN031, WIN032, WIN033
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Würdigung:Das ältere Wohnhaus auf dem Schürhof ist ein kompakter steilgiebliger Mauerbau aus dem späten 18. Jahrhundert, dessen axiale Fassadengliederung mit stichbogigen Tür- und Fensteröffnungen noch spätbarocke Züge aufweist. Das in der äusseren Erscheinung wie auch in der inneren Raumstruktur weitgehend erhaltene Gebäude ist Teil einer wertvollen bäuerlichen Hofanlage, welche sich aus zwei zeilenförmig aufgereihten Wohnhäusern sowie rückwärtig gelegenen Nebenbauten zusammensetzt. Eine erhebliche ortsbauliche Ausstrahlung entfaltet auch der strassenseitige Garten mit hübscher schmiedeeiserner Umzäunung. Mit seiner bis ins Spätmittelalter zurückreichenden Nutzungsgeschichte kommt dem Schürhof auch eine grosse lokalgeschichtliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Schürhof ist vermutlich im Spätmittelalter aus einer Aufteilung des über die ganze "Breite" sich erstreckenden habsburgischen Meierhofs hervorgegangen. Eine erste urkundliche Erwähnung findet er 1490 im Zinsbuch des Klosters Königsfelden, worin Clewi Lutenschlager als Zinsträger genannt wird. In der Nähe des Klosters gelegen, bildete die Hofanlage das Verbindungsglied zwischen den Dörfern Oberburg und Windisch. In einem Gerichtsmanual um 1665 ist von einem "Haus und
Trotte samt Einfang [= eingezäuntes Grundstück] von 8 Jucharten" die Rede. Das zugehörige Grundstück wurde durch die Dorfstrasse, die Scheuergasse, das Rebgässlein und einen an der Stelle der heutigen Zürcherstrasse verlaufenden Weg begrenzt. Auf der von Hans Conrad Gyger gezeichneten "Karte des Eigenamts" (um 1660) sind die damaligen Verhältnisse anschaulich dargestellt. Seit dem 17. Jh. befand sich der Schürhof über Generationen hinweg in den Händen der alteingesessenen Familie Müller, welche ihn 1757 an Zimmermann Daniel Koprio verkaufte. 1786 ging die Liegenschaft an die Gebrüder Daniel und Friedrich Spillmann über, deren Nachkommen ihn heute noch besitzen. Im damaligen Kaufvertrag aufgeführt wird "ein Haus und Weintrotte nebst dazu dienendem Geschirr", dazu eine neue, hinter dem Haus liegende "Trottschale" (vermutlich ein neues Pressbecken). Diese Beschreibung legt die Vermutung nahe, dass damals auf dem Hofareal lediglich ein Hauptgebäude existierte, welches als Vorgängerbau des 1877 erstellten Bauernhauses Dorfstrasse 14 (vgl. Bauinventarobjekt WIN924) zu identifizieren ist. Kurz danach, vermutlich noch im ausgehenden 18. Jh., dürfte das Wohnhaus Dorfstrasse 16 entstanden sein. Unmittelbar östlich davon kam eine strohgedeckte Scheune zu stehen. Diese wurde 1894 durch einen ziegelgedeckten Nachfolgebau ersetzt, welcher bis 1967 bestand. An gleicher Stelle befindet sich heute das neue Trottengebäude. Im Brandkataster von 1850 ist die Liegenschaft Dorfstrasse 16 als "2-stöckiges Wohnhaus von Stein, unter Ziegeldach" verzeichnet, welches Gabriel und Caspar Spillmann "gemeinschaftlich und ungeteilt" gehörte. Nach dem 1877 erfolgten Neubau des Bauernhauses Dorfstrasse 14 (WIN029) kam es zu einer familieninternen Neuorganisation. Johann Spillmann erhielt das "Alte Haus" Dorfstrasse 16 zum alleinigen Gebrauch, während sich seine beiden älteren Brüder die neue Liegenschaft Dorfstrasse 14 teilten. Die Gebrüder Spillmann, die neben der Landwirtschaft noch das Küferei- und Schusterhandwerk ausübten, gehörten in jener Zeit wohl zu den wohlhabenderen Gemeindemitgliedern. Der Landwirtschaftsbetrieb wurde in der Folge bis 1972 aufrechterhalten. 1994 fand ein Umbau des "Alten Hauses" samt Ausbau des Dachgeschosses statt. Heute wird das Gebäude teils zu Wohnzwecken und teils als Ausstellungsraum für das Ortsmuseum Schürhof genutzt.
Beschreibung:Bei der Liegenschaft Dorfstrasse 16 handelt es sich um das ältere der beiden Wohnhäuser auf dem Schürhofareal. Der um Gartenbreite von der Dorfstrasse abgerückte, traufständige Mauerbau zeigt im Gegensatz zum jüngeren Nachbargebäude Dorfstrasse 14 (WIN029) noch eine spätbarocke Ausstrahlung. Der wohlproportionierte Baukörper erhebt sich zweigeschossig unter steilem, stirnseitig ehemals bündigem Satteldach. Hofseitig schliesst ein auf Stützen gestellter
hölzerner Laubenanbau mit Aussentreppe ins Obergeschoss an. Die zur Strasse gerichtete Schaufront zählt vier ungleichmässig verteilte Fensterachsen, wobei die östlich des zentralen Hauseingangs liegende Raumschicht durch zwei Öffnungen ausgezeichnet wird. Die östliche Giebelfassade wird durch drei Fensterachsen symmetrisch gegliedert, während die westliche, zum Nachbargebäude gerichtete Westseite ursprünglich wohl nur spärlich befenstert war. Die Stichbogengewände aus
Muschelkalk sind mit Ladenfalz und kräftig profiliertem Gesims ausgestattet. Die gleiche Stichbogenform wiederholt sich an den beiden traufseitigen Eingangsportalen. Während der rückwärtige Eingang noch über ein vermutlich bauzeitliches, vierteiliges Türblatt verfügt, stammt die strassenseitige Tür mit Fenstergitter aus dem späten 19. Jh. Beim Ausbau von 1994 kamen im östlichen Giebelfeld und an der westlichen Stirnmauer zusätzliche Fassadenöffnungen sowie einzelne
Dachflächenfenster hinzu. Die innere Erschliessung des Hauses erfolgt über einen quer zum First verlaufenden zentralen Mittelgang. Die beidseits anschliessenden Raumschichten zeigen jeweils eine dreiraumtiefe Grundrissanlage, welche teilweise aber verändert ist. Unter dem westlichen, durch eine auffallend mächtige Binnenmauer vom Hausgang abgetrennten Gebäudeflügel erstreckt sich ein Gewölbekeller, der hofseitig über einen Aussenzugang erschlossen ist. Eine auffällige Mauernische lässt die frühere Existenz eines zweiten Eingangs von der Strassenseite her vermuten. Das Parterre des westlichen Hausteils dient heute als Ausstellungsraum des Museums. Im restlichen Teil des Hauses sind Privatwohnungen eingerichtet. Vor dem Haus erstreckt sich ein hübscher Bauerngarten mit schmiedeeiserner Einzäunung, welcher im Vorgelände des westlichen Nachbarhauses Dorfstrasse 14 seine Fortsetzung findet.
Erwähnung in anderen Inventaren:- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Windisch, 4123-07.
Literatur:- Max Baumann, Geschichte von Windisch vom Mittelalter zur Neuzeit, Windisch 1983.
- Samuel Koprio, Windisch zur Zeit des Mittelalters 400-1528, Brugg 1911.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0214-16: Brandkataster Windisch, 1850-1938.
- Fertigungsakten im Besitz der Eigentümer.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=139199
 

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