INV-RTT901 Altes Schulhaus, 1850 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RTT901
Signatur Archivplan:RTT901
Titel:Altes Schulhaus
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Westen (2021)
Bezirk:Muri
Gemeinde:Rottenschwil
Adresse:Hinterfeldstrasse 6
Versicherungs-Nr.:28
Parzellen-Nr.:136
Koordinate E:2669763
Koordinate N:1240796

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1850
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Dokumentation

Würdigung:Kurz vor 1850 errichtetes Dorfschulhaus, das mit den streng symmetrischen Fensterachsen, den dreiteiligen Rundbogenfenstern in den Giebeln sowie dem umlaufenden Gurtgesims und den Eckpilastern im Erdgeschoss eine charakteristische spätklassizistisch-biedermeierliche Fassadengestaltung zeigt. Im Innern haben sich die alte Dachkonstruktion; die über die ganze Gebäudebreite reichenden Deckenbalken sowie Treppen und Böden erhalten. Aufgrund seiner erhöhten Lage und seinem gut erhaltenen äusseren Erscheinungsbild kommt dem Bau eine hohe Bedeutung für das Ortsbild zu. Als erstes Schulhaus Rottenschwils besitzt das Gebäude eine lokalhistorische Bedeutung für die Gemeinde.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss dem Brandkataster muss das Gebäude kurz vor 1850 errichtet worden sein. Im ersten erhaltenen Eintrag von 1850 wird es als ein «zweistöckiges Schulhaus mit Tremkellern von Stein unter Ziegeldach» im Eigentum der damals noch selbständigen Gemeinden Rottenschwil und Werd beschrieben. 1928 wurde es um einen Abortanbau ergänzt. Nach dem Schulhausneubau im Dorfzentrum wurde das Alte Schulhaus zu Wohnzwecken umgenutzt. 1995 erhielt der Hauseingang an der Westseite ein Vordach in Form eines ziegelgedeckten Pultdaches [1]. 1998/99 wurde an der nordwestlichen Giebelseite eine Terrassenerweiterung mit dem Anbau einer Aussentreppe und einem neuen Eingang vorgenommen [2]. Das bereits bestehende Vordach an der südöstlichen Giebelseite wurde 1999 durch einen Balkon ersetzt [3]. 2001 wurde unter Beibehaltung der historischen Konstruktion der Dachstuhl ausgebaut, wobei beidseitig Dachfenster eingefügt wurden. Im Erdgeschoss wurde ein Coiffeursalon eingerichtet [4]. Für einen Cheminéeofen wurde 2006 an der Nordostfassade zwischen der ersten und zweiten Fensterachse ein Kaminrohr installiert [5].
Beschreibung:In erhöhter Lage thront das Alte Schulhaus über dem Dorfkern und tritt dadurch im Ortsbild von Rottenschwil prominent in Erscheinung. Es befindet sich auf der nordöstlichen Seite der Hinterfeldstrasse, zu welcher es etwas schräg versetzt traufständig ausgerichtet ist. Der zweigeschossige Baukörper unter einem geraden Satteldach besteht mit Ausnahme der in Fachwerk ausgeführten Giebelfelder aus verputztem Bruchsteinmauerwerk. Aufgrund des abfallenden Geländes verfügt er im Bereich der südlichen Haushälfte über einen hohen Kellersockel, der ursprünglich zwei Tremkeller barg. Von diesen ist heute der eine als Garage, der andere zu Wohnzwecken umfunktioniert, wobei bei beiden die Kellerfenster zugemauert wurden. Die Traufseiten sind jeweils mit fünf streng symmetrisch angeordneten Fensterachsen ausgestattet. Die südöstliche Giebelseite weist drei Achsen auf und die nordwestliche zwei, da sich dort noch der Abortanbau befand. Die hohen Rechteckfenster, die für eine gute Belichtung der ehemaligen Unterrichtsräume sorgten, besitzen gefalzte Gewände aus Sandstein mit erneuerten Gesimsen, eine achtteilige Sprossierung und Jalousieläden. Die beiden Giebelfelder sind mit dreiteiligen Rundbogenfenstern geschmückt, die ein typisch biedermeierliches Motiv darstellen und ursprünglich mit ornamental durchbrochenen Klappläden ausgestattet waren. Der Hauseingang mit schlichtem steinernen Rechteckgewände befindet sich an der Südwestfassade und bewahrt eine mehrfeldrige Füllungstür aus der Bauzeit mit einem volutenverzierten Gitter. Darüber liegt ein rautenförmig vergittertes Oberlicht. Der Fassadenschmuck besteht aus einem umlaufenden Gurtgesims und erdgeschossigen Eckpilastern mit profilierten Kapitellen.
Im Innern haben sich trotz der Umnutzung zu Wohnzwecken und der damit einhergehenden Veränderung der ursprünglichen Grundrissdisposition einige bauzeitliche Elemente erhalten. So bestehen noch die alten Treppenstufen, teilweise die Riemenböden, eine Stuckdecke mit profiliertem umlaufenden Rechteckrahmen, die Tür zum Abort, die Balkenlage des ausgebauten Tremkellers sowie die eindrückliche, über die ganze Gebäudebreite reichende Deckenbalkenlage im Obergeschoss. Dort hat sich im nordöstlichen Zimmer ein Sicherheitsschrank mit eisernen Türen zur Aufbewahrung von Archivalien und Wertgegenständen erhalten, der darauf hindeutet, dass sich im Schulhaus zeitweise auch das Gemeindearchiv befunden haben könnte. Das ausgebaute Dachgeschoss bewahrt die bauzeitliche Sparrenkonstruktion mit Kehlbalken.
Anmerkungen:[1] Baugesuchsarchiv Rottenschwil, Baugesuch Nr. 1995/25.
[2] Baugesuchsarchiv Rottenschwil, Baugesuch Nr. 1998/09.
[3] Baugesuchsarchiv Rottenschwil, Baugesuch Nr. 1999/12.
[4] Baugesuchsarchiv Rottenschwil, Baugesuch Nr. 2001/11.
[5] Baugesuchsarchiv Rottenschwil, Baugesuch Nr. 2006/01.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0530-0532, Brandkataster Gemeinde Rottenschwil, 1850-1938.
- Gemeinde Rottenschwil, Baugesuchsarchiv, Baugesuche Nrn.1995/25; 1998/09; 1999/12; 2001/11; 2006/01.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=138605
 

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