DSI-BRG060 Reussgasse 10, 1433 (ca.)- (Dossier (Denkmalschutzinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DSI-BRG060
Signatur Archivplan:BRG060
Titel:Reussgasse 10
Ansichtsbild:
1/1
Bezirk:Bremgarten
Gemeinde:Bremgarten (AG)
Adresse:Reussgasse 10
Versicherungs-Nr.:206
Parzellen-Nr.:277
Grundbuch-Nr.:277
Koordinate E:2668077
Koordinate N:1244844
Situationsplan (AGIS):https://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2668077&y=1244844

Schutz / Status

Kantonale Unterschutzstellung (DSI):12/23/2020
Kantonaler Schutzumfang:integral

Chronologie

Entstehungszeitraum:after approx. 1433
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse

Typologie

Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Altstadthaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätgotik

Dokumentation

Bau- und Nutzungsgeschichte:Die 1432/33 dendrodatierten Deckenbalken des südlichen Vorhauses belegen, dass die Liegenschaft über einen mittelalterlichen Kernbau verfügt. Die Tatsache, dass die Balken ein Jahr vor dem Brand gefällt wurden, könnte ein Hinweis darauf sein, dass es sich um einer der ersten Neubauten nach dem Unterstadtbrand von 1434 handelt, für welchen einjähriges, gelagertes Holz verwendet wurde. Spätestens 1548 wurde der hölzerne Bohlenständerbau durch das heutige Steingebäude ersetzt. Der ostseitige Versatz zwischen Vorder- und Hinterhaus deutet darauf hin, dass 1548 ein bestehender Bau in den Neubau integriert wurde (1548 Inschrift am Fenstersäulenkapitell). Damals entstand ein dreigeschossiger Bau mit zweiraumtiefem Vorder- und einraumtiefem Hinterhaus, die aus einer Bauphase stammen. Eine Dachlinie mit Ziegeln in der westlichen Aussenwand deutet darauf hin, dass das spätgotische Steingebäude zu Beginn nur dreigeschossig war. Das sehr unregelmässige Mischmauerwerk weist an der Westfassade brandgeröteten Mörtel und abgeplatzte Mauersteine auf, die von einem Brand (17./18. Jh.?) zeugen. Womöglich betrifft dies ein an die Liegenschaft angebauter Holzverschlag, der auf älteren Abbildungen erkennbar ist. Vom 17.-19. Jh. wurde das Gebäude wegen statischen Problemen mehrfach renoviert und umgebaut. Eine erste Umbauphase ist um 1605 anzusetzen. Damals wurde im 2. Obergeschoss ostseitig eine neue Aussenwand erstellt und im Innern eine neue geriegelte Binnenwand zwischen Mittelteil und Hinterhaus; ältere Balken von 1548 wurden weiterverwendet. Damals wurde auch das Gebäude um ein drittes Wohngeschoss aufgestockt und die Decke des 2. Obergeschosses angehoben. Dafür sprechen Baunähte und Balkenlöcher im 2.Obergeschoss. Typologisch in dieselbe Zeit passt die Dekormalerei an der Südfassade des Gebäudes (Eckquadermalerei und Streifbandfassungen bei den Fenstern). Die Aufhöhung erfolgte spätestens 1716/17d, als die Südfassade im 3. Obergeschoss einen Zierriegel erhielt. Farbspuren deuten auf eine ochsenblutrote Fassung der Riegel mit rotem Band und schwarzem Begleitstrich hin. Damals scheint die ganze Südfassade rosa gefasst worden zu sein. Zwischen dem 17. und frühen 20. Jh. wurden auch die Fenster mehrfach verändert (Versetzungen, Zumauerungen, Gewändeersetzungen). Die ersten Änderungen dürften bereits im 17. Jh. erfolgt sein (z.B. Fenster mit Hohlkehle, Fase und Falz). Die meisten dürften jedoch im 18./19. Jh. ausgewechselt worden sein. Im 19. Jh. wurde auf der Nordseite eine neue geriegelte Aussenwand erstellt. Im ausgehenden 19. Jh. wurde auch die Ostwand neu geriegelt, das 3. Obergeschoss durch einen geriegelten Kniestock optisch erhöht und gleichzeitig die oberste Reihe Fenster erneuert. Der Dachstuhl stammt aus dem frühen 20. Jh.
Beschreibung:Die südliche Schmalseite des längsrechteckigen Gebäudes (17,3 x 5,8 m) ist zur Reussgasse ausgerichtet, während seine Westseite an eine platzartige Baulücke grenzt. Hier bildet die Reussgasse eine rund 7m breite Stichgasse, die in den Kornhausplatz mündet. Womöglich war ursprünglich vorgesehen, die Lücke baulich zu schliessen, wobei es weder schriftliche oder bildliche noch archäologische Hinweise dafür gibt, dass diese Stichgasse jemals überbaut gewesen wäre. Das Gebäude umfasst vier Stockwerke, eine zweigeschossige Unterkellerung, einen eingeschossigen Dachstuhl und ist mit einem Walmdach bedeckt, wobei die westliche Dachseite über eine Aufzugslukarne verfügt. Die Nordwestecke ist mit einem mächtigen Stützpfeiler verstärkt. An der Südfassade befinden sich im 1. Obergeschoss spätgotische Reihenfenster, deren Rahmen an den Kanten mit Fasen verziert sind. An derselben Fassade finden sich bei den Fenstern in den Obergeschossen auch Fragmente einer Dekormalerei mit gemalten Eckquadern und Streifbandfassungen.
Im Innern ist die Ausstattung des spätgotischen Kernbaus relativ gut erhalten geblieben. Hervorzuheben ist insbesondere die Bürgerstube im 1. Obergeschoss im gassenseitigen Südraum, die durch über Eck liegende Stichbogenfenster erhellt wird. Gassenseitig ist ein vierteiliges Reihenfenster mit Doppelbogen eingelassen, das in der Mitte eine Fenstersäule aufweist, deren Schaft mit tordierten Kanneluren versehen ist und die auf dem oberen Schild die Jahreszahl 1548 plus ein Steinmetzzeichen trägt. Alle Fenster haben Sandsteingewände, Hohlkehle, Fase und Ladenfalz. Heute befindet sich unterhalb des vierteiligen Reihenfensters eine Bank. Vermutlich befanden sich anstelle der Bank zwei Sitznischen, analog zum Fenster in der Westwand. Zwei Wandnischen befinden sich in der West- und Ostwand, zudem eine nachträglich ins Mauerwerk eingebaute Türe. Diese lässt auf eine Verbindung mit dem einst östlich anschliessenden Gebäude schliessen, das im frühen 20. Jh. abgebrannt ist. Die Deckenbalken der Stube sind mit einem imposanten Kassettentäfer verkleidet. In bauhistorischem Zusammenhang mit der Bürgerstube steht der Aborterker, der sich im Hinterhaus auf demselben Stockwerk befand. Zur Ausstattung des 1. Obergeschosses passen die Wandmalereien in der gassenseitigen Kammer im 2. Obergeschoss. Links und rechts eines einfachen Rechteckfensters mit Ladenfalz befinden sich schwarze Begleitstriche und eine ebenfalls schwarz gefasste kleine Lichtnische. Zugemauerte Löcher zeigen, dass die spätgotische Decke später rückgebaut und durch neue Balken ersetzt worden ist.
Anmerkungen:Das Altstadthaus ist auf mehreren historischen Abbildungen der Stadt Bremgarten zu erkennen, so etwa auf der Stadtansicht von Bremgarten von Westen, einer kolorierten Federzeichnung aus der Eidgenössischen Chronik von Werner Schodoler von 1514–1532 oder auf der Riediger Karte von 1722.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Peter Felder, Die Kunstdenkmäler des des Kantons Aargau, Bd. 4, Basel 1967
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137890
 

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