INV-SUL901 Pfarrkirche St. Peter und Paul, Sulz, 1870-1872 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-SUL901
Signatur Archivplan:SUL901
Titel:Pfarrkirche St. Peter und Paul, Sulz
Bezirk:Laufenburg
Gemeinde:Laufenburg
Ehem. Gemeinde:Sulz (bis 31.12.2009)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mittelsulz
Versicherungs-Nr.:130
Parzellen-Nr.:654
Koordinate E:2649635
Koordinate N:1265048
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2649635&y=1265048

Chronologie

Entstehungszeitraum:1870 - 1872
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (röm.-kath.)

Dokumentation

Autorschaft:Caspar Joseph Jeuch, Architekt (Pläne); Hans Baumann, Baumeister Villigen (Bauausführung)
Würdigung:1870-1872 nach Plänen des Badener Architekten Caspar Joseph Jeuch erbaute neuromanische Saalkirche mit eingestelltem Frontturm, in ihrer äusseren Erscheinung praktisch unverändert erhalten. Der 1975 purifizierte Innenraum beherbergt einige Statuen des alten Hauptaltars und zwei durch die Firma Huber-Stutz 1913 und durch den Zürcher Glasmaler Heinrich Mäder 1933 geschaffene Glasmalerei-Zyklen mit Heiligendarstellungen in traditioneller Darstellungsform.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Patronatsrecht von Sulz, der ältesten Pfarrei im Oberen Fricktal, gehörte dem Kloster Säckingen. Ursprünglich befand sich die Pfarrkirche von Sulz in Rheinsulz. Die Kapelle der Hl. Margaretha (Denkmalschutzobjekt SUL002) wurde 1529 auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus aus dem 11. Jh. errichtet. Mit der Zunahme der Bevölkerung im Sulztal gewann die erstmals 1441 erwähnte Tochterkirche in Mittelsulz an Bedeutung, so dass nach 1529 Tabernakel und Wohnsitz des Pfarrers hierher verlegt wurden. 1588 gelangte der Taufstein von Rheinsulz in die 1544 neu erbaute Kirche in Sulz, die nach einer Pestepidemie um 1612 auch das Begräbnisrecht erhielt. Als erster Pfarrer in Sulz ist 1572 Christoph Maler überliefert [1].
Die alte, mittlerweile baufällig und zu klein gewordene Kirche St.Peter und Paul in Mittelsulz musste 1870 einem geräumigen neuromanischen Kirchenbau nach Plänen des Badener Architekten Caspar Joseph Jeuch (1811-1895) Platz machen [2]. Der an Baumeister Hans Baumann aus Villigen vergebene Rohbau konnte im Sommer 1870 unter Dach gebracht werden; ein Jahr später vollendete man den mit 125 Holzpfählen fundierten Turm [3] . Die Altar- und Deckengemälde sowie die Stationenbilder schuf der Luzerner Kunstmaler Jakob Huwiler. Altäre und Kanzel lieferte der Klingnauer Altarbauer Josef Maria Bürli, die Orgel baute Friedrich Goll von Luzern. Die vier Glocken des Geläuts von 1871 stammen von den Gebrüdern Rüetschi in Aarau. Wegen eines staatskirchlichen Konflikts konnte die Kirche erst 1891, also 20 Jahre nach ihrer Fertigstellung, durch Bischof Leonhard Haas geweiht werden.
Schon 1897 musste der Turmhelm erneuert werden. Bei der 1933 erfolgten Renovation durch Reiss und Haaga aus Rorschach wurden die originalen Farbfassungen und die Deckengemälde eliminiert. Eine nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil 1975 durch Architekt Walter Bosshart, Zürich, vorgenommene purifizierende Innenrenovation hat zu grossen Veränderungen in der Ausstattung geführt. 1978 konnte die neue Orgel von Armin Hauser, Kleindöttingen, eingeweiht werden [4].
Beschreibung:Die katholische Pfarrkirche St.Peter und Paul steht, weithin sichtbar, in erhöhter Lage am sanft geneigten Osthang über dem Dorf. Das 1869-1871 in neuromanischem Stil errichtete Gotteshaus ist ein weit gespannter Saalbau mit bündigem, dreiseitig schliessendem Chor. Die zum Dorf gerichtete Eingangsfront überragt ein eingestellter Frontturm mit hohem Nadelhelm über rundbogigen Schallöffnungen. Der obere Teil des Turms ist durch eine Eckquaderung aus gelblichem Kornbergerstein akzentuiert, das Kranzgesims mit einem Rundbogenfries verziert. Über dem rundbogigen Westeingang sind eine neugotische Masswerkrosette und ein Biforium ins Mauerwerk eingelassen [5]. Die Eingänge an den Längsseiten öffnen sich im dritten Schiffjoch von Westen.
Durch den Haupteingang betritt man eine Vorhalle, welche das Erdgeschoss des Turms einnimmt. Das Schiff wird überwölbt von einer gestreckten Korbbogentonne, deren Mittelteil über einem Konsolenfries leicht erhöht ist. Die Achsen der grossen Rundbogenfenster schliessen in halbkreisförmigen Schildbögen, die Stichkappen im Tonnengewölbe ausschneiden. Dem um einige Stufen angehobenen Polygonalchor war in der ursprünglichen, bis 1974 bestehenden Konzeption ein rechteckiger, gegenüber dem Laienhaus eingezogener Altarraum einbeschrieben. In den Resträumen des Vorjochs waren erdgeschossig auf beiden Seiten Sakristeien untergebracht, darüber öffneten sich hohe Triforien auf Choremporen. Von der ursprünglichen Dekorationsmalerei (vgl. historische Aufnahmen Bilddokumentation) wurden bei einer ersten Innenrenovation 1933 nur die von Vierpässen gerahmten figürlichen Szenen der Deckenfelder übernommen. Selbst diese Restbestände sind anlässlich der Renovation von 1975 gänzlich eliminiert worden.
Um ein Ausstattungselement des Vorgängerbaus handelt es sich bei der Holzstatue des Hl.Sebastian aus dem frühen 18. Jh. (Denkmalschutzobjekt SUL003) [6]. Von der neuromanischen Altarausstattung von 1870 sind nur noch Reste vorhanden: im Chorscheitel ein Kruzifixus, der früher vom Chorbogen herabhing; seitlich beim Westeingang die Titularheiligen der Kirche Petrus und Paulus, welche ursprünglich als Wächter zum Chorschrein gehörten.
Vom kargen Kircheninnern heben sich die bunten Glasgemälde von 1913 (Firma Huber-Stutz) und 1933 (Glasmaler Heinrich Mäder, Zürich) wohltuend ab. In der Südwand sind von Osten nach Westen dargestellt: Kirchenpatron Petrus; Erzengel Michael; Hl. Aloisius von Gonzaga; Hl. Familie auf der Flucht nach Ägypten; Hl. Niklaus von Flüe und an der Westwand Hl. Carl Borromäus. In der Nordwand folgen von Osten nach Westen: Kirchenpatron Paulus; ein Schutzengel; Evangelist Johannes; Hl. Elisabeth von Thüringen; Hl. Franziskus von Assisi sowie in der Westwand die Hl. Theresia von Lisieux.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Sulz 4178-1.
Anmerkungen:[1] Vgl. Mittler 1937, S. 90.
[2] Zur Baugeschichte vgl. Hunziker/Haupt 2011, S. 30-32; Architektenlexikon der Schweiz 1998, S. 298.
[3] Von Baumann stammen die Entwürfe für die Pfarrkirche St.Fridolin in Leibstadt (1879-1880; Bauinventar LST901), die Pfarrkirche St.Vinzenz in Stetten (1881-1884; Bauinventar STE901) und die Pfarrkirche St.Georg in Gansingen (1896-1899; Bauinventar GAN901).
[4] Vgl. Unser Sulztal 1954, S. 64-65; Unterwegs in Sulz 1999, S. 61; Hunziker/Haupt 2011, S. 30-32.
[5] Ähnliche Frontgestaltung bei der Pfarrkirche von Gansingen (Bauinventar GAN901), jedoch in schlankerer Ausführung.
[6] Andere Ausstattungsstücke befinden sich im Schweizerischen Landesmuseum. Inv. Nr. 15041/42: zwei zu einer Verkündigungsgruppe gehörige Holzstatuen, Maria und Erzengel Gabriel; H. 97 cm, gehöhlte Wandfiguren, dreiviertelrund geschnitzt aus Lindenholz, mit Resten der ursprünglichen Bemalung, um 1500 oder 16.Jh. (eventuell zur 1564 neu erbauten Kirche gehörend); Inv.Nr.14148: ein Paar Messkännchen aus Zinn, Anfang 19.Jh.; mit unbekanntem Standort: Engel aus einer Verkündigungsgruppe (Katalog Kunsthaus Zürich, Sept.-Nov. 1921, S.61, Taf. V).
Literatur:- Otto Mittler, Katholische Kirchen des Bistums Basel, Bd. 5, Olten 1937, S. 90.
- Unser Sulztal, Seine Menschen und seine Geschichte. Festschrift zur Einweihung des neuen Schulhauses und des Gemeindehauses am 8.August 1954, Sulz 1954, S.64-65.
- Unterwegs in Sulz von 1900 bis 1999, Sulz 1999, S. 61.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 153.
- Architektenlexikon der Schweiz (Hrsg. Isabelle Rucki, Dorothee Huber), Basel 1998, S. 298.
- Edith Hunziker/Isabel Haupt, Kirche und Kapelle im Sulztal/Laufenburg, Bern 2011, S. 30-35 (Schweizerischer Kunstführer).
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Planarchiv.
 

Related units of description

Related units of description:siehe auch:
DSI-SUL003 Sebastian-Statue, 18. Jh. (Dossier (Denkmalschutzinventar))

siehe auch:
DOK-SUL839.001 Röm.-kath. Pfarrkirche (= SUL901), 1870 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=13543
 

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