INV-ROT906 Sägetstrasse 160, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-ROT906
Signatur Archivplan:ROT906
Titel:Sägetstrasse 160
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2017)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Rothrist
Ortsteil / Weiler / Flurname:Säget
Adresse:Sägetstrasse 160
Versicherungs-Nr.:12
Parzellen-Nr.:750
Koordinate E:2636302
Koordinate N:1238452

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Wohl auf das 18. Jahrhundert zurückgehendes, ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das 1912 mit einer neuen Dachkonstruktion und einem neuen Wirtschaftsteil umgebaut wurde. Der äusserlich weitgehend intakt erhaltene alte Wohnteil, der seinerseits wohl in mehreren Phasen entstanden ist, zeigt Fachwerk mit teilweise durchlaufenden Eckständern sowie auffallend mächtige Schwellen. Das hoch aufragende Gehrschilddach mit Giebelründe von 1912 orientiert sich an den damals verbreiteten Heimatstilformen. In seiner prominenten, stirnseitigen Ausrichtung zur alten Fahrstrasse von Rothrist nach Zofingen bildet das Gebäude das wertvollste Einzelelement innerhalb des baulich noch recht geschlossen wirkenden Weilers Säget.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Wohnteil des bäuerlichen Vielzweckbaus dürfte nach den altertümlichen Formen des Fachwerks mit durchgehenden Eckständern und den mächtigen Schwellen samt Schlössern jedenfalls noch im 18. Jh. entstanden sein und gehörte zu einem ursprünglich strohgedeckten Hochstudhaus. Dieser bezog möglicherweise einen noch älteren, rein hölzernen Kern ein, von dem auf einer Aufnahme von 1911 noch eine später umgestaltete Partie der Stubenfront mit durchgehendem, profiliertem Brustriegel und Zwillingsfenster zu erkennen ist (vgl. Bilddokumentation). Vielleicht stand das Gebäude in einem Zusammenhang mit einer heute nicht mehr bestehenden, nordwestlich benachbarten Mühle (Vorgängerbau von Haus Eggasse 59, Vers.-Nr. 13) [1]. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1875 wird das Gebäude als „Wohnhaus mit Scheune v. Stein, Rieg u. Holz, mit 1 Tremkeller beschrieben“; es besass damals noch ein Strohdach mit Ziegelfirst und war Eigentum des Jakob Bärtschiger [2]. 1877 ging das Haus an die Söhne Jakob und Johann Bärtschiger, von denen der erstere das Haus 1882 allein übernahm. In rascher Folge werden als weitere Eigentümer 1890 Karl Jäggi, 1899 Samuel Frösch, 1901 Adolf Stambach und 1905 schliesslich Johann Lüscher genannt, welcher das Haus 1912 mit dem Ersatz des Strohdachs durch eine vollkommen neue Dachkonstruktion und dem Neubau des Ökonomieteils stark umgestalten liess [3].
1984 erfolgten Innenumbauten. 2009 wurde das Dachgeschoss zu Wohnzwecken ausgebaut und im Zusammenhang damit das Dach mit Falzziegeln neu eingedeckt [4]. Ebenfalls in den letzten Jahren ersetzte man die Fenster.
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau, der mit der Stirnseite an die alte Fahrstrasse von Rothrist nach Zofingen gestellt ist, gehört zum Weiler Säget am Fuss der zwischen Wigger- und Pfaffnerntal gelegenen Egg. Vom ursprünglich strohgedeckten Hochstudhaus stammt noch der in Fachwerk aufgeführte zweigeschossige Wohnteil, der sich heute mit einem hochaufragenden Gehrschilddach samt Ründegiebel in Heimatstilformen von 1912 und einem gleichzeitig erneuerten Ökonomieteil präsentiert. Der zweigeschossige Wohnteil erhebt sich auf einem mit Schlössern gesicherten Schwellenkranz, der mit dem auffallend mächtigen Mittelstück an der Stubenfront und einer angestückten Verlängerung nach Westen als Hinweis auf eine frühere Umbauphase des Strohdachhauses zu verstehen ist. Das Fachwerk besteht in einer lokal verbreiteten Form ohne Diagonalstreben lediglich aus Stielen und Riegeln. Es besitzt durchgehende Eckständer, in welche die Geschossrähme der Längs- wie auch der Schmalseiten eigentümlicherweise auf gleicher Höhe eingelassen sind.
Die Stubenfront zeigt eine regelmässige Befensterung mit drei, resp. zwei Einzelfenstern vor Stube und Nebenstube, die alle profilierte Fensterbänke besitzen; die Stirnseite ist unregelmässiger gegliedert. Der tennseitige Bereich der Stubenfront mit dem Vordereingang stammt in seiner heutigen Gestaltung wohl vom Umbau von 1912; zuvor lag hier halbgeschossig versetzt ein Zwillingsfenster mit durchlaufendem, profilierten Brustriegel, das wohl zur ältesten Bauphase des Hauses gehörte (vgl. Bilddokumentation). Der Wohnteil wurde damals über einen in der Folge aufgehoben Eingang an der westlichen Schmalseite erschlossen. Die nördliche Traufseite ist im Erdgeschoss massiv gemauert. Ebenfalls vom Umbau von 1912 stammt die Obergeschosslaube mit Treppenaufgang, die eine zierförmig ausgesägte Brüstung zeigt und wohl seit jeher grossflächig verglast ist.
Der 1912 in Gerüstbauweise neu aufgeführte Ökonomieteil ist in der Nutzungsabfolge Tenn-Stall-Futtertenn gegliedert (Mittertennhaus). Die Stallfronten sind in zeittypischer Weise aus zweifarbigen Sichtbacksteinen aufgemauert. Das mächtige Dach hat sich abgesehen von Dachflächenfenstern über dem Wohnteil als weitgehend geschlossenes Volumen erhalten. Die Giebelründe wie auch das ebenfalls verbretterte Giebelfeld über dem Wohnteil sind holzsichtig belassen. Am Ökonomieteil ist das Dach beidseits über gedeckte Vorfahrten herabgezogen. An die östliche Stirnseite sind Schopfanbauten angefügt (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Reste der alten Ausstattung haben sich lediglich in der Stube erhalten, die Brettertäfer mit Deckleisten, an der Ostwand stehendes, überschobenes Brettertäfer zeigt. Westlich der Stube verläuft eine Querschwelle aus Eichenholz, die mit den Nahtstellen an der Längsschwelle der Südfassade korrespondiert und vermutlich den stirnseitigen Abschluss eines älteren, kleineren Kernbaus bezeugt. Auf der Tennseite lag früher unter den halbgeschossig verschobenen Kammern ein nur um ca. einen Meter eingetiefter Keller (Inneres gemäss Kurzinventar 1995).
Anmerkungen:[1] Die Mühle bestand aus einem Wohnhaus von 1705 und einer zugehörigen Ölmühle. Die Ölmühle brannte 1894 ab; das Wohnhaus wurde 1958 durch Neubau ersetzt (vgl. Hofer 1981, Abb. 58).
[2] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
[3] Ebd. sowie Hofer 1981, Abb. 57.
[4] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Literatur:- R[olf] Hofer, Rothrist in alten Ansichten, Zaltbommel (NL), 2. Auflage, 1981, Abb. 57.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
- Gemeinde Rothrist, Baugesuchsarchiv: Umbauten 1984, 2009.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=133540
 

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