INV-LEN950 Villa Im Boll 11, 1910 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-LEN950
Signatur Archivplan:LEN950
Titel:Villa Im Boll 11
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2016)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Bollberg
Adresse:Im Boll 11
Versicherungs-Nr.:840
Parzellen-Nr.:1890
Koordinate E:2656155
Koordinate N:1249240

Chronologie

Entstehungszeitraum:1910
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2017

Dokumentation

Autorschaft:Theodor Bertschinger iun. (1875-1972), Baumeister, Lenzburg
Würdigung:Villenartig gestaltetes Wohnhaus in gepflegten neobarocken Heimatstilformen, das 1910 für Kaufmann Max Schwarz erbaut wurde. Architekt und ausführender Baumeister war wohl der bekannte, in der unmittelbaren Nachbarschaft ansässige Theodor Bertschinger (iun.). Das Gebäude tritt mit seinem tief herabgezogenen Mansarddach samt Ründegiebel am Bollberg von weither prominent in Erscheinung. Es ist am Äusseren weitgehend intakt erhalten und bewahrt auch im Inneren Teile der gepflegten bauzeitlichen Ausstattung. Als Teil der in verschiedenen Epochen entstanden Baugruppe an der Hangkante des Bollbergs, zu der auch das sogenannte „Cholerahaus“, der Schiessstand sowie die benachbarte Villa Im Boll 9 gehören (Bauinventarobjekte LEN931, 932, 954), kommt dem Gebäude auch ein erheblicher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Villa wurde gemäss Angabe im Brandkataster 1910 für den Kaufmann Max Schwarz erbaut [1]. Als Architekt wie auch als ausführender Baumeister ist wohl Theodor Bertschinger (iun.) anzunehmen, der selbst in der benachbarten Villa Bollbergstrasse 8 (Bauinventarobjekt LEN947) wohnte und zusammen mit seinem Werkhof einen ganzen Teil des Bollberghangs besass [2]. Dafür spricht auch die formale Ähnlichkeit mit dem 1913 ebenfalls von Bertschinger realisierten Wohnhaus Lindenweg 20 im Wolfsackerquartier (Teil des Gartenstadtquartiers Lindenplatz, Bauinventarobjekt LEN951).
1947 wurde das Haus durch Architekt Richard Hächler umgebaut, wobei insbesondere ein neuer Vorbau mit Windfang und einige kleinere Umgestaltungen im Inneren ausgeführt wurden [3]. 1999 erfolgte eine Aussenrenovation [4]. 2012 wurde die ehemals offene Gartenhalle im Gebäudesockel zu zusätzlichen Wohnräumen ausgebaut [5].
Beschreibung:Das grosszügige, villenartige Wohnhaus erhebt sich an der Hangkante zwischen der Schützenmatte und dem nach Westen hin abfallenden Bollberg, wo es zusammen mit dem sogenannten „Cholerhaus“ und dem fast gleichzeitig mit dem Haus erbauten Schiessstand (Bauinventarobjekte LEN931/932) auf der gegenüberliegenden Strassenseite und der benachbarten Villa Im Boll 9 (Bauinventarobjekt LEN954) eine spannungsvolle Baugruppe aus verschiedenen Entwicklungsphasen des Bollbergs bildet. Es ist in gepflegten neobarocken Heimatstilformen gehalten und präsentiert sich in einem guten Erhaltungszustand. Der verputzte Mauerbau wird von einem tief herabgezogenen, elegant geschweiften Mansarddach abgeschlossen, das mit Gehrschild und weit geschwungenem bernischem Ründegiebel am Bollberghang markant in Erscheinung tritt. Ein etwas niedrigerer, analog gestalteter Quergiebel wendet sich auf die südliche Traufseite. Das Obergeschoss des eigentlich zweigeschossigen Gebäudes ist dabei in zeittypischer Weise ganz in das Volumen des Daches einbezogen. Mit einem geschosshoch freiliegenden, talseitigen Terrassenvorbau und einem zusätzlichen Kellersockel ist erscheint das Gebäude vor allem in der Ansicht hangaufwärts besonders effektvoll in die Höhe gestaffelt.
Die Fassaden zeigen einen zeittypischen groben Besenwurf. Sie sind mehrheitlich mit regelmässig verteilten Einzelfenstern besetzt, die von schlank proportionierten Kunststeingewänden gerahmt werden und noch die bauzeitlichen hölzernen Klappläden mit kombinierten Jalousie- und Bretteinsätzen tragen. Die Fensterverschlüsse sind teils erneuert, teils stammen sie noch aus der Bauzeit. Die hangabwärts gewandte, zur Fernsicht auf den Jura ausgerichtete westliche Stirnseite ist mit drei Fensterachsen gegliedert, von denen die mittlere im Erdgeschoss mit einem Terrassenausgang besetzt ist. Die Giebelründe zeigt eine sorgfältig gestaltete Verschalung mit radial angeordneten Brettern und ruht auf zierbeschnitzten Bügen; eine Giebellaube ist auf halber Höhe angeordnet. Der talseitige Terrassenvorbau war ehemals als offene Gartenhalle mit drei Rundbogenöffnungen gestaltet; er ist heute zu Wohnzwecken ausgebaut und verglast.
Der Ründegiebel der südlichen Traufseite ist ebenfalls mit einer Laube versehen und besitzt als Blickfang zwei gegeneinander geneigte Ochsenaugen (ovale Lüftungsfenster).
Die zur Strasse gewandte östliche Stirnseite war nach ihrer Gestaltung ursprünglich vielleicht ebenfalls mit einem Ründegiebel ausgestattet, der allenfalls beim Umbau 1947 beseitigt wurde. Das mittig angelegte, risalitartig vorspringende Treppenhaus ist mit einem Eingangsvorbau von 1947 versehen, in den man das originelle bauzeitliche Türblatt mit vergitterter kreisrunder Öffnung iweder einbaute. Am einfachsten gestaltet ist die nördliche Traufseite, an der die Küche leicht über den Baukörper vor und sich mit einer eigenen Türöffnung samt flankierenden ovalen Okuli (Rundfenster, davon das westliche nachträglich ergänzt) zum Garten öffnet.
Das Hausinnere wird auf beiden Geschossen über das strassenseitig gelegene, vergleichsweise platzsparend dimensionierte Treppenhaus und jeweils einen Vorplatz im Gebäudeinneren erschlossen. In mehreren Räumen haben sich Teile der gepflegten originalen Ausstattung erhalten. Das Treppenhaus besitzt eine Holztreppe mit gedrechseltem Antrittspfosten und wie der Vorplatz einen Terrakottaboden vom Umbau von 1947. Das Esszimmer wird von einer naturbelassenen, mit Volkskunstmotiven belebten Weichholzdecke überspannt. An der Rückwand besitzt der Raum eine mit Kacheln ausgekleidete Rundbogennische, die von der Küche aus offenbar als Sitzbank beheizbar war. Im Wohnzimmer sind die Fenster mit sorgfältig gearbeiteten holzsichtigen Einfassungen samt Heizkörpergittern versehen; eine für die Entstehungszeit moderne Schiebetür verbindet den Raum mit dem Esszimmer. Die Böden zeigen Fischgratparkett.
Das Grundstück wird zur Strasse hin von einer Gartenmauer begrenzt, die sich in der Achse des Hauses mit einem grosszügigen Tor öffnet. Die beiden schmiedeeisernen Flügel hängen an gequaderten Eckpfosten mit Kugelaufsatz, die ihrerseits von zwei einschwingenden Mauerabschnitten gerahmt werden.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938. Im Baugesuchsarchiv haben sich keine Baueingabepläne erhalten.
[2] Zu Theodor Bertschinger (iun., 1875-1972) vgl. Lenzburger Neujahrsblätter, 1973, S. 34-36 (Nekrolog); Michael Hanak, Quartieranalyse Wolfsacker in Lenzburg, im Auftrag des Stadtbauamtes Lenzburg, 2015 (Stadtbauamt Lenzburg), S. 35.
[3] Pläne im Baugesuchsarchiv.
[4] Freundl. Hinweis der Eigentümerin.
[5] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Aargauer Heimatschutz AHS / Aargauer Landschaftsarchitekten BSLA, Inventar der Historischen Gärten und Anlagen des Kantons Aargau, Stadt Lenzburg, LEN-G-018.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
- Stadt Lenzburg, Baugesuchsarchiv: Umbauten 1947, 2012.
- Eigentümer: Historische Aufnahme.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132656
 

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