INV-RIN902 Oberdorfstrasse 17, 1794 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-RIN902
Signatur Archivplan:RIN902
Titel:Oberdorfstrasse 17
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2015)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Riniken
Adresse:Oberdorfstrasse 17
Versicherungs-Nr.:19
Parzellen-Nr.:138
Koordinate E:2656523
Koordinate N:1260629
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656523&y=1260629

Chronologie

Entstehungszeitraum:1794
Grundlage Datierung:Inschrift (Tenntorbogen)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Autorschaft:Franz Dägerfeld, Hafner, Brugg (Kachelofen)
Inschriften:"1794" (Tenntorbogen)
Würdigung:Am Tenntor in das Jahr 1794 datierter bäuerlicher Vielzweckbau, der zusammen mit seinem analog gestalteten Nachbarhaus eine geschlossene Häuserzeile im Dorfkern von Riniken bildet. Das Gebäude entspricht als zweigeschossiger Mauerbau mit durchlaufendem Satteldach, axial befenstertem Wohnteil und grossem Tenntorbogen dem Typus des gemauerten Juragiebelhauses und hat aussen wie innen in weitgehendem Mass seinen ursprünglichen Zustand bewahrt. Eine Rarität stellt die Ausstattung der Obergeschosswohnung dar, welche noch ganz dem Zustand des 19. Jahrhunderts entspricht und unter anderem einen vom Brugger Hafner Franz Dägerfeld signierten grünen Kachelofen aus dem Jahr 1800 bewahrt. Als eines der Kernstücke der weitgehend intakten, bäuerlich geprägten Strassenbebauung kommt dem Haus zusammen mit seinem Nachbarn (Bauinventarobjekt RIN907) hoher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach der Datierung am Schlussstein des Tenntorbogens wurde das Gebäude im Jahr 1794 errichtet. Für seinen Bau existiert noch eine Obligation von Landvogt Trachsel von Schenkenberg aus dem Jahr 1792 [1]. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1829 ist die Liegenschaft zusammen mit dem Nachbarhaus Oberdorfstrasse 15 (Bauinventarobjekt RIN908) beschrieben, das sich während des 19. Jh. und wiederum seit 1937 in den Händen derselben Familie befand. Johannes Ackermann, Eigentümer des hier beschriebenen Gebäudes, besass gemäss dem Eintrag damals „die Hälfte Antheil von einem doppelten Wohnhaus, 2 Stok hoch, mit doppeltem Scheuerwerk und angebautem Schopf , von Stein, mit Ziegeldach, nebst 2 gewölbten Kellern, wovon der Schopf und der einte Keller ganz zu diesem Theil gehört“ [2]. 1842 ging die Liegenschaft an die Söhne Hans Jakob und Samuel Ackermann über, von denen ersterer die Erdgeschoss-, letzterer die Obergeschosswohnung besass. 1883 ging die obere Wohnung an die Erben über, worauf beide Wohnungen 1884 im Eigentum des Johann Obrist vereinigt wurden. 1937 wurde das Haus von Walter Ackermann erworben, der bereits das Nachbarhaus besass.
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau bildet zusammen mit seinem typengleichen Nachbarhaus Oberdorfstrasse 15 (Bauinventarobjekt RIN908) im Ortskern von Riniken eine markante, traufständig zur Oberdorfstrasse ausgerichtete Häuserzeile, die sich bis vor kurzem in südwestlicher Richtung mit dem weniger gut erhaltenen, mittlerweile durch einen Neubau ersetzten Gebäude Oberdorfstrasse 9/11 fortsetzte. Der zweigeschossige verputzte Mauerbau ist in regionaltypischer Bauweise als Mitterstallhaus konzipiert und gliedert sich in einen westwärts zum angebauten Nachbarhaus gerichteten Wohnteil sowie die in der Nutzungsabfolge Stall-Tenn eingerichtete Ökonomie. Mit dem durch Fensterachsen streng gegliedertem Wohnteil und der grossen Bogenöffnung des Tenntors zeigt er charakteristische Merkmale des traufbetonten, gemauerten Juragiebelhauses, wie es auch im angrenzenden Fricktal verbreitet ist. Er liegt unter einem durchgehenden, geknickten Satteldach, das heute unpassend mit Welleternit eingedeckt ist.
Der Wohnteil besitzt Einzelfenster in rechteckigen Muschelkalkgewänden, wobei die vier Fensterachsen in der für die ältere Zeit typischen Weise vor Stube und Nebenstube unterschiedliche Laufweite besitzen. Die Erdgeschossfenster besitzen noch alte hölzerne Jalousieläden; die Obergeschossfenster waren wohl seit jeher ohne Läden. Der Hauseingang nimmt in ungewöhnlicher Anordnung die äussere, an das Nachbarhaus stossende Achse ein. Das charakteristische, grosse Tenntor wird von einem weit gespannten, annähernd halbrunden Segmentbogen aus Muschelkalk überspannt, der über zwei Kämpfersteinen ansetzt und am Schlussstein mit dem Baujahr 1794 versehen ist. Es bewahrt noch die alten Torflügel mit handgeschmiedeteten Nägeln und Mannstür. Auch die Stallfront besitzt noch die ursprünglichen Muschelkalkgewände. Die Heubühnenwand ist mit schartenartigen Lüftungsöffnungen besetzt.
An die freistehende östliche Stirnseite ist ein offener, hölzerner Wagenschopf unter Pultdach angefügt. An der Rückfront nach Norden besitzt der Wohnteil eine Obergeschosslaube mit Aussentreppe, die als Zugang zur Obergeschosswohnung dient. Rückwärtig ist das Dach des Ökonomieteils weit herabgeschleppt. Das segmentbogige strassenseitige Tenntor besitzt hier ein kleineres, gleichfalls mit Muschelkalkstein gerahmtes Gegenstück.
Das Hausinnere ist über einen durchlaufenden Quergang entlang der Trennmauer zum Nachbarhaus erschlossen und nach gängiger Viererteilung in Stube und Nebenstube im Vorderhaus sowie Küche und Kammern im Hinterhaus gegliedert. Die Stube besitzt Feldertäfer und -decke, die Nebenstube eine Deckleistendecke und Krallentäfer. In der Stube hat sich eine grüne Sitzkunst erhalten. Bei dem heute nicht mehr vorhandenen Ofen handelte es sich wohl um jenen, der gemäss Angabe im Kunstdenkmälerband von 1953 „Frantz Dägerfeld Haffner in Brugg 1774“ (vielleicht eher 1794?) signiert war [3]. Das Obergeschoss weist praktisch dieselbe Raumaufteilung auf, wird allerdings über einen rückwärtigen Stichgang erschlossen. Es ist seit Jahrzehnten unbewohnt und bewahrt daher praktisch die gesamte originale Ausstattung. Die Zimmer zeigen geweisste Wände und Balkendecken mit Deckleisten, dazu teils alte Brettertäfer und originale Brettertüren mit aufgedoppeltem Rahmenfries und spätbarocken Bändern. In der Stube steht ein grüner Kastenofen mit der Hafnerinschrift „Frantz Dägerfeld Hafner zu Brugg 1800“ und eine grüne, zweistufige Sitzkunst mit Sandstein-Balusterfüsschen. Auch die Küche bewahrt als Rarität eine Einrichtung des 19. Jh. mit gemauertem Herd samt Rauchhurd. Auf den Dachboden führt eine Stiege von der Küche, eine zweite war einst in der Küchenkammer vorhanden. Unter der erdgeschossigen Küche erstreckt sich ein nur von aussen zugänglicher kleiner Gewölbekeller mit rundbogigem Türgewände, möglicherweise das Relikt eines Vorgängerbaus. Im Tenn sind noch die alten Einfütterungsöffnungen zum Stall erhalten. Das Dachgerüst, ein Sparrendach mit Firstpfette auf liegendem Stuhl und auf Kniestockwänden aufliegenden Aufschieblingen, ist original erhalten. Im Lauf des 20. Jh. neu aufgeführt wurde die Giebelwand zum Nachbarhaus Oberdorfstrasse 15.
Anmerkungen:[1] Im Besitz des Eigentümers von Haus Oberdorfstrasse 15 (gemäss Kurzinventar 1995).
[2] Staatsarchiv Aargau: ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1829-1849; CA.0001/0175-0177, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1850-1937.
[3] Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 384, Anm. 9.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Michael Stettler / Emil Maurer, Die Bezirke Lenzburg und Brugg (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. II), Basel 1953, S. 184, Anm. 9.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: ZwA 1942.0001, Bezirksamt Brugg, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1829-1849; CA.0001/0175-0177, Brandkataster Gemeinde Riniken, 1850-1937.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Riniken IV-20/3.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131942
 

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