INV-BES938 Villa Gemeindehausplatz 4, 1913 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BES938
Signatur Archivplan:BES938
Titel:Villa Gemeindehausplatz 4
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Osten (2016)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Beinwil am See
Hist. Name Objekt:Villa "Daheim"
Adresse:Gemeindehausplatz 4
Versicherungs-Nr.:401
Parzellen-Nr.:1665
Koordinate E:2658008
Koordinate N:1235279
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658008&y=1235279

Chronologie

Entstehungszeitraum:1913
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Würdigung:Villa in neobarocken Heimatstilformen, die 1913 für den Zigarrenfabrikanten Arthur Eichenberger-Vogt errichtet und 1934 erweitert wurde. Der Ursprungsbau, der durch eine gepflegte, zur Entstehungszeit moderne Gestaltung auffällt, ist trotz der späteren Erweiterung in wesentlichen Merkmalen intakt erhalten. Eine Besonderheit ist die hauptsächlich vom Umbau von 1934 stammende qualitätvolle Innenausstattung in modern reduzierten Formen.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Villa wurde gemäss Angabe im Brandkataster 1913 für die Familie des Zigarrenfabrikanten Arthur Eichenberger-Vogt errichtet [1]. Dieser war an der unmittelbar benachbarten Fabrik der Gebrüder Eichenberger („Bäumli“) beteiligt (vgl. Bauinventarobjekte BES907, 921, 933, 935), bevor er 1922 die eigene Tabakfabrik „Landhaus“ gründete, die zunächst in einem Bauernhaus an der Luzernerstrasse (Vers.-Nr. 71) untergebracht war und 1943 um einen Neubau (Vers.-Nr. 626A) erweitert wurde [2]. Der Architekt des Wohnhauses ist nicht bekannt.
Eine Erweiterung des Gebäudes um Eingangsvorbau, Garage und grossflächig verglaste Gartenhalle erfolgte gemäss Angabe im Brandkataster 1934 [3].
Um das Jahr 2000 wurde die Villa sanft renoviert.
Beschreibung:Das stattliche, herrschaftliche Wohnhaus ist in den neobarocken Heimatstilformen der Jahre um 1910 gehalten. Unmittelbar gegenüber dem Schul- und Gemeindehaus gelegen, besetzt es in bester Aussichtslage die Hangkante gegen den See, tritt aber im Dorfbild weniger prominent in Erscheinung als die Fabrikantenvillen an der Luzernerstrasse (Bauinventarobjekte BES904, 933, 935-937). Beim ursprünglichen Gebäude von 1913 handelt es sich um einen zweigeschossigen verputzten Mauerbau, der von einem hohen, unten geschweiften Mansardwalmdach abgeschlossen wird und an seiner Vor- wie auch Rückseite heute um die beiden Anbauten von 1934 erweitert ist. Der in der Gesamtform kubische Baukörper ist in zeittypischer Weise an seinen verschiedenen Ansichtsseiten durch Fensteranordnung und Detailgestaltung belebt. Die zur Aussicht gewandte Ostfassade ist zweiachsig mit Doppelfenstern versehen; die übrigen Fassaden zeigen zeigen mehrheitlich Einzelfenster in leicht unregelmässiger Anordnung. Alle Fensteröffnungen werden von scharrierten Kunststeingewänden gerahmt, die noch ihre bauzeitlichen hölzernen Jalousieläden tragen. Die Fenster sind in Anlehnung an die ursprüngliche Teilung mit zwei Flügeln und feingesprosstem Obstück erneuert. Einen Blickfang bildet ein Runderker mit dreiteiligem Reihenfenster an der Südfassade, der im Obergeschoss einen Balkon mit geometrisch gestaltetem Schmiedeeisengeländer trägt. Deutlich als Rückseite gekennzeichnet ist die nach Westen gewandte Eingangsfassade mit mittigem, leicht risalitiertem Treppenhaus. Das Dach ist mit bauzeitlichen Biberschwanzziegeln eingedeckt. Die Lukarnen sind erneuert. Auf dem kurzen First sitzen zwei Knäufe.
Vor die Rückfassade gelagert ist der flach gedeckte, eingeschossige Anbau von 1934, der eine Garage sowie den Hauseingang enthält. Letzteren gestaltete man wohl in Anlehnung an die Situation im Ursprungsbau mit zwei flankierenden, in eine Rechtecköffnung eingestellten Kunststeinsäulen und zwei hochovalen Okuli (Rundfenstern) samt rautenförmigen Vergitterungen. Auf der Gartenseite liegt der zweite, zeitgleiche Anbau, der sich in der einen Hälfte als gedeckter Sitzplatz, in der anderen Hälfte als grossflächig verglaste Gartenhalle zur Aussicht hin öffnet.
Der Hauseingang öffnet sich auf ein Vestibül innerhalb des Anbaus von 1934, von dem aus das Treppenhaus im Ursprungsbau betreten wird. Ein Halbgeschoss höher liegt im Hausinnern der vergleichsweise knapp dimensionierte Vorplatz, von dem seeseitig Wohn- und Esszimmer, südseitig das Rauchzimmer und nordseitig die Küche erschlossen sind. Das Obergeschoss ist auf entsprechendem Grundriss in Zimmer geteilt. Erhalten ist im Treppenhaus die ursprüngliche Holztreppe samt Geländer und Antrittspfosten. Die Erdgeschossräume zeigen mehrheitlich eine qualitätvolle Ausstattung vom Umbau von 1934 in modern reduzierten Formen. Sämtliche Türen sind mit rahmenlosem Eichenfurnier gestaltet und mit passenden Beschlägen versehen. Im Esszimmer sind gleichfalls eichenfurnierte Täferwände zu nennen, die aus Quadraten von jeweils wechselnder Maserrichtung gebildet werden. Dazu passend sind ein Einbaubuffet und ein Kachelofen gestaltet. Die verglaste Gartenhalle ist mit einer wohl aus der Umbauzeit stammenden, qualitätvollen Blumentapete sowie mit modern gestalteten Wandleuchtern ausgestattet. Die Böden sind in diesen Räumen erneuert. Das Rauchzimmer, das am Äusseren durch den Erker in Erscheinung tritt, ist mit einem rand- und beinahe fugenlosen furnierten Hartholztäfer ausgekleidet und besitzt noch einen Fischgratparkett. Die Böden der Obergeschosszimmer sind erneuert. Als Besonderheit besitzen alle Zimmer eigene, noch im Ursprungszustand erhaltene Waschbecken, desgleichen das Vestibül, wo das Waschbecken von einer schön gekachelten Nische gefasst wird. Das Dachgeschoss ist modern ausgebaut.
Zum Gehweg hin ist der Vorgarten von einer Einfriedung umgeben, die noch ein Gartentor mit neobarock geschweiften, aus Brettern gefertigten Türflügeln wohl aus der Bauzeit besitzt.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
[2] Vgl. Hektor Ammann et al., Lenzburg – Kulm. Heimatgeschichte und Wirtschaft (Bezirkschroniken des Kantons Aargau, Bd. 3), Zürich / Aarau 1947, Inserateteil, S. 110f.; VAMUS, Datenbank Industriekultur: http://www.vamus.ch/industriekultur/index.cfm, Art. 'A. Eichenberger Tabakfabrik Landhaus' (Zugriff 24.11.2016) (Zugriff 24.11.2016).
[3] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; 0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131200
 

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