INV-BES927 Wühristrasse 28, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BES927
Signatur Archivplan:BES927
Titel:Wühristrasse 28
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2016)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Beinwil am See
Ortsteil / Weiler / Flurname:Tschuepli
Versicherungs-Nr.:189
Parzellen-Nr.:1835
Koordinate E:2657467
Koordinate N:1235312
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657467&y=1235312

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung
Nutzungen:19. Jh. Wagnerei

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Sicherlich noch auf das 18. Jahrhundert zurückgehendes, ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, in dem lange eine Wagnerei betrieben wurde. Der bäuerliche Vielzweckbau, der um 1900 einen zweiten, talseitigen Wohnteil erhalten hat, besitzt mit drei Hochstüden (Firstständern) samt First und Unterfirst sowie einigen im Bohlenständerbau errichteten Binnenwänden noch wesentliche konstruktive Merkmale aus seiner Entstehungszeit. Auch in seiner äusserlichen Gesamterscheinung ist das Gebäude mit der biedermeierlich geprägten Stubenfront intakt erhalten. Ein bemerkenswertes Detail sind insbesondere die aus dem mittleren 19. Jahrhundert stammenden Fenster im Obergeschoss.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der als Hochstudhaus errichtete bäuerliche Vielzweckbau dürfte nach seinen konstruktiven Merkmalen sicherlich noch auf das 18. Jh. zurückgehen. Er stand zur Entstehungszeit weitgehend allein in der näheren Umgebung, wie noch die Michaeliskarte um 1840 dokumentiert (vgl. Bilddokumentation). Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 erscheint er als „Wohnhaus mit Bescheuerung von Holz mit Strohdach“, im Eigentum des Heinrich Eichenberger [1]. Seit diesem Zeitpunkt und noch bis ins frühe 20. Jh. wurde darin eine Wagnerei betrieben. Bauliche Erneuerungen sind für 1831 und 1838 verzeichnet. Vielleicht fand in dieser Zeit eine vergleichsweise geringfügige bergseitige Erweiterung statt, die an der Dachkonstruktion abzulesen ist. Nach dem Brandkatastereintrag von 1850 mass das Gebäude 50 mal 33 Fuss, es besass nun einen Ziegelfirst und war teilweise „von Mauer“ gebaut, was auf Umgestaltungen am Wohnteil hinweist. Erst im nächsten Brandkatastereintrag von 1876 taucht zudem „Rieg“ als Baumaterial auf. Die im Fachwerkbau erstellte Stubenfront mit der axialen Einzelbefensterung könnte demnach zwischen 1850 und 1876 ausgeführt worden sein. 1893 wurde das Gebäude vollständig auf Ziegel umgedeckt. Eine ebenfalls im Dach abzulesende talseitige Verlängerung um rund drei Meter erfolgte wohl gemeinsam mit dem Einbau eines zweiten Wohnteils zu diesem Zeitpunkt oder auch erst in der Zeit um 1920, aus der die Fenster dieses Gebäudeteils datieren.
Seit den 1980er Jahren wurden im Inneren sukzessive verschiedene Erneuerungen vorgenommen.
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau erhebt sich auf vergleichsweise steilem Terrain auf halber Höhe der alten Strasse vom Dorf zu dem am Abhang des Hombergs gelegenen „Zihl“. Es handelt sich um ein Hochstudhaus, das mit seiner Stubenfront nach Süden ausgerichtet ist und von einem für den Bautypus charakteristischen, hochragenden Vollwalmdach abgeschlossen wird. Das Dachgerüst ist eine Konstruktion aus drei Hochstüden (Firstständern), die samt First und Unterfirst erhalten sind und starke Russschwärzung zeigen. Der bergseitige Hochstud zeigt Blattsassen von früheren Sperrafen; auch wurde hier der Unterfirst teilweise ersetzt, vielleicht im Zusammenhang mit einer geringfügigen Verlängerung des Hauses. Talseitig ist eine deutliche Verlängerung mit jüngeren Hölzern ohne Russschwärzung deutlich ablesbar. In jüngerer Zeit wurden die südseitigen Rafen ersetzt. Die Eindeckung besteht heute aus neuen Biberschwanzziegeln.
Ursprünglich teilte sich das damals vollständig hölzerne Gebäude wohl in den bergseitigen Wohnteil und die in der Nutzungsabfolge Tenn-Stall gegliederte, seeseitige Ökonomie. Heute präsentiert sich die nachträglich erneuerte Stubenfront als verputzte Fachwerkwand mit einer biedermeierlich geprägten Einzelbefensterung in fünf Achsen, wobei im Obergeschoss noch die ursprünglichen, in zwei mal vier Felder geteilten Fensterflügel aus der Mitte des 19. Jh. erhalten sind. Die vielleicht ebenfalls nachträglich aufgemauerte bergseitige Stirnwand ist nach einem verbreiteten Muster über die Stubenfront vorgezogen.
Die Brandkataster erwähnte Wagnerei lag vielleicht talseitig an der Stelle des ursprünglichen Stalls. Diese wird heute von einem zweiten, gemauerten Wohnteil eingenommen, dessen Stirnwand ebenfalls vorgezogen ist. Sein Obergeschoss weist drei Einzelfenster in ähnlichen Proportionen wie am ursprünglichen Wohnteil auf, das Erdgeschoss hingegen ein grosses liegendes Rechteckfenster, deren Verschlüsse sämtlich aus der Zeit um 1920/30 stammen. Die östliche Stirnwand ist nur spärlich befenstert. Von der Ökonomie ist der Bereich des Tenns samt dem wohl aus dem 19. Jh. stammenden Tenntor erhalten.
An der zum Hang gerichteten Stirnseite ist das Gebäude heute durch einen jüngeren Schopfanbau verdeckt. Die nach Norden gerichtete Rückfassade liegt vom Wohnteil nur ein schmaler Abschnitt neben dem Tenn frei, der von zwei Fensterachsen belichtet ist und den früheren Hauseingang umfasst. Die Obergeschossfenster des sind seit geraumer Zeit verschlossen. Vor der Nordwestecke liegt ein weiterer Anbau an. Als Hauseingang dient heute das erneuerte Tenntor. Auf der Rückseite des talseitigen Wohnteils schliesst ein Schleppdachanbau an, an den wiederum ein weiterer Anbau anschliesst (beide nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Im Inneren sind die beiden Wohnteile jeweils auf beiden Stockwerken separat vom Tenn aus zu betreten. Der ursprüngliche, bergseitige Wohnteil ist im Erdgeschoss teilweise erneuert. Im Bereich der heute zusammengelegten Stube und Nebenstube wurden die Täferverkleidungen der Wände entfernt und der Boden abgegraben, die begonnenen Umbauten aber nicht abgeschlossen. Die bergseitige Stirnmauer wurde um 1980/90 mit Backsteinen neu aufgemauert. Die Obergeschosszimmer haben sich weitgehend im Zustand des 19. Jh. erhalten. Sie zeigen Trennwände mit liegend eingenuteten Bohlen, zwischen dem westlichen Zimmer und dem rückwärtigen Längsgang zudem eine Trennwand aus stehenden Bohlen, mit kleiner Lichtöffnung. Der talseitige zweite Wohnteil zeigt eine einfache Ausstattung aus dem frühen 20. Jh.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Peter Steiner et al., Pfarrei Reinach: Kirchenbuchdaten (1549-1820), Häuserfotos (1872-2012). Reinach, Leimbach, Menziken, Burg, Beinwil am See, CD-Rom, Hrsg.: Historische Vereinigung Wynental, 2012.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131197
 

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