INV-BES929 Hombergstrasse 6, 1811 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BES929
Signatur Archivplan:BES929
Titel:Hombergstrasse 6
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2016)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Beinwil am See
Adresse:Hombergstrasse 6
Versicherungs-Nr.:217
Parzellen-Nr.:466
Koordinate E:2657709
Koordinate N:1235418
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657709&y=1235418

Chronologie

Entstehungszeitraum:1811
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"HEB 1811" (Schlussstein Hauseingang)
Würdigung:Am Hauseingang in das Jahr 1811 datierter bäuerlicher Vielzweckbaum, der in Mischbauweise errichtet ist und von einem hohen, von Anfang an ziegelgedeckten Krüppelwalmdach abgeschlossen wird. Das Gebäude, das in seinen Bauformen eine Zwischenstellung zwischen den älteren Hochstudhäusern und der jüngeren Hausgeneration des Biedermeier einnimmt, bildet ein wertvolles Zeugnis für diese mittlere Hausgeneration. Es hat in seiner äusserlichen Erscheinung die ursprüngliche Grundform mit den beiden gemauerten Stirnseiten und der geschlossenen Dachfläche wie auch die Stubenfront mit dem noch barock geprägten Hauseingang und der Gliederung des Obergeschosses bewahrt, während das Erdgeschoss mit der axialen Einzelbefensterung spätklassizistisch überformt wurde.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der bäuerliche Vielzweckbau trägt am Hauseingang die Initialen „HEB“ sowie die Jahrzahl 1811, wobei sich die Bauinschrift mit grosser Wahrscheinlichkeit auf einen Neubau bezieht, evtl. aber auch auf einen Umbau unter Verwendung älterer Gebäudeteile. Die Brandkatastereinträge lassen sich nur bis zum Jahr 1871 zurückverfolgen, als das Gebäude aus unbekannten Gründen unter einer neuen Nummer eingetragen wurde. Es befand sich damals im Besitz von Jakob Hintermann und wurde als „Wohnhaus & Scheune von Stein & Holz, 1 Gew[ölbe-] & 1 Tremkeller mit Ziegeldach“ beschrieben [1]. 1892 erfuhr die Liegenschaft eine deutliche Wertsteigerung, die vielleicht mit dem Anbau der quergiebligen Scheune in Verbindung zu bringen ist. Um 1900 war der langjährige Gemeindeammann Jakob (Rudolf) Hintermann Eigentümer, bevor er das Haus 1910 an Erwin Halter, Landwirt verkaufte, welcher die heute noch bestehende Mosterei einrichtete. 1911 liess Rudolf Halter, Bruder des Eigentümers, für seine Schlosserei den talseitigen Werkstattanbau errichten [2].
Im Lauf des 20. Jh. wurde der Stallbereich aufgemauert und der Wohnteil im Inneren wohl mehrfach umgebaut. Seit 2006 dient der ehemalige Stall als Ladenlokal [3].
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau ist, knapp oberhalb des Bahnhofs, im ansteigenden Gelände längs zur Hombergstrasse gestellt. Es handelt sich um ein in Mischbauweise erstelltes Gebäude von stattlichen Abmessungen, das in traufbetonter Stellung von einem sicherlich schon ursprünglich ziegeldeckten, weit herabgezogenen Krüppelwalmdach abgeschlossen wird. In Grundanlage wie auch Detailformen nimmt es eine Zwischenstellung zwischen den älteren, strohgedeckten Hochstudhäusern und der jüngeren, biedermeierlichen Hausgeneration mit Ziegeldach und axial befenstertem Wohnteil ein. Der langgestreckte Baukörper wird von zwei gemauerten Stirnwänden begrenzt, die in einer für die ältere Hausgeneration typische Weise über die Flucht der Vorderfront vorgezogen sind; dazwischen liegen talseitig der zweigeschossige Wohnteil, bergseitig die Ökonomie in der Nutzungsabfolge Wohnteil-Tenn-Stall.
Die mehrheitlich verputzte Stubenfront zeigte schon um 1900 im wesentlichen ihre heutige Erscheinung (vgl. Bilddokumentation). Ursprünglich handelte es sich wohl um eine Bohlenständerwand, worauf der profilierte Brustriegel im Obergeschoss, die Pfettenstreben und die noch barock proportionierten, in der Mitte paarweise angeordneten Fensteröffnungen hinweisen (das talseitige Doppelfenster ist jüngeren Datums). Ebenfalls zum ursprünglichen Bestand gehört der dem Tenn benachbarte, barock gestaltete Hauseingang, der von einem profilierten, hölzernen Stichbogengewände gerahmt wird und im Schluss-„Stein“ die Bauinschrift „HEB 1811“ trägt. Er war früher sicherlich wie die übrigen Holzelemente steinfarben grau gestrichen. Die Haustür ist ersetzt. Wohl im späteren 19. Jh. oder um 1900 wurde das Erdgeschoss neu aufgemauert und mit einer spätklassizistischen Einzelbefensterung in fünf leicht unregelmässig verteilten Achsen versehen. Die Fenster werden von Holzgewänden mit Blockbänken gerahmt und tragen hölzerne Jalousieläden. Spätestens mit der Umgestaltung des Erdgeschosses wurde die Fassade verputzt; der heutige Besenwurf stammt aus der Zeit um 1900.
Die gemauerte Stirnseite ist mit kleinen Einzellichtern in zwei unregelmässig gesetzten Achsen vergleichsweise spärlich befenstert. Die Ökonomie bewahrt noch das Tenntor aus dem 19. Jh. Der im Verlauf des 20. Jh. ummauerte Stall ist heute zu einem Verkaufslokal umfunktioniert. Stärker verändert ist die rückwärtige nördliche Traufseite, die um eine zusätzliche Raumschicht erweitert wurde und heute mit der vorgezogenen Stirnmauer fluchtet. Das durchgehende Krüppelwalmdach zeigt einen auffällig hochliegenden Knick und ist vor der gesamten Vorderfront zu einem weiten Vorschermen herabgezogen. Es ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt und zeigt insbesondere zur Strasse eine ungestörte, geschlossene Dachfläche. (Inneres nicht gesehen.)
An der Nordwestseite schliesst quer zum First ein vertikal verbretterter Scheunenanbau an, der vielleicht von 1892 stammt (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).Über einen offenen Schuppen ist er mit der weiter nördlich gelegenen, freistehenden Scheune Vers.-Nr. 216 zusammengebaut.
An die talwärts gerichtete östliche Stirnseite des Hauptbaus lagert sich auf etwas tieferem Niveau der Flachdachanbau von 1911, der ursprünglich eine Schlosserei beherbergte (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
[2] Springer / Gehrig 2008, S. 14-17.
[3] Baugesuchsarchiv.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Peter Steiner et al., Pfarrei Reinach: Kirchenbuchdaten (1549-1820), Häuserfotos (1872-2012). Reinach, Leimbach, Menziken, Burg, Beinwil am See, CD-Rom, Hrsg.: Historische Vereinigung Wynental, 2012 (hist. Aufnahme).
- Fritz Springer / Alice Gehrig, Die Familien Halter in Beinwil am See, in: Heimatkunde aus dem Seetal, 81. Jg. (2008), S. 5-22, hier S. 14-17.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
- Gemeinde Beinwil am See, Baugesuchsarchiv: Umbau 2006.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131009
 

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