INV-TUR903 Ref. Pfarrkirche mit Pfarrhaus, 1959-1960 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-TUR903
Signatur Archivplan:TUR903
Titel:Ref. Pfarrkirche mit Pfarrhaus
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2015)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Turgi
Adresse:Kirchweg 2
Versicherungs-Nr.:440, 448
Parzellen-Nr.:83
Koordinate E:2661462
Koordinate N:1260542
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2661462&y=1260542

Chronologie

Entstehungszeitraum:1959 - 1960
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (ev.-ref.)
Epoche / Baustil (Stufe 3):Nachkriegsmoderne

Dokumentation

Autorschaft:Dubach & Gloor (Hans Dubach und Walter Gloor), Architekten, Bern,
Würdigung:1959/60 nach Plänen der Architekten Dubach & Gloor, Bern, errichtete reformierte Pfarrkirche in einfachen, betont modernen Formen. Der geschickt in die knapp bemessene Parzelle einbeschriebene Kirchenbau mit freistehendem Glockenturm erscheint von Westen her als kubisch spannungsvolle Baugruppe und bildet damit auch gestalterisch einen Gegenpol zur praktisch gleichzeitig auf der anderen Seite des Bahnhofs realisierten katholischen Pfarrkirche (Bauinventarobjekt TUR902).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Auch nach der politischen Trennung Turgis von Gebenstorf blieben die Angehörigen beider Konfessionen nach Gebenstorf kirchgenössig, und der Wunsch nach eigenen Gotteshäusern blieb vorerst unrealisiert [1]. Praktisch gleichzeitig mit dem katholischen Kirchenbauverein (vgl. Bauinventarobjekt TUR902) wurde 1936 ein reformierter kirchliche Gemeindeverein gegründet und von den Fabrikanten Dr. Hans Landolt-Zai und Gustav Bebié mit einem Kirchenbauplatz von 21 Aren unmittelbar neben der damaligen Bronzewarenfabrik BAG Turgi beschenkt. 1958 erhielten die Reformierten ein eigenes Pfarramt innerhalb der Kirchgemeinde Birmenstorf-Gebenstorf-Turgi. Nach längeren Aktionen zur Geldsammlung veranstaltete man 1957 einen Wettbewerb auf Einladung unter fünf Architekturbüros. Nach der Empfehlung des Preisgerichts sollten das erstrangierte Projekt „Credo“ der Architekten Dubach & Gloor, Bern, wie auch das zweitrangierte der Architekten Loepfe & Hänni, Baden überarbeitet werden; die Baukommission entschied sich aber, den erstrangierten Architekten direkt den Auftrag zu erteilen. Hans Dubach (1896-1963) und Walter Gloor (geb. 1896) führten seit 1929 ein gemeinsames Büro in Bern, das sich im protestantischen Kirchenbau überregional einen Namen machte und im Kanton Aargau auch etwa die reformierten Kirchen von Muri (1954/55) und Strengelbach (1967/68) realisierte [2]. Weitere Teilnehmer des Wettbewerbs waren die Architekten Dieter Boller, Baden, Hans Hauri, Reinach, sowie Walter Hunziker, Brugg.
Der nach Plänen von Dubach & Gloor ausgeführte Neubau wurde am 29. Mai 1960, nur ein Jahr nach der katholischen Christkönigskirche, eingeweiht. Gartenbauer Eugen Moser, Lenzburg, gestaltete den Aussenraum. Das Künstlerehepaar Paul und Simone Hänni-Bozon, Baden, schuf die Glasmalereien von neun kleinformatigen Fenstern; das Geläute wurde von der Firma Rüetschi AG in Aarau geliefert.
Eine Renovation mit Aussenwärmedämmung von Kirche und Pfarrhaus erfolgte 1992 [3]. 2013 beschloss die Kirchgemeinde Birmenstorf-Gebenstorf-Turgi den Abbruch der Kirche und ihren Ersatz durch einen Neubau mit Alterswohnungen und Andachtsraum. Ein entsprechender Wettbewerb wurde im Januar 2014 abgeschlossen, während gleichzeitig öffentliche Kritik am beabsichtigten Abbruch der Kirche laut wurde. Anfang 2015 verfügte die Gemeinde ein vorläufiges Abbruchverbot für die als kommunales Schutzobjekt eingestufte Kirche [4].
Beschreibung:Die nördlich des Bahnhofs gelegene Kirche erhob sich zu ihrer Entstehungszeit unmittelbar neben dem heute nicht mehr bestehenden, grossvolumigen Bau der Bronzewarenfabrik BAG Turgi (1971 abgebrochen; vgl. histor. Aufnahme). Das Gotteshaus mit angegliederter Gemeindestube, das Pfarrhaus und der freistehende Glockenträger bilden eine schlicht gestaltete, harmonische Baugruppe, die sich ideal in das knapp bemessende Terrain einfügt und gegen das Dorf hin einen offenen Vorplatz besitzt. In den Formen ist die Baugruppe deutlich moderner und zurückhaltender gestaltet als die nur wenige Jahre früher entstandenen Kirchenbauten derselben Architekten wie etwa jener in Muri (vgl. Bauinventarobjekt MUR924).
Von der westlichen Zugangsseite her erscheint der pultdachgedeckte Kirchenraum als unregelmässiger prismatischer Baukörper. Die Platzfassade steigt vom Glockenturm weg an und wird von einem grossen, durch vertikale Betonlamellen unterteilten Fenster gegliedert. Der Zugang erfolgt über eine verglaste Vorhalle, an die über Eck der Glockenturm angefügt ist, ein zweiseitig offenes Betonjoch, in das vertikal übereinander fünf Glocken eingehängt sind. Weniger dynamisch erscheint die Volumetrie des Baukörpers von Süden, wo der eingeschossige Vorbau des Gemeindesaals vor einer rechteckigen Wandfläche mit dem horizontalen Dachabschluss liegt. An der niedrigeren Nordseite schliesst, durch einen Garagenbau verbunden und in der Fassadenflucht zweifach abgetreppt, das Pfarrhaus an, ein eher unscheinbar gestalteter zeittypischer Flachdachbau. Durch die 1992 aufgebrachte verputzte Aussenwärmedämmung wurde der ursprüngliche Kontrast von grobem Wandverputz und Sichtbetonflächen an Turm und Dachabschluss etwas abgeschwächt.
Der Innenraum ist mit parallelen Bankreihen quer zur Dachneigung orientiert, wobei die innen vertäferte Decke zur südlichen Rückwand hin stufenartig ansteigt. Die Orgelempore wird von einer weit in den Kirchenraum reichenden Treppe erschlossen. Orgelgehäuse, Kanzel und Abendmahlstisch wie auch die Faltwand zum Gemeindesaal sind gepflegte Schreinerarbeiten in den zurückhaltenden Formen der 60er Jahre. Die von BAG gelieferten Lampen besitzen konische Kupferhüte. In der Ostwand öffnet sich eine Reihe von neun quadratischen Fensterchen mit Kunstverglasungen von Paul und Simone Hänni-Bozon, Baden, darstellend die vier Evangelistensymbole und fünf Szenen aus dem Leben Jesu.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Festschrift 1960, S. 13-19 u. Gutachten IBID 2014, S. 4.
[2] Zu Dubach & Gloor vgl. Gutachten IBID 2014, S. 6 (zusammenfassend) u. 9-11; zur reformierten Kirche von Muri vgl. Kurzinventarobjekt MUR924.
[3] Gutachten IBID 2014, S. 5.
[4] Gemäss Chronologie auf der Webseite der Kirchgemeinde http://www.refkirche-bgt.ch (Zugriff 2.3.2015) und Mitteilungen der Gemeinde.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Festschrift zur Einweihung der Evangelisch-Reformierten Kirche Turgi, Sonntag, den 29. Mai 1960, Turgi 1960
- Adolf u. Jürg Haller, Chronik von Turgi (2., erweiterte Auflage) Turgi 1984, S. 132.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 136.
- Josef Tremp, Moderne Kirchenbauten im Bezirk Baden, in: Badener Neujahrsblätter, 1969, S.3-15, hier S. 11f.
Quellen:- Gutachten zur Schutzwürdigkeit. Kirchweg 2, 5300 Turgi. IBID AG, Winterthur, Basil Marty, 2014.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129075
 

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