SAK-OBS002 Obersiggenthal, Reformiertes Kirchenzentrum, 1984-1985 (Dossier (Spezialinventare))

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Signatur:SAK-OBS002
Signatur Archivplan:SAK-OBS002
Titel:Obersiggenthal, Reformiertes Kirchenzentrum
Ansichtsbild:
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Bezirk:Baden
Gemeinde:Obersiggenthal
Adresse:Oberdorfstrasse 7
Parzellen-Nr.:80
Grundbuch-Nr.:187
Koordinate N:1260161
Koordinate E:2664109
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2664109&y=1260161
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (ev.-ref.)
Entstehungszeitraum:1984 - 1985
Autorschaft:Rico Merlo (Merlo und Singer), Gebenstorf
Bau- und Nutzungsgeschichte:Ref. Kirche mit Kirchgemeindezentrum, ehem. Sigristenwohnung und Kindergarten:
1959 wird Land für eine Kirche in Nussbaumen gekauft, das später gegen das jetzige Grundstück eingetauscht wird. 1966 wird ein gebrauchter Holzpavillon als Provisorium aufgestellt. 1968 kommt ein Pfarrer nach Nussbaumen, der ab 1969 im neu erbauten Pfarrhaus wohnt [1]. Die Architekten des Pfarrhauses, Hänni und Haenggli aus Baden, planen bereits 1967 zusammen mit dem Pfarrhaus ein Kirchenzentrum, das jedoch nicht umgesetzt wird [2]. 1973 entsteht eine "Arbeitsgruppe Kirchenbau Nussbaumen" [3]. 1981 findet ein Wettbewerb zum Kirchenbau statt, den Merlo und Singer gewinnen. 1982 wird auf Wunsch der politischen Gemeinde ein Kindergarten in das projektierte Kirchenzentrum integriert. 1984 wird mit dem Bau begonnen [4]. 1985 werden drei Glocken in der Glockengiesserei Rüetschi, Aarau, gegossen und sowohl der Kindergarten als auch das Kirchenzentrum eingeweiht [5]. Nachträgliche Umbauten oder grössere Renovierungen haben nicht stattgefunden [6].
Beschreibung:Der flachgedeckte und asymmetrische, rote Backsteinbau beinhaltet den Kirchenraum, Räumlichkeiten eines Kirchgemeindehauses, eine Sigristenwohnung sowie einen Kindergarten. Der Grundriss des Baus entspricht etwa einem Dreieck; die Fassaden sind mit mehreren Vor- und Rücksprüngen gegliedert und auch die Höhen sind gestaffelt. Der grössere, zur Strasse gelegene Bereich des Kirchenzentrums hat eher geschlossene Fassaden, sein Untergeschoss ist teilweise sichtbar. Auch beim angebauten südwestlichen Baukörper mit Kirchgemeinderäumen im UG, Kindergarten im EG und einer Wohnung im OG ist das Gelände teilweise abgegraben. Der Haupteingang befindet sich in der diagonal von der Strasse in den Garten verlaufenden, eingeschossigen Südost-Fassade. Er wird betont durch ein grosses Vordach sowie durch einen gedrungenen Glockenturmstumpf an seiner linken Seite. Die rechte, geschlossene Fassadenseite ist in drei Ebenen gestaffelt, wobei in den zwei Stirnseiten Buntglasfenster sitzen. Der zweite Eingang liegt in der anschliessenden Nordfassade im UG, das Gelände ist hier seitlich tief abgegraben. Dieser Eingang ist weit zurückversetzt und bildet eine zweigeschossige, von einem Sichtbetonvordach horizontal getrennte Glasfront zwischen den flankierenden Backsteinwänden aus. Die Westfassade ist im Bereich des Kirchenzentrums wenig durchfenstert. Der Kindergarten und die darüberliegenden Wohnung werden von der Westseite aus erschlossen. In diesem Bereich ist die Fassade mit unterschiedlich grossen Fenstern und Balkonen kleinteilig gestaltet. Generell wird am Aussenbau als Kontrast zum roten Backstein der Wände mit Sichtbetonelementen, wie auskragenden Vordächern, Brüstungen und Decken sowie den Schallöffnungen des Glockenturms, gearbeitet; die Metallfenster sind bordeauxfarben.
Im Inneren dominiert im EG des Kirchenzentrums ein grosses Foyer, von dem aus der Kirchenraum, der Kirchgemeindesaal, Unterrichtszimmer und Nebenräume sowie über eine Treppe das UG erschlossen werden. Der Raum wird belichtet über raumhohe Fenster gegen Süden sowie durch ein pyramidenförmiges Oberlicht in der Decke vor der dem Eingang gegenüberliegenden Wand. Das Oberlicht beleuchtet einen von Ruth von Fischer (*1911) [7] entworfenen Wandteppich. Die Wände sind aus rotem Backstein, der Boden ist mit dunklen Natursteinplatten belegt und die Decke mit Holz verschalt. Der Kirchenraum mit dreieckigem Grundriss liegt an der vorderen Strassenecke. Die Wände des Raumes sind ebenfalls aus rotem Backstein, die Decke ist holzverschalt und der Boden ist mit Parkett belegt. Belichtet wird der Kirchenraum durch die beiden Buntglasfenster von F. Strebel (1920-1997) [8] in der Aussenwand sowie über eine im Grundriss L-förmige Reihe Oberlichter über dem Altarbereich. Auffällig ist die Tragstruktur der Decke: Längs über den Raum spannen Sichtbetonbalken, die beim Altarbereich einen dreieckförmigen Aufsatz haben, an den die Oberlichter seitlich anschliessen. Die mit Holzbrettern verschalte Decke bildet die Querträger als Ausbuchtung ab. Die hellgelbe Backsteinwand samt Backsteinbogen im Altarbereich hat Hans Anliker aus Scherz (*1938) entworfen [9]. Der Kirchgemeindesaal wird durch einen auf Flankenwänden aus Backstein liegenden Sichtbetonträger und einer flexiblen Holzwand vom nebenliegenden Kirchenraum abgegrenzt. Er ist abgesehen von einer grossen Fensterfront, die über dem Eingang ins UG liegt, in seiner Materialität und Tragstruktur wie der Kirchenraum gestaltet.
Im grosszügigen Eingangsfoyer im UG wird ein Barbereich abgeteilt. Ein angrenzender, längsrechteckiger Saal mit Kamin kann mittels einer flexiblen Trennwand vom Foyer abgetrennt werden. Des weiteren befinden sich im UG Unterrichtszimmer sowie Luftschutzräume. Auch hier sind die Wände aus rotem Backstein, der Boden ist jedoch mit hellen Kunststeinplatten belegt.
Würdigung:Das 1984-85 von den Architekten Merlo und Singer, Gebenstorf, erbaute Kirchenzentrum beinhaltet auch einen Kindergarten und eine Sigristenwohnung. Diese Multifunktionalität, aber auch die Materialität des Baus mit roten Backsteinwänden, Sichtbetonelementen und bordeauxfarbenen Metallfenstern sowie die Organisation des Grundrisses mit Vor- und Rücksprüngen und der Vermeidung von Axialität sind typische Entwurfsprinzipien der 1980er Jahre.
Anmerkungen:[1] Immanuel Leuschner: Die reformierte Kirchgemeinde Baden. Hrsg. von der refor-mierten Kirchgemeinde Baden im Jahr 1989 zum Jubiläum "275 Jahre reformierte Kirche in Baden", o.O. 1989, S. 118-120.
[2] Planunterlagen im Archiv ref. Kirchgemeinde Baden in Nussbaumen.
[3] Reformierte Kirchgemeinde Baden. Geschichte des Baus der reformierten Kirche in Nussbaumen, Typoskript 28.7.1984; S. 2. Archiv ref. Kirchgemeinde Baden in Nussbaumen.
[4] Ebd., S. 5-8.
[5] Das reformierte Kirchenzentrum in Nussbaumen, Typoskript 20.5.2005. Archiv ref. Kirchgemeinde Baden in Nussbaumen.
[6] Angaben von Erich Bugmann, Sigrist, Gespräch vom 12.8.2009.
[7] http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx Stand vom 20.8.2009.
[8] Das reformierte Kirchenzentrum in Nussbaumen, Typoskript 20.5.2005. Archiv ref. Kirchgemeinde Baden in Nussbaumen; http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx Stand vom 20.8.2009.
[9] Das reformierte Kirchenzentrum in Nussbaumen, Typoskript 20.5.2005. Archiv ref. Kirchgemeinde Baden in Nussbaumen; http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx Stand vom 20.8.2009.
Literatur:- Immanuel Leuschner: Die reformierte Kirchgemeinde Baden. Hrsg. von der reformierten Kirchgemeinde Baden im Jahr 1989 zum Jubiläum "275 Jahre reformierte Kirche in Baden", o.O. 1989, S. 118-120,128
- Reformierte Kirchgemeinde Baden. Geschichte des Baus der reformierten Kirche in Nussbaumen, Typoskript 28.7.1984. Archiv ref. Kirchgemeinde Baden in Nussbaumen
- Der architektonische Bogen setzt Akzente, in: Badener Tagblatt 24.11.1984
- Das reformierte Kirchenzentrum in Nussbaumen, Typoskript 20.5.2005. Archiv ref. Kirchgemeinde Baden in Nussbaumen
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
Standort:Archiv Denkmalpflege
Behältnis:Säulenhaus, 1. OG, Inventar
Verzeichnungsstufe:Dossier (Spezialinventare)
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128153
 

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