SAK-MWI003 Möriken-Wildegg, Reformierte Pfarrkirche, 1949-1950 (Dossier (Spezialinventare))

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Signatur:SAK-MWI003
Signatur Archivplan:SAK-MWI003
Titel:Möriken-Wildegg, Reformierte Pfarrkirche
Ansichtsbild:
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Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Möriken-Wildegg
Adresse:Oberdorfweg 4
Parzellen-Nr.:1270
Grundbuch-Nr.:24
Koordinate N:1251770
Koordinate E:2656000
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2656000&y=1251770
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (ev.-ref.)
Entstehungszeitraum:1949 - 1950
Autorschaft:Loepfe und Hänni, Baden
Bau- und Nutzungsgeschichte:Wohl im 12. Jh. entsteht in Möriken eine Kapelle mit halbrunder Apsis. Mitte des 16. Jh. wird die damalige Kirche um einen polygonalen Chor und einen Glockenturm ergänzt. 1554 wird der Taufstein aufgestellt und 1660 wird der Bau nach Norden erweitert [1]. Ab 1937 besteht eine "Kommission zur Förderung eines Kirchen-Neubaus in Möriken" [2]. Da die Kirche in Möriken damals im Besitz der politischen Gemeinde ist, beschliesst diese 1942 den Kirchenneubau. Dagegen erhebt jedoch der aargauische Regierungsrat wegen der Trennung von Kirche und Staat Einspruch [3]. Der Altbau steht zudem unter Denkmalschutz, daher erstellt der Heimatschutz ein Modell, bei dem die alte Kirche erhalten und mit einem Neubau verbunden würde. 1946 besteht die Kirchgemeinde in einer Sitzung jedoch auf dem Abbruch des Altbaus und einem Kirchenneubau [4]. Bis vors Bundesgericht geht der Streit mit einer staatsrechtlichen Beschwerde, die abgelehnt wird [5]. 1948 wird der Abbruch der alten Kirche vom Aargauer Regierungsrat trotz der ausdrücklich betonten Schutzwürdigkeit des Altbaus bewilligt [6]. 1949 erfolgt der Abbruch und im gleichen Jahr die Grundsteinlegung des Neubaus. Der Kirchenbau des Architekturbüros Loepfe und Hänni ist bewusst "nach dem Charakter der alten Kirche gestaltet" [7]. Er wird 1950 zusammen mit dem umliegenden Friedhof eingeweiht [8]. Die Orgel stammt von Goll, Luzern [9], die vier Glocken von 1950 aus der Glockengiesserei Rüetschi, Aarau [10]. Die farbigen Glasfenster im Chor von Robert Schär (1894-1973) kommen 1951 in die Kirche [11]. 1980 wird die alte Orgel durch eine Metzler-Orgel ersetzt. 1986 findet eine Innen- und Aussensanierung statt, bei welcher der Eingangsbereich unter der Empore durch eine Holzschiebewand abgetrennt, der Raum im UG unter dem Chor ausgebaut und eine elektrische Fussbodenheizung im Kirchenschiff installiert wird [12].
Beschreibung:Auf einer kleinen Anhöhe steht der in traditionellen Formen errichtete Kirchensaalbau mit eingezogenem Chor und angebautem Glockenturm inmitten des Friedhofs. Der Putzbau mit Satteldach wird an der Giebelseite unter einem hölzernen Vordach mit vier Stützen durch ein rundbogiges Steinportal betreten. Das Langhaus hat in drei Achsen Rundbogenfenster mit Natursteingewänden mit Innenkehle, zum Eingang hin schliesst sich je ein kleines, rechteckiges Fenster an. Beim Chor mit 5/8-Schluss sitzt in jeder Wandfläche ein farbiges Rundbogenfenster. Gegen Norden ist an das Langhaus und den Chor der Glockenturm aus verputzten Beton angebaut. Der Turm auf etwa quadratischem Grundriss trägt ein Satteldach, dessen Firstrichtung parallel zum Hauptdach verläuft. Unter der schmalen, vergitterten Schallöffnung befindet sich das Zifferblatt der Turmuhr. Ebenerdig im Turm erlaubt ein kleines Portal mit Vordach den Zugang zu Pfarrzimmer, UG sowie Kirchensaal. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kirchenschiffs existiert ein weiterer Zugang direkt in den Kirchenraum.
Im Inneren bestimmt die grosse, hölzerne Tonnendecke den Raumeindruck. Im vorderen Bereich wird der Chor durch einen steingefassten Triumphbogen und eine leichte Höhendifferenz von drei Stufen vom Langhaus abgetrennt. Links sitzt die hölzerne Kanzel mit Schalldeckel im Triumphbogen, entlang der Chorwand zieht sich unter den Fenstern ein hölzernes Chorgestühl. Auch im Langhaus ist die Wand - allerdings nur sehr niedrig - mit Holz vertäfelt. Das hölzerne Gestühl ist in Holzfelder im Boden eingepasst, dazwischen ist der Boden mit hellem Naturstein belegt. Die hölzerne Empore schwingt in der Mitte leicht konkav nach vorne aus, sie ruht auf zwei Holzstützen. Beidseitig führen zwei geschwungene Treppen zur Empore hinauf. Von unten ist ihre Decke mit tiefen Holzkassetten versehen. Hinter dem Eingang schliesst sich ein schmaler Windfang im Inneren der Kirche an. Nachträglich ist der Bereich unter der Empore mit durchfensterten Holzwänden vom Kirchenschiff abgetrennt. In diesem Bereich sind die Glocke und der Taufstein der Vorgänger-kirche aufgestellt [13].
Würdigung:Das Architekturbüro Loepfe und Hänni übernimmt bei seinem qualitätvollen Kirchenbau in Möriken von 1949-50 im Erscheinungsbild Elemente des schutzwürdigen, mittelalterlichen Vorgängerbaus, der mit seiner Baugeschichte bis in die Romanik zurückreichte. Der einfache, im Heimatstil errichtete Bau überzeugt durch sorgfältig ausgeführte handwerkliche Details, die grösstenteils erhalten sind. Vom nachträglichen Einbau einer hölzernen Trennwand unter der Empore abgesehen hat sich das ursprüngliche Erscheinungsbild des Baus erhalten.
Anmerkungen:[1] Kunstdenkmäler AG II, S. 141-142.
[2] Ernst Sauter: 40 Jahre neue Kirche Möriken, Typoskript 1990, Archiv der ref. Kirchgemeinde Holderbank-Möriken-Wildegg, o.S.
[3] Ebd.
[4] Ebd.
[5] Ebd.
[6] Kirchenneubau, in: Gemeindejahrbuch Gemeinde Möriken-Wildegg (1949/50), S. 49.
[7] Ebd.
[8] Ernst Sauter: 40 Jahre neue Kirche Möriken, Typoskript 1990, Archiv der ref. Kirchgemeinde Holderbank-Möriken-Wildegg, o.S.
[9] Ebd.
[10] Kirchenneubau, in: Gemeindejahrbuch Gemeinde Möriken-Wildegg (1949/50), S. 59.
[11] Die Chorfenster der neuen Kirche, in: Gemeindejahrbuch Gemeinde Möriken-Wildegg (1951/52), S. 61-62; http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx Stand vom 8.9.2009.
[12] Ernst Sauter: 40 Jahre neue Kirche Möriken, Typoskript 1990, Archiv der ref. Kirchgemeinde Holderbank-Möriken-Wildegg, o.S.; Angaben von Herrn Schärer, Sigrist, Gespräch vom 8.9.2009.
[13] Siehe dazu: Kurzinventareintrag MWI926.
Literatur:- Kirchenneubau, in: Gemeindejahrbuch Möriken-Wildegg (1949/50), S. 49-79;
- Die Chorfenster der neuen Kirche, in: Gemeindejahrbuch Möriken-Wildegg (1951/52), S. 61-69;
- Ernst Sauter: 40 Jahre neue Kirche Möriken, Ty-poskript 1990, Archiv der ref. Kirchgemeinde Holderbank-Möriken-Wildegg;
- Kurzinventareintrag MWI926.
Erwähnung in anderen Inventaren:Kunstdenkmäler AG, II, S. 141-145
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
Standort:Archiv Denkmalpflege
Behältnis:Säulenhaus, 1. OG, Inventar
Verzeichnungsstufe:Dossier (Spezialinventare)
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128138
 

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