INV-SEO935 Speicher Retterswilerstrasse, 1652 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SEO935
Signatur Archivplan:SEO935
Titel:Speicher Retterswilerstrasse
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Speicher am neuen Standort in Seon (2014)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Seon
Adresse:bei Retterswilerstrasse 2
Versicherungs-Nr.:1783
Parzellen-Nr.:984
Koordinate E:2653924
Koordinate N:1244084
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653924&y=1244084

Chronologie

Entstehungszeitraum:1652
Grundlage Datierung:Dendrochronologische Analyse

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:SEO917
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Speicher

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2014

Dokumentation

Würdigung:Von Beinwil am See hierher versetzter und fachgerecht restaurierter Ständerbauspeicher, der aus einem eingeschossigen Kernbau von 1505/1652 und einem wohl im 18. Jahrhundert erstellten Anbau mit offener Remise und darüber liegendem, halbgeschossig versetztem Speicherraum besteht. Das hohe Alter und die originelle, auf die abfallende Geländesituation zurückzuführende Nutzungskonstellation geben dem Gebäude einen einzigartigen Charakter. Auch nach dem Wiederaufbau am neuen Standort in Seon verfügt der Kleinbau noch über viel Originalsubstanz, was ihm einen hohen Zeugniswert für die ländlich-bäuerliche Baukultur verleiht.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Speicher gehörte zu einer bäuerlichen Liegenschaft im Ortsteil Rank der Gemeinde Beinwil am See. Deren Wohnhaus war im frühen 20. Jh. ausgebrannt und danach zu einer Einstellhalle umfunktioniert worden. Im Hinblick auf eine Gesamtüberbauung des Grundstücks und eine mögliche Versetzung des Kleinbaus wurden 1993 eine Dokumentation und dendrochronologische Altersbestimmung vorgenommen [1]. 1994 erfolgte der Rückbau des Gebäudes mit Einlagerung der Bauteile. Nach längerer Wartezeit konnte 1999/2000 ein Wiederaufbau des wertvollen Gebäudes an einem neuen Standort beim „Lüscherhaus“ in Seon (Bauinventarobjekt SEO917) realisiert werden [2].
Gemäss der dendrochronologischen Analyse wurde der eingeschossige Kernbau 1652/53 erstellt, womit es sich um einen der ältesten Bohlenständer-Speicher im Kanton Aargau handelt [3]. Wohl von einem Vorgängerbau übernommen wurde der altertümlich anmutende Eingang mit den kräftigen eichenen Türpfosten und dem kielbogenartig ausgeschnitten Sturzholz („Eselsrücken“), welcher mit einem Dendrodatum von 1505 zu den ältesten Holzkonstruktionen im Kanton überhaupt gehört. Hält man sich die stark abfallende Geländesituation am Originalstandort vor Augen, so ist davon auszugehen, dass das Holzgeviert seit jeher von einem Mauersockel mit kleinem, ins Terrain eingetieftem Kellerraum unterfangen war.
Die talseitige Erweiterung des Gebäudes dürfte im 18. Jh. stattgefunden haben. Mit einem halbgeschossigen Versatz gegenüber dem Kernbau konnte ein ebenerdiger Zugang zur unteren Nutzungsebene sichergestellt werden. Der traufseitig offene, remisenartige Raum wurde früher angeblich als Trotte genutzt. Alte Nutstellen in den Ständern sowie Abdrücke eines früheren Türgewändes lassen vermuten, dass der Raum früher mit Bretterwänden geschlossen war (Baubefund vom April 1993). Der darüber liegende, niedrige Speicherraum ist vom Eingang des Kernbaus aus über eine Aussentreppe und ein einfaches hölzernes Podest erreichbar. Bei der konstruktiven Ausführung des Anbaus orientierte man sich an der Ständerbauweise des Kernbaus, wobei die Holzverbindungen bei den Kopfhölzern und Bügen etwas einfacher gehalten wurden. Im Zusammenhang mit der Erweiterung wurde der Dachraum des Kernbaus neu über den Speicherraum des Anbaus erschlossen. Ebenso fand eine Erneuerung der Dachkonstruktion statt, welche sich nun einheitlich über den Kernbau und den Annex erstreckte.
Das etwas behelfsmässig anmutende Dach, wie es anlässlich der Bauuntersuchung von 1993 angetroffen wurde, dürfte allerdings das Resultat einer neuerlichen Umgestaltung in der Zeit um 1900 sein. Mittels einer Hilfskonstruktion wurde damals der traufseitige Dachvorsprung über dem Speichereingang vorgezogen und von der alten Firstlinie leicht versetzt ein neuer Dachstuhl eingebaut.
Der Wiederaufbau des Speichergebäudes beim „Lüscherhaus“ in Seon erfolgte weitgehend nach dem Baubefund von 1983, so dass die illustre Baugeschichte weiterhin ablesbar blieb.
Beschreibung:n Anlehnung an die alten Terrainverhältnisse in Beinwil wurde der Speicher am neuen Standort ebenfalls ins abfallende Gelände gestellt. Der eingeschossige Kernbau sitzt auf einem neu aufgesetzten Mauersockel aus Bruchsteinen, der einen kleinen Kellerraum umfasst. Die Basis der Holzkonstruktion bildet ein eichener Schwellenkranz, in den die Ständer eingezapft sind. Die Wandfüllungen bestehen aus kräftigen, von der Wandflucht leicht zurückgesetzten Bohlen. Das Ständerwerk wird durch breite, verblattete Kopfhölzer mit schwalbenschwanzartiger Kontur ausgesteift. Ein charakteristisches Merkmal der altertümlichen Ständerbauten stellen auch die kräftigen fassadenbündigen Bodenbohlen dar. Zum traufseitigen Speichereingang führt eine kleine Holztreppe mit Podest (beim Wiederaufbau erneuert). Das wesentlich ältere, 1505 datierte Türgewände besteht aus zwei kräftigen eichenen Mantelstüden und einem kielbogenartig ausgeschnittenen Sturzholz („Eselsrücken“). Der Flügel ist als einfache Brettertür mit hölzernen Gratleisten ausgeführt.
In Anlehnung an den Kernbau wurde der Anbau ebenfalls als Ständerkonstruktion mit Bohlenfüllungen erstellt (vgl. Baugeschichte). Das über den gesamten Baukörper sich erstreckende Rafendach wird von Firstständern und einer Firstpfette getragen. Die Firstständer sind durch verblattete Fusshölzer mit den Bundbalken verstrebt. Bei der Erneuerung des Dachgerüsts um 1900 wurden Teile der alten Konstruktion miteinbezogen.
Anmerkungen:[1] Gutachten der Bauernhausforschung Aargau vom April 1993; Dendrochronologische Holzaltersbestimmung durch Raymond Kontic, dendron, vom März 1999. Zum Speicher vgl. auch Kurzinventar BEI925 von 1992/93.
[2] Lenzburger Anzeiger vom 7. Sept. 2000: Die Rettungsaktion hat sich gelohnt.
[3] Räber 2002, S. 394.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0450-0453: Brandkataster Gemeinde Seon 1850-1938.
- Dendron Raymond Kontic, Dendrochronologische Holzaltersbestimmung Speicher Vers.-Nr. 46, Rankstrasse Beinwil am See, Bericht vom März 1999 (Archiv Denkmalpflege Aargau)
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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Related units of description:siehe auch:
INV-BES925 Speicher Rankstrasse (transloziert nach Seon, neu SEO935), 1652 (Dossier (Platzhalter))

Mutiert von:
DOK-BES839.925 Speicher Rankstrasse (transloziert nach Seon, neu SEO935), 1652 (Dossier (Dokumentationsobjekte))
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126466
 

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