INV-SEO905 Gemeindehaus mit Turnhalle, 1900 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SEO905
Signatur Archivplan:SEO905
Titel:Gemeindehaus mit Turnhalle
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordosten (2014)
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Seon
Adresse:Oberdorfstrasse 11
Versicherungs-Nr.:85
Parzellen-Nr.:785
Koordinate E:2654396
Koordinate N:1244072
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2654396&y=1244072

Chronologie

Entstehungszeitraum:1900
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schul- und Gemeindehaus

Dokumentation

Autorschaft:Karl Moser, Baden (Architekt)
Würdigung:Vermutlich nach Plänen des bekannten Badener Architekten Karl Moser errichtetes Gemeinde- und Bezirksschulhaus von 1900, das als stattlicher Baukörper an exponierter Lage eine grosse ortsbildprägende Wirkung entfaltet. Der im neugotischen Stil gestaltete Historismusbau mit auffälliger Eckquaderung, Treppenhausrisalit, markanten Treppengiebeln und grosszügiger Befensterung stellt ein repräsentatives Beispiel eines grosszügigen Landschulhauses dar. Das äusserlich intakte Gebäude zeigt mit seiner kontrastreichen Farb- und Materialwahl eine zeittypische Gestaltung der Jahrhundertwende.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Führen von Bezirksschulen blieb lange Zeit den Gemeinden oder Privatpersonen überlassen [1]. Auf Initiative von 29 Bürgern hin wurde in Seon im kantonsweiten Vergleich schon früh, nämlich 1860 eine Bezirksschule eröffnet. Vorerst waren die Unterrichtsräume im 3. Stock des 1841 erbauten Schulhauses an der Seetalstrasse (Bauinventarobjekt SEO901) untergebracht. Angesichts der stetig steigenden Schülerzahlen aber beschloss die Gemeinde 1898 den Bau eines neuen Gemeindehauses mit angebauter Turnhalle und Bezirksschulräumen im ersten Obergeschoss. Das Gebäude kam an zentraler Lage zwischen Mitteldorf und Oberdorf, nahe der Haltestelle der Seetalbahn zu stehen, anstelle eines alten Strohdachhauses. Die Pläne für den Schulhausbau stammen vermutlich von dem aus Baden stammenden, damals in Karlsruhe ansässigen Architekten Karl Moser [2]. 1900 fand anlässlich des Jugendfests die Einweihung statt.
Seit dem 1970 erfolgten Bau des neuen Bezirksschulhauses auf der Hertimatt dient das sorgfältig renovierte Gebäude als Gemeindehaus.
Beschreibung:Das Gemeinde- und Bezirksschulhaus ist ein breit gelagerter, zweigeschossiger Mauerbau, der im damals beliebten neugotischen Stil mit steilem Satteldach und auffälligen Treppengiebeln erstellt wurde. Die strassenseitige Schaufassade beherrscht ein überhöhter Treppenhausrisalit mit geschweiftem Giebel. Die Gebäudeecken wie auch der Gebäudesockel werden durch grob bossierte, graue Rustikaquader aus Muschelkalk und Granit akzentuiert, wodurch sich ein kontrastreiches Wechselspiel mit den hellen, glatt verputzten Wandflächen ergibt. Als Einzellichter sowie in Zweier- oder Dreiergruppen angeordnete Fensteröffnungen teils mit spätgotischer Prägung verleihen dem Gebäude ein grosszügiges, lebendiges Erscheinungsbild.
Den strassenseitigen Haupteingang betont ein breites, gekehltes Rundbogenportal, dessen Schlussstein mit dem Gemeindewappen in Gestalt einer üppigen Rollwerkkartusche skulptiert ist. Die alte, im gotischen Stil gehaltene Eichentür mit reichem Beschlagwerk ist bei der jüngsten Renovation durch eine moderne Metall- und Glastür ersetzt worden (Original im Ortsmuseum). Das Treppenhaus im strassenseitigen Risalit ist weitgehend im Originalzustand erhalten, das Hausinnere im Übrigen umgebaut und modernisiert. Der Dachraum war schon im ursprünglichen Zustand ausgebaut, ein Indiz hierfür bilden die bauzeitlichen Gauben.
Westlich schliesst an den Hauptbaukörper ein länglicher, niedriger Tunhallenanbau unter schwach geneigtem Satteldach an. Die Fassaden sind mit Quadersockel und Rustika-Wandpfeilern sowie spätgotisch gekehlten Reihenfenstern ähnlich gestaltet wie der Hauptbau. Die Stirnfront mit grosser rundbogiger Öffnung und Treppengiebelaufsatz wurde später abgeändert, der Dachreiter mit Zwiebelhaube entfernt.
Anmerkungen:[1] Zum Schulwesen in Seon und der Errichtung des Bezirksschulhauses vgl. Windfelder/Müller/Wyrsch/Lenzin 1992, S. 101-113; Müri 1985, S. 4-21; Wyrsch 2010.
[2] Vergleiche hierzu das 1898 erbaute Gemeindehaus in Suhr (Bauinventarobjekt SUH901) und das gleichzeitig erstellte Gemeindeschulhaus von Turgi (Bauinventarobjekt TUR912). – Die Originalpläne des Schulhauses von Seon konnten bisher leider nicht aufgefunden werden. Aus den Jahren 1920/21 datieren Pläne von mehreren Umbau- und Vergrösserungsprojekten der Seoner Schulhäuser. Ausserdem ist im Gemeindearchiv ein leider nicht datiertes, handkoloriertes "Projekt eines Gemeinde und Schulhauses für Seon" der Badener Architekten Dorer & Füchslin, wohl kurz vor 1900, zu finden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
Literatur:- Günter Windfelder/Felix Müller/Willi Wyrsch/René Lenzin, Seon – eine Dorfgeschichte, Seon 1992.
- Arthur Müri, Das Schulhaus an der Seetalstrasse, in: Seener Spiegel 1985, S. 9-16.
- Willi Wyrsch, 1860 – 2010, 150 Jahre Bezirksschule Seon, Seon 2010.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 57.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0450-0453: Brandkataster Gemeinde Seon 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126436
 

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