INV-REI920 Alzbachstrasse 38, 1710 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-REI920
Signatur Archivplan:REI920
Titel:Alzbachstrasse 38
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Osten (2011)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Reinach (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Alzbach
Adresse:Alzbachstrasse 38
Versicherungs-Nr.:207
Parzellen-Nr.:2210
Koordinate E:2655586
Koordinate N:1234211
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655586&y=1234211

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1710
Grundlage Datierung:Literatur; Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Letzter weitgehend intakter Zeuge des einst für die bäuerliche Bebauung in Reinach prägenden Hochstudhauses. Das gut sichtbar in einer Strassenkurve im Alzbach gelegene und in seiner typischen Form mit Walmdach gut lesbare ehemalige Strohdachhaus bewahrt wesentliche Teile der originalen rauchgeschwärzten Dachkonstruktion. Aussergewöhnlich ist, dass sich am Wohnteil die strassenseitige Stubenfront, eine Bohlenständerwand samt charakteristischer Reihenbefensterung aus der Zeit um 1710 erhalten hat. Die barocke Haustür, Füllungs- und Brettertüren mit kunstvoll geschmiedeten Beschlägen sowie Wandtäfer sind baugeschichtliche Reminiszenzen von zunehmendem Seltenheitswert. Das altehrwürdige Gebäude verdient aufgrund seiner kulturhistorischen Bedeutung als eines der letzten seiner Art besondere Beachtung und Anstrengungen zur Substanzerhaltung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Bauernhaus wurde um 1710 für Hans Haller, Lismers, errichtet. Über die Familien Soland (1716-1796) und Hintermann (1797-1871) gelangte es 1871 in den Besitz von Landwirt und Baumwollverleger Johann Rudolf Bauhofer (1830-1912), der im Familienbetrieb mit der Zigarrenherstellung begann [1]. Bis 1902 war das Haus noch immer zur Hälfte mit Stroh eingedeckt (siehe Foto Bilddokumentation) [2]. Die Verlängerung des Ökonomieteils, verbunden mit einer Aufmauerung des Stallbereichs, dürfte im frühen 20. Jh. stattgefunden haben. Womöglich gleichzeitig erfolgte die ostseitige Erweiterung des Wohnteils mit einem störenden Pultdachanbau.
Beschreibung:Das in einer Kurve der Alzbachstrasse gelegene traufständige Bauernhaus ist aufgrund seines mächtigen Waldaches von weither als ehemals strohgedecktes Hochstudhaus zu erkennen. Das langgestreckte Vielzweckgebäude ist mit einem nach Osten orientierten Wohnteil und einem westseitigen Scheunentrakt in der Abfolge Dreschtenn, Stall, Futtertenn, Stall als Mittertennhaus konzipiert. Die über drei Hochstüden aufgerichtete russgeschwärzte Rafendachkonstruktion ist in den wesentlichen Teilen erhalten. Sie weist über dem in Sichtbackstein oder Kalkstein erneuerten und nach Westen verlängerten Ökonomietrakt eine jüngere Erweiterung auf und wurde einzig über dem Wohnteil zugunsten einer besseren Belichtung des Obergeschosses etwas zurückgeschnitten. Die nach Südosten auf die Alzbachstrasse ausgerichtete Stubenfront des Wohnteils bewahrt weitgehend das ursprüngliche Erscheinungsbild, nur die vertikale Bretterverschalung ist eine spätere Zutat. Darunter ist die in der traditionellen Ständerbauweise erstellte und mit liegenden Bohlen ausgefachte Fassade mitsamt der althergebrachten Reihenbefensterung vollständig erhalten. Leider wurden die zugehörigen durchlaufenden Brustriegel der Fenster entfernt. Die ein- bis dreiteiligen Fensteröffnungen am Obergaden weisen noch alte Sprossenfenster mit Schiebeflügeln auf [3]. Zum originalen Bestand gehören auch die barock beschnitzten Büge und die vordere Haustür, welche zeittypisch als Brettertür mit einer rundbogig ausgeschnittenen Aufdoppelung gearbeitet ist. Von der ehemals hölzernen Nordfassade sind innenseitig im Obergeschoss noch Reste sichtbar. Die äussere Aufmauerung erfolgte möglicherweise gleichzeitig mit jener der östlichen Stirnseite, welche sicher nach 1890 anzusetzen ist (vgl. Foto Bilddokumentation) und wohl im Zusammenhang mit der Umdeckung des Wohnteils auf Ziegel 1902 steht.

Im Innern trennt noch immer eine Bohlenständerwand den Wohnteil vom Ökonomietrakt. Der viergeteilte Grundriss mit Stube und Nebenstube im südseitigen Vorderhaus sowie Küche und Küchenkammer im nordseitigen Hinterhaus wird mittels eines dem Tenn entlang verlaufenden Flurs erschlossen. Neben der Küche führt eine Treppe ins Obergeschoss und in den flachgedeckten Keller, welcher sich unter den beiden ostseitigen Zimmern erstreckt. Die Unterkellerung und entsprechende Abstufung des Niveaus im Erdgeschoss ist auch der Grund, weshalb der darüber liegende Teil des oberen Wohngeschosses eine sehr geringe Geschosshöhe aufweist.
Neben der in hohem Mass überlieferten Holzkonstruktion haben sich an Ausstattungsteilen aus der Bauzeit um 1710 ein stehendes, überschobenes Wandtäfer sowie einige Füllungs- und Brettertüren erhalten. Andere Türblätter mit Biedermeierbeschlägen dürften aus dem 19. Jh. stammen. Die mit einer Sichtbalkendecke ausgestattete Stube bewahrt ein Wandtäfer, das mit den breiten Brettern und den feinen Profilleisten wohl noch ins 18. Jh. zu datieren ist. Hier befindet sich auch ein kastenförmiger Kachelofen samt Sitzkunst und Schubladen, dessen türkisfarbene Füllkacheln mit Art-déco-Motiven in die Zeit um 1920 verweisen.
Anmerkungen:[1] Bauhofer erweiterte den Betrieb 1883 mit dem Bau eines Magazins und kaufte 1889 ein benachbartes Gebäude mit Ziegeldach hinzu (Alzbachstr. 42). Sein Sohn Gottlieb Bauhofer baute an letzteres für die Firma „Bauhofer & Cie.“ 1897 eine kleine Fabrik an. Steiner 1995, S. 407, 626 (Ver.Nr. 56); Steiner 1964, S. 336.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938.
[3] Bei der Erstinventarisierung 1996 waren zu den Fenstern im Erdgeschoss noch Vorfenster mit Bleiverglasung vorhanden.
Literatur:- Peter Steiner, Reinach. Die Geschichte eines Aargauer Dorfes, Reinach 1964, S. 336.
- Peter Steiner, Reinach. 1000 Jahre Geschichte, Reinach 1995, S. 190 (Abb.), 407, 626 (Vers.Nr. 56).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121962
 

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