INV-REI915 Alzbachstrasse 14, 1810 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-REI915
Signatur Archivplan:REI915
Titel:Alzbachstrasse 14
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2011)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Reinach (AG)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Alzbach
Adresse:Alzbachstrasse 14
Versicherungs-Nr.:219
Parzellen-Nr.:2229
Koordinate E:2655946
Koordinate N:1234401
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655946&y=1234401

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1810
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Bäuerlicher Vielzweckbau mit stattlichem Wohnteil und langgezogenem Scheunentrakt unter ausladendem Gehrschilddach, der 1810 anstelle eines abgebrannten Hochstudhauses aus dem 17. Jahrhundert in Mischbauweise errichtet wurde. Der Bau bewahrt im Innern noch wesentliche Teile der in Bohlenständerbauweise gefügten Wände samt Eichenschwelle. Neben der mit Sichtbalkendecken, Täfer, Füllungs- und Brettertüren sowie einer Sitzkunst vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammenden Ausstattung, bewahrt das Gebäude noch einzelne Bauteile des Vorgängerbaus. Das Bauernhaus bildet ein prägendes Einzelelement der noch recht einheitlichen Strassenbebauung im Alzbach, welche aus traufständigen Bauernhäusern des 18. und 19. Jahrhunderts besteht. Der Blumengarten und der baumbestandene Vorplatz sind kulturgeschichtlich wichtige Elemente der Umgebungsgestaltung und von erheblichem Situationswert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das traufständige Vielzweckhaus wurde kurz nach 1810 für Rudolf Gautschi, Schuhmacher, errichtet. Gautschi hatte zuvor die eine Hälfte des strohgedeckten Vorgängerbaus aus dem 17. Jh. bewohnt, welcher einem Brand zum Opfer gefallen war [1]. Beim Wiederaufbau des nun mit Ziegeln eingedeckten Bauernhauses wurden vermutlich Teile des abgebrannten Hauses integriert (Grundmauern, ein bleigefasstes Fenster, Türbeschläge). Der Scheunentrakt wurde laut Brandkataster 1872 nordseitig durch einen Holzschopf erweitert und 1896 um ca. 7 Meter nach Osten verlängert. Die hölzerne Laube mit Treppenaufgang ins Obergeschoss kam im frühen 20. Jh. hinzu [2].
In jüngerer Zeit wurden zwischen Wohn- und Ökonomieteil eine Brandmauer errichtet, das Dachgeschoss ausgebaut und ein Teil des Tenns zu Badezimmern ausgebaut (gemäss Kurzinventar 1996).
Beschreibung:Das langgestreckte Bauernhaus vereint unter seinem weit ausladenden, geknickten Gehrschilddach (Sparrendach mit Aufschieblingen auf liegendem Stuhl) einen sechsachsigen Wohnteil und einen grosszügigen Wirtschaftsteil in der Abfolge Tenn, Stall, Futtertenn und Stall, der ostseitig mit einer massiven, aus kleinen Kalkbruchsteinen gefügten Mauer abschliesst. Rückseitig ist ein angeschleppter Holzschopf angebaut. Im holzverschalten Ökonomieteil, der noch das alte Tenntor mit Holznägeln und Randverzierung bewahrt, sind das konstruktive Grundgerüsts, bestehend aus einem eichenen Schwellenkranz mit doppelten Schwellenschlössern und den in Bohlenständerbauweise gefügten Wänden noch teilweise erkennbar. Demgegenüber haben sich im Wohnteil die bauzeitlichen Bohlenständerwände als Raumgeviert und Trennwand zum Flur in grösserem Umfang erhalten. Nach aussen ist dieser jedoch als durchgehend verputzter Mauer- und Fachwerkbau ausgebildet. Über die nördliche Trauffront des Wohntrakts erstreckt sich eine auf Holzpfosten ruhende, verschalte Obergeschosslaube mit Aussentreppe.
In der massiv gemauerten Giebelmauer haben sich noch kleinformatige dreiteilige Fenster mit Kämpfer und kleinteiliger Sprossierung erhalten, während die etwas grösseren strassenseitigen Fenster eine jüngere, sechsteilige Gliederung und Jalousieläden statt Bretterläden aufweisen.
Der über drei Muschelkalkstufen zu erreichende vordere Haupteingang besitzt ein vermutlich aus dem frühen 20. Jh. stammendes barockisierendes Türblatt mit vergittertem Fenster. Von hier gelangt man in einen dem Tenn entlang führenden Flur, von dem sich Türen auf die südseitige Stube und die nordseitige Küche öffnen. Die nach Westen anschliessende Nebenstube und Hinterkammer sind zu einem Raum zusammengeschlossen, wobei Teile der Zwischenwand (Türrahmen) die ehemalige Raumaufteilung noch ablesen lassen. Zwischen Küche und Stube existiert lediglich eine Durchreiche. Das über eine Aussentreppe erschlossene Obergeschoss zeigt eine identische Raumaufteilung mit zusätzlichem "Gangzimmer".
Die gepflegte historische Ausstattung besteht aus Sichtbalkendecken mit eingeschobenen Bretterböden, einfachem Wandtäfer (Stuben und Hinterkammer) sowie verschiedenen Füllungs- und Brettertüren aus der Bauzeit. Von einem alten Sparherd in der Küche aus, lässt sich eine zweistufige blaue Sitzkunst in der Hinterkammer befeuern. Sie dürfte aus der Mitte des 19. Jh. stammen, während der olivgrüne Kachelofen in der Stube ein Erzeugnis des 20. Jh. ist. Vermutlich um 1900 wurde in der Stube der Dielenboden aus rötlichem Pitch Pine (Pechkiefer) verlegt. Das prächtige Einbaubuffet aus Kirschbaumholz mit der Besitzerinschrift „HAR MEZ 1821 LIB GAI“ für Hans Ruedi Merz und Lisbeth Gautschi gelangte hingegen aus einem Bauernhaus in Menziken hierher. Zu den wiederverwendeten Bauteilen des Vorgängerbaus gehören wohl die bleiverglasten Scheiben eines Fensters in der westseitigen Stirnmauer (Südweststube) sowie die barocken Zimmertürbeschläge (Rollbänder).
Das Gebäude verfügt über einen Tremkeller.
Das Haus tritt hinter einem umfriedeten, mit Blumen bepflanzten Garten und einem Vorplatz, der von einem grossen Einzelbaum beschattet wird, zurück und prägt in seiner gepflegten Gesamtanlage den Strassenraum. Auf dem rückseitigen Grundstück befinden sich ein als Pferdestall genutzter Schopf aus dem späteren 19. Jh. und ein schöner Brunnen aus Muschelkalk, der ursprünglich aus einem anderen Kontext stammt.
Anmerkungen:[1] Steiner 1995, S. 627 (Vers.Nr. 65).
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Peter Steiner, Reinach. 1000 Jahre Geschichte, Reinach 1995, S. 627 (Vers.Nr. 65).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0261-0264: Brandkataster Gemeinde Reinach 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=121957
 

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