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Aus der Praxis

Labiola-Wiesentypen – Vielfalt dank angepasster Bewirtschaftung

Im Programm Labiola werden fünf Wiesentypen unterschieden. Diese Einteilung dient dazu, geeignete Bewirtschaftungsmassnahmen festzulegen, um Artenreichtum und Lebensraumqualität zu erhalten.

Vegetationsaufnahme auf einer Labiola-Wiese. Foto: Marlene Ploner

Wenn ein Landwirtschaftsbetrieb neu ins Programm Labiola einsteigt oder seine Bewirtschaftungsvereinbarung nach acht Jahren erneuert, beurteilen Mitarbeitende des Büros Agrofutura alle Vertragswiesen. Die Unterscheidung der Wiesentypen erfolgt anhand der vorkommenden Pflanzenarten. Sie dient dazu, geeignete Bewirtschaftungsmassnahmen festzulegen, um den Artenreichtum der Bestände zu erhalten oder weiter zu steigern. Entscheidend für artenreiche Wiesen sind die Nutzungshäufigkeit und die Nutzungszeitpunkte: Mit einem frühen Heuschnitt Ende Mai werden vermehrt Nährstoffe abgeführt, was den Blumen gegenüber dem Gras einen Vorteil verschafft. Späte Heunutzungen ab dem 15. Juni ermöglichen spät blühenden Arten zu reifen und abzusamen. Auch viele Insektenarten profitieren, wenn Blütenangebot und hohes Gras lange erhalten bleiben. Späte Emdschnitte und Herbstnutzungen vermeiden Verfilzungen, damit keimende Blumen im Frühjahr ausreichend Licht haben. Die empfohlene Nutzungshäufigkeit variiert je nach Wiesentyp zwischen einer und drei Nutzungen.

Fromentalwiesen

Fromentalwiese ungedüngt / Fromentalwiese leicht gedüngt

Erscheinungsbild: Häufig sehr farbenfroh mit grossblütigen Blumen wie Margeriten, Flockenblumen, Feld-Witwenblumen, Pippau, Wiesenbocksbart (Habermark), Wiesen-Salbei

Typische Arten in trockenen Lagen: Fromental (Leitgras), Aufrechte Trespe, Wiesen-Salbei, Skabiosen-Flockenblume, Knolliger Hahnenfuss, Mittlerer Wegerich, Kleiner Wiesenknopf

Typische Arten in frischen bis feuchten Lagen: Wiesenfuchsschwanz, Kohldistel, Kuckuckslichtnelke

Düngung: Fromentalwiesen können als "extensiv" (ungedüngt) oder als "wenig intensiv" (leichte Düngung mit verrottetem Mist) angemeldet werden. In ungedüngten Fromentalwiesen können die grossblütigen Blumen mit der Zeit zurückgehen, dafür kommen unauffälligere Arten der Magerwiesen hinzu. Langjährige Versuche haben gezeigt, dass ein Düngungsverzicht in aller Regel eine Zunahme der Artenvielfalt bewirkt.

Nutzungen/Termin (gemäss Bewirtschaftungsvertrag): Heuschnitt (25.5. oder 15.6.), Emdschnitt und/oder Herbstweide

Rückführungsfläche in Fromentalwiese

Erscheinungsbild: Wüchsige, grasreiche Bestände, weniger Arten als Fromentalwiese; oft viel Wiesen-Pippau und weisse Doldenblütler

Typische Arten: Knaulgras, Italienisches Raigras, Wolliges Honiggras, Gemeines Rispengras, Wiesen-Pippau, Bärenklau, Wiesenkerbel

Düngung: keine; durch langjährige extensive Bewirtschaftung wird die Entwicklung zu einer Fromentalwiese angestrebt

Nutzungen/Termin (gemäss Bewirtschaftungsvertrag): Heuschnitt (ab 25.5. oder 15.6.), Emdschnitt und/oder Herbstweide

Fromentalwiesen sind häufig sehr farbenfroh mit grossblütigen Blumen wie Margeriten, Witwenblumen und Habermark. Foto: Agrofutura AG

Magerwiesen

Ein-Schnitt-Magerwiese

Erscheinungsbild: Oft lückiger und weniger bunt als Fromentalwiesen, jedoch deutlich artenreicher (im Mittel 40 Pflanzenarten pro Are); häufig mit seltenen Arten wie Orchideen und Enziane; typisch für südexponierte Hanglagen

Typische Arten: Aufrechte Trespe (Leitgras), Zittergras, Wundklee, Thymian, Orchideen

Düngung: keine

Nutzungen/Termin (gemäss Bewirtschaftungsvertrag): Heuschnitt (ab 01.07.)

Zwei-Schnitt-Magerwiese

Erscheinungsbild: Wüchsigere und grasreichere Variante der Ein-Schnitt-Magerwiese; typisch an Standorten, die weniger rasch austrocknen; auffällig im Bestand sind oft Wilde Möhre und Saat-Esparsette

Typische Arten: Aufrechte Trespe in Kombination mit Fromental

Düngung: keine

Nutzungen/Termin (gemäss Bewirtschaftungsvertrag): Heuschnitt (ab 15.6.) und später Emdschnitt (ab Mitte September); da der zweite Schnitt meist sehr wenig Ertrag abwirft und vor allem dem Erhalt des artenreichen Wiesenbestands dient, zählt er im Programm Labiola als Vernetzungsmassnahme

Magerwiesen sind oft weniger bunt als Fromentalwiesen, jedoch deutlich artenreicher. Foto: Agrofutura

Extensive Wiese mit Vernetzungsfunktion

Unter diesem Bewirtschaftungstyp werden im Programm-Labiola die artenärmeren Wiesen zusammengefasst, die QII nicht erreichen. Der ökologische Wert besteht vor allem in den Bewirtschaftungsmassnahmen, mit welchen für viele Tierarten gute Lebensbedingungen geschaffen werden (später Schnitt, Rückzugstreifen, Kleinstrukturen usw.).

Erscheinungsbild: Grasreiche, oft wüchsige Bestände an frischen-feuchten Lagen, oft schattig; mittel bis intensiv nutzbare Gräser sind typisch

Typische Arten: Italienisches Raigras, Knaulgras, Wiesenrispengras, Gemeines Rispengras, Rotklee, Weissklee, Zaunwicke, Scharfer Hahnenfuss, Spitzwegerich, Sauerampfer

Düngung: keine

Nutzungen/Termin (gemäss Bewirtschaftungsvertrag): Heuschnitt (ab 25.5. oder 15.6.), Emdschnitt und/oder Herbstweide