Labiola-Wiesentypen – Vielfalt dank angepasster Bewirtschaftung
Im Programm Labiola werden fünf Wiesentypen unterschieden. Diese Einteilung dient dazu, geeignete Bewirtschaftungsmassnahmen festzulegen, um Artenreichtum und Lebensraumqualität zu erhalten.

Wenn ein Landwirtschaftsbetrieb neu ins Programm Labiola einsteigt oder seine Bewirtschaftungsvereinbarung nach acht Jahren erneuert, beurteilen Mitarbeitende des Büros Agrofutura alle Vertragswiesen. Die Unterscheidung der Wiesentypen erfolgt anhand der vorkommenden Pflanzenarten. Sie dient dazu, geeignete Bewirtschaftungsmassnahmen festzulegen, um den Artenreichtum der Bestände zu erhalten oder weiter zu steigern. Entscheidend für artenreiche Wiesen sind die Nutzungshäufigkeit und die Nutzungszeitpunkte: Mit einem frühen Heuschnitt Ende Mai werden vermehrt Nährstoffe abgeführt, was den Blumen gegenüber dem Gras einen Vorteil verschafft. Späte Heunutzungen ab dem 15. Juni ermöglichen spät blühenden Arten zu reifen und abzusamen. Auch viele Insektenarten profitieren, wenn Blütenangebot und hohes Gras lange erhalten bleiben. Späte Emdschnitte und Herbstnutzungen vermeiden Verfilzungen, damit keimende Blumen im Frühjahr ausreichend Licht haben. Die empfohlene Nutzungshäufigkeit variiert je nach Wiesentyp zwischen einer und drei Nutzungen.
Fromentalwiesen
Fromentalwiese ungedüngt / Fromentalwiese leicht gedüngt
Erscheinungsbild: Häufig sehr farbenfroh mit grossblütigen Blumen wie Margeriten, Flockenblumen, Feld-Witwenblumen, Pippau, Wiesenbocksbart (Habermark), Wiesen-Salbei
Typische Arten in trockenen Lagen: Fromental (Leitgras), Aufrechte Trespe, Wiesen-Salbei, Skabiosen-Flockenblume, Knolliger Hahnenfuss, Mittlerer Wegerich, Kleiner Wiesenknopf
Typische Arten in frischen bis feuchten Lagen: Wiesenfuchsschwanz, Kohldistel, Kuckuckslichtnelke
Düngung: Fromentalwiesen können als "extensiv" (ungedüngt) oder als "wenig intensiv" (leichte Düngung mit verrottetem Mist) angemeldet werden. In ungedüngten Fromentalwiesen können die grossblütigen Blumen mit der Zeit zurückgehen, dafür kommen unauffälligere Arten der Magerwiesen hinzu. Langjährige Versuche haben gezeigt, dass ein Düngungsverzicht in aller Regel eine Zunahme der Artenvielfalt bewirkt.
Nutzungen/Termin (gemäss Bewirtschaftungsvertrag): Heuschnitt (25.5. oder 15.6.), Emdschnitt und/oder Herbstweide
Rückführungsfläche in Fromentalwiese
Erscheinungsbild: Wüchsige, grasreiche Bestände, weniger Arten als Fromentalwiese; oft viel Wiesen-Pippau und weisse Doldenblütler
Typische Arten: Knaulgras, Italienisches Raigras, Wolliges Honiggras, Gemeines Rispengras, Wiesen-Pippau, Bärenklau, Wiesenkerbel
Düngung: keine; durch langjährige extensive Bewirtschaftung wird die Entwicklung zu einer Fromentalwiese angestrebt
Nutzungen/Termin (gemäss Bewirtschaftungsvertrag): Heuschnitt (ab 25.5. oder 15.6.), Emdschnitt und/oder Herbstweide

Magerwiesen
Ein-Schnitt-Magerwiese
Erscheinungsbild: Oft lückiger und weniger bunt als Fromentalwiesen, jedoch deutlich artenreicher (im Mittel 40 Pflanzenarten pro Are); häufig mit seltenen Arten wie Orchideen und Enziane; typisch für südexponierte Hanglagen
Typische Arten: Aufrechte Trespe (Leitgras), Zittergras, Wundklee, Thymian, Orchideen
Düngung: keine
Nutzungen/Termin (gemäss Bewirtschaftungsvertrag): Heuschnitt (ab 01.07.)
Zwei-Schnitt-Magerwiese
Erscheinungsbild: Wüchsigere und grasreichere Variante der Ein-Schnitt-Magerwiese; typisch an Standorten, die weniger rasch austrocknen; auffällig im Bestand sind oft Wilde Möhre und Saat-Esparsette
Typische Arten: Aufrechte Trespe in Kombination mit Fromental
Düngung: keine
Nutzungen/Termin (gemäss Bewirtschaftungsvertrag): Heuschnitt (ab 15.6.) und später Emdschnitt (ab Mitte September); da der zweite Schnitt meist sehr wenig Ertrag abwirft und vor allem dem Erhalt des artenreichen Wiesenbestands dient, zählt er im Programm Labiola als Vernetzungsmassnahme

Extensive Wiese mit Vernetzungsfunktion
Unter diesem Bewirtschaftungstyp werden im Programm-Labiola die artenärmeren Wiesen zusammengefasst, die QII nicht erreichen. Der ökologische Wert besteht vor allem in den Bewirtschaftungsmassnahmen, mit welchen für viele Tierarten gute Lebensbedingungen geschaffen werden (später Schnitt, Rückzugstreifen, Kleinstrukturen usw.).
Erscheinungsbild: Grasreiche, oft wüchsige Bestände an frischen-feuchten Lagen, oft schattig; mittel bis intensiv nutzbare Gräser sind typisch
Typische Arten: Italienisches Raigras, Knaulgras, Wiesenrispengras, Gemeines Rispengras, Rotklee, Weissklee, Zaunwicke, Scharfer Hahnenfuss, Spitzwegerich, Sauerampfer
Düngung: keine
Nutzungen/Termin (gemäss Bewirtschaftungsvertrag): Heuschnitt (ab 25.5. oder 15.6.), Emdschnitt und/oder Herbstweide