Gestaffelt mähen für den Schachbrettfalter
Es muss nicht immer der 15. Juni sein! Auf vielen Labiola-Wiesen wird ab Ende Mai gestaffelt gemäht. Vom verlängerten Nektarangebot profitiert der Schachbrettfalter.
Der Schachbrettfalter ist ein typischer Schmetterling in artenreichen Wiesen mit gutem Anteil an aufrechter Trespe, Rot- und Wiesenschwingel sowie Rispengräsern. Die Gräser dienen den Raupen als Nahrung. Der Schmetterling fliegt ab Ende Mai über die Aargauer Blumenwiesen und besucht die violetten Blüten von Flocken- und Witwenblumen, um sich dort mit energiereichem Nektar zu verköstigen.
Hungersnot in der Wiese
Wenn Mitte Juni die extensiven Wiesen mehr oder weniger gleichzeitig geschnitten werden, bricht für den Schachbrettfalter ein Grossteil seines Nahrungsangebotes flächendeckend zusammen. Auch stehendes Gras wird zur Mangelware. Doch genau solches benötigen die Weibchen, denn diese werfen ihre Eier direkt aus der Luft aussschliesslich über ungemähten Wiesen ab. Abhilfe schafft die Labiola-Vernetzungsmassnahme "1. Schnitt gestaffelt" (siehe ). Dabei wird ein Drittel bis die Hälfte der Wiese bis Ende Mai geschnitten. Die restliche Fläche wird frühestens vier Wochen später gemäht, wenn sich auf dem Teil mit dem frühen Schnitt – welchen man nun stehen lässt – wieder ein ausreichendes Blütenangebot entwickeln konnte. So finden die Falter und Raupen bis in den Spätsommer ausreichend Nahrung.
Zwei Vernetzungsmassnahmen sind besser als eine
Ein weiteres Plus für den Schachbrettfalter: zwischen Anfang Mai und Mitte Juli verpuppen sich die Raupen, welche in der Streu überwintert haben, direkt auf dem Boden. Beim Mähen, Zetten, Schwaden und Aufladen werden die Puppen deshalb oft zerquetscht. Durch die Schnittstaffelung bleibt mindestens die Hälfte der Wiese bis Anfang Juli unbefahren, sodass ein Grossteil der Schmetterlinge unbeschadet aus der Puppe schlüpfen kann. In die gleiche Richtung zielt die Vernetzungsmassnahme "Fauna schonende Futterernte". Dabei wird die Wiese mit dem Einachsmäher gemäht und es darf nicht maschinell gezettet werden. Zum Schwaden und Einholen ist dann das Befahren mit zweiachsigen Maschinen erlaubt. Dadurch reduziert sich die mechanische Einwirkung auf Eier, Larven und Puppen deutlich. Hinzu kommt, dass der Messerbalken auf Kleinstlebewesen viel schonender wirkt als rotierende Schneidgeräte.
Ungünstige Zeiten überbrücken
Die Wiesenbewirtschaftung für den Schachbrettfalter ist ein Beispiel dafür, dass Vernetzung viel mehr bedeutet als Lebensräume miteinander zu verbinden. Die Vernetzungsmassnahmen in den Labiola-Wiesen helfen vielen Tieren, die für sie ungünstigen Ereignisse im Jahresverlauf unbeschadet zu überstehen. Dank dieser "Vernetzung über die Zeit" können die Tiere ihren Lebenszyklus vollenden und die Wiesen im nächsten Jahr mit einer neuen Generation bevölkern.