Hochwasserschutz Reusstal

Das Hochwasser der Reuss im Jahr 2005 führte im Reusstal an zahlreichen Orten zu Ausuferungen und Überflutungen. An den wichtigsten neuralgischen Stellen sind Massnahmen umgesetzt. Auf dem Abschnitt zwischen Dietwil und Bremgarten bestehen hingegen bei grösseren Abflüssen Defizite beim Schutz vor Hochwasser. Handlungsbedarf zeigt sich vorrangig beim alten Reussdamm in Dietwil und Oberrüti. Mit dem Projekt wird ein zeitgemässer Hochwasserschutz im Reusstal sichergestellt.
Ausgangslage
Im August 2005 trat an der Reuss im Kanton Aargau ein grosses Hochwasser mit einem Spitzenabfluss in Mühlau von 840 m3/s auf. Gemäss hydrologischer Auswertung handelt es sich um ein Ereignis mit einer Jährlichkeit von etwas über 100 Jahren. Das Hochwasser führte im Reusstal vielerorts zu Überschwemmungen mit einer Schadensumme im Kanton Aargau von rund 30 Millionen Franken. Dieses Hochwasserereignis sowie die Gefahrenkarte Hochwasser zeigten die Gefährdungssituation und den Handlungsbedarf in dieser Region auf. Zwischenzeitlich sind die grössten Schwachstellen behoben. So sind beispielsweise in Windisch (2008) und Bremgarten (2015) die Siedlungsgebiete heute besser geschützt. Zudem wurde ein kritischer Abschnitt des Reussdamms in Mühlau verstärkt (2012).
Das Obere Reusstal (Dietwil bis Bremgarten) ist geprägt von langen Dammstrecken entlang der Reuss. Die Höhe und der Zustand der Dämme genügen aber nicht in allen Abschnitten, um einen angemessenen Schutz zu gewährleisten. Bei einem erneuten Hochwasser in der Grössenordnung des Ereignisses von 2005 besteht ein grosses Risiko von Dammbrüchen mit unkontrollierten Ausuferungen und Überschwemmungen, die sich auf die ganze Reussebene zwischen Dietwil und Bremgarten auswirken können.
Projektbeschrieb
Der Hochwasserschutz im Reusstal wird sichergestellt. Die bestehenden Schutzdefizite im Oberen Reusstal (Dietwil bis Bremgarten) werden behoben und der Zustand der Reussdämme verbessert. Gleichzeitig soll bei sehr grossen Hochwasserabflüssen im Oberen Reusstal ein Teil der Wassermenge kontrolliert in Rückhalteräume in der Reussebene ausgeleitet werden zum Schutz der grösseren Siedlungsgebiete im Unteren Reusstal (Bremgarten bis Windisch). Dazu wird ein Hochwasserschutzprojekt mit Ausleit- und Rückhaltekonzept erarbeitet. Das Vorgehen beim Hochwasserschutz im Oberen Reusstal erfolgt etappiert, aufgeteilt auf den Abschnitt Süd von Dietwil bis Oberrüti und den Abschnitt Nord von Sins bis Bremgarten.
Projektziele
Mit dem Hochwasserschutzprojekt Reusstal werden die folgenden Ziele verfolgt:
- Hochwasserschutz sicherstellen
- Stabilität der Reussdämme verbessern
- Reduktion von extremen Abflussspitzen durch Hochwasserrückhalt
- Ökologische Aufwertung der Flusslandschaft
Abschnitt Süd (Dietwil – Oberrüti)
Im Abschnitt Süd (Dietwil bis Oberrüti) besteht der dringendste Handlungsbedarf infolge des dortigen, sanierungsbedürftigen Zustands des 80 bis 100 Jahre alten Reussdamms. Über eine Strecke von rund 5,4 km muss ein neuer Damm gebaut werden, der den heutigen Anforderungen an den Hochwasserschutz genügt. Zur Ermittlung der künftigen Dammlinienführung in diesem Abschnitt wurden verschiedene Varianten untersucht.
Auf Grundlage des Variantenstudiums mit Bewertung der einzelnen Varianten und der darauf basierenden Interessenabwägung hat der Regierungsrat die Bestvariante festgelegt. Mit dieser werden die Ziele des Hochwasserschutzes erfüllt. Bei bestmöglicher Erreichung der ökologischen Anforderungen minimiert sie gleichzeitig die Auswirkungen auf die Landwirtschaft durch eine verstärkte Einbindung von Naturschutzgebieten im Wald. In Gebieten, in denen der ökologische Nutzen im Verhältnis zum Aufwand sowie zu den betroffenen Landwirtschaftsflächen klein ist, wird der Reussdamm an der heutigen Lage ertüchtigt und erhöht.
Die Planungen im Abschnitt Süd werden prioritär fortgeführt. Als nächster Schritt wird basierend auf der festgelegten Bestvariante ein Vorprojekt erarbeitet.
Abschnitt Nord (Sins – Bremgarten)
Zur Sicherstellung des Hochwasserschutzes im Abschnitt Nord (Sins bis Bremgarten) bedarf es Dammerhöhungen bzw. -verstärkungen auf verschiedenen Abschnitten. Weiter soll bei sehr grossen Hochwasserabflüssen ein Teil der Wassermenge kontrolliert in Rückhalteräume in der Reussebene ausgeleitet werden. Dazu wurden verschiedene Rückhalteräume untersucht und in Bezug auf die Wirkung und die Zielerreichung gegeneinander abgewogen. Es zeigte sich, dass die potentiellen Rückhalteräume nördlich von Sins für die Reduktion der extremen Abflussspitzen besser geeignet sind. Die bislang untersuchten Varianten im Abschnitt Nord umfassen die erforderlichen, abschnittsweisen Dammerhöhungen bzw. -verstärkungen und unterscheiden sich durch die Nutzung unterschiedlicher Rückhalteräume und Ausleitstellen.
Die Planungen im Abschnitt Nord werden konzeptionell weiterverfolgt. Es erfolgen weitergehende Abklärungen zu den verbliebenen Rückhalteräumen mit dem Ziel, die am besten geeigneten Geländeräume zu evaluieren.
Projekte Kantone Luzern und Zug
Der Kanton Luzern plant ein umfassendes Projekt für den Hochwasserschutz und die Renaturierung der Reuss, um Bevölkerung, Unternehmen und Infrastruktur im luzernischen Reusstal künftig vor einem Hochwasserereignis wie jenem vom August 2005 zu schützen. Der Kanton Luzern setzt auf eine Hochwasserschutzkonzeption mit Rückverlegung der Reussdämme und Aufweitung des Gerinnes. Die veranschlagten Gesamtprojektkosten betragen rund 200 Millionen Franken.
https://reuss.lu.ch(öffnet in einem neuen Fenster)
Der Kanton Zug plant die Sanierung des Reussdamms auf einer Länge von rund 3 km von der Reusshalde bis zur Sinserbrücke beim Weiler Zollhus in Hünenberg. Im Gebiet Reusshalde wird der Damm rückgebaut und im Beugerank hinter das bestehende Waldstück zurückversetzt. Auf den übrigen Abschnitten wird der Damm an bestehender Lage verstärkt. Die geschätzten Gesamtprojektkosten betragen rund 12 Millionen Franken.
Die Projekte der Kantone Luzern und Zug sind mit dem Hochwasserschutzprojekt Reusstal des Kantons Aargau koordiniert.
Zahlen & Fakten
Termine
Vorgang (Abschnitt Süd) | Datum |
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Vorprojekt | 2025–2027 |
Richtplananpassung | 2028 |
Bauprojekt | ab 2029 |
Kosten
Für den Hochwasserschutz im Oberen Reusstal (Dietwil bis Bremgarten) ist mit Gesamtkosten von 50 bis 60 Millionen Franken zu rechnen.
Die Investitionskosten für den Hochwasserschutz im Abschnitt Süd (Dietwil bis Oberrüti) wurden im Rahmen des Variantenstudiums auf rund 35 Millionen Franken geschätzt.
Medien & Dokumentation
Medienmitteilungen
04.03.2021, Variantenstudium Oberes Reusstal
06.05.2022, Entscheid Rückhalteraum Reussspitz
28.11.2024, Variantenentscheid Abschnitt Dietwil-Oberrüti