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Verkehrsdaten

Kantonales Verkehrsmodell Aargau

Das Kantonale Verkehrsmodell Aargau (KVM-AG) ist eine vereinfachte Abbildung des Verkehrssystems und Verkehrsgeschehens für Autos, Lastwagen, öffentlichen Verkehr und Velos. Es dient dazu, Auswirkungen von Massnahmen aus der Verkehrspolitik, der Planung und der Verkehrstechnik abzuschätzen.

Mit Zählungen können Kanton und Gemeinden erheben, wo wie viele Menschen mit dem Auto, dem öffentlichen Verkehr (öV) oder dem Velo unterwegs sind. Damit bleibt aber offen, von wo die Menschen kommen, wohin sie fahren und warum sie für diese Fahrt dieses Verkehrsmittel beziehungsweise diese Routen wählten. Hier setzt das kantonale Verkehrsmodell an. Es bildet diese menschlichen Entscheidungen aufgrund des Zusammenspiels bekannter Daten (der Verteilung von Bevölkerung und Arbeitsplätzen im Raum, statistischen Daten zum Mobilitätsverhalten aus Befragungen, Reisezeiten und Kapazitäten der verschiedenen Verkehrsmittel etc.) ab. Dabei werden nicht die Entscheidungen einzelner Personen aufgezeigt, sondern diejenigen von Personengruppen mit einem ähnlichen Verhalten.

Eine grafische Darstellung einer Region, in der verschiedene Menschen durch Aktivitäten Verkehr erzeugen.
Verkehrserzeugung

Menschen erzeugen Verkehr, indem sie von ihrem Wohnort aus Aktivitäten nachgehen. Die Verkehrserzeugung ergibt sich deshalb daraus, wo wie viele Menschen wohnen und wo sie sich hin bewegen. Dabei wird berücksichtigt, dass Kinder oder ältere Menschen anders unterwegs sind als erwerbstätige Menschen. Neben dem Alter spielen zudem die Lage, das Haushaltseinkommen sowie der Besitz von Fahrzeugen oder öV-Abos eine Rolle.

Eine grafische Darstellung einer Region, in der verschiedene Menschen mögliche Ziele in benachbarten Regionen wählen.
Zielwahl

Bild Zielwahl

Die Menschen können für verschiedene Aktivitäten (Arbeiten, Einkaufen, Ausbildung, Freizeit etc.) in der Regel unter mehreren Zielen wählen. Diese Zielwahl ist wichtig, weil mehr Verkehr entsteht, wenn weiter entfernte Ziele gewählt werden. Die Wahl hängt davon ab, wie schnell die Ziele mit verschiedenen Verkehrsmitteln erreicht werden können und welche Mobilitätswerkzeuge (Autos, öV-Abos) jemand besitzt.

Eine grafische Darstellung einer Region, in der verschiedene Menschen wählen, mit welchen Verkehrsmitteln sie wohin reisen möchten.
Verkehrsmittelwahl

Bild Verkehrsmittelwahl

Zusammen mit der Wahl des Ziels wird deshalb auch die Verkehrsmittelwahl modelliert.

Eine grafische Darstellung der Routenwahl der Meschen.
Routenwahl

Bild Routenwahl

Schliesslich wird die Routenwahl modelliert. Dabei wird angenommen, dass Menschen den für sie einfachsten beziehungsweise schnellsten Weg wählen. Werden alle Routen aller Menschen in einem Raum übereinandergelegt, ergibt das für alle Abschnitte auf dem Netz die – tägliche oder stündliche – Verkehrsbelastung. Diese modellierten Streckenbelastungen können nun wieder mit Querschnittszählungen abgeglichen und das Modell so überprüft werden.

Die entstehenden Belastungen können (wie nachfolgend für den motorisierten Individualverkehr (MIV) in rot und für den öV in blau dargestellt) auf Karten dargestellt werden.

Grafische Darstellung des Kantonalen Verkehrsmodells mit den Verkehrsströmen
Ausschnitt aus dem KVM-AG

Bild Abbildung MIV und öV-Belastungen

Modelleinsatz

Das KVM-AG dient als Arbeitsinstrument für kantonale Verkehrsprojekte. Damit können insbesondere folgende Fragestellungen untersucht werden:

  • Wie viele Fahrzeuge und Menschen sind auf verschiedenen Strecken unterwegs?
  • Wie wirkt sich ein neues oder verändertes Angebot (Strasse, Tram, Veloschnellroute etc.) aus?
  • Führt das neue Angebot zu einer veränderten Routenwahl, zu Mehrverkehr oder Entlastungen auf einzelnen Strecken?
  • Woher kommt der Verkehr auf einer Ortsdurchfahrt und wohin führt er?
  • Wie viele Kilometer werden in einem Gebiet von allen Menschen gemeinsam pro Tag zurückgelegt und wie viel Zeit wird für die Mobilität aufgewendet?

Das KVM-AG hat auch Grenzen: So ist es schwierig, das Verhalten der Verkehrsteilnehmenden bei zunehmenden Engpässen auf der Strasse zuverlässig abzubilden, weil die Verkehrsteilnehmenden sehr viele verschiedene Reaktionsmöglichkeiten haben. Auch die Wirkung von besonders hochwertigen Veloverbindungen (Velovorzugsrouten) kann erst ansatzweise prognostiziert werden, weil diese Wirkung noch zu wenig in der Realität analysiert werden konnte. Der Güterverkehr wiederum hängt in hohem Masse von Standortentscheidungen einzelner Logistik-Unternehmen ab, was die Prognose ebenfalls erschwert. Schliesslich können stark disruptive Entwicklungen (zum Beispiel ein starker Anstieg von Energiepreisen oder grundlegende technische Neuerungen wie autonome Fahrzeuge) nicht abgebildet werden, weil diese das Mobilitätsverhalten verändern.

Welche Fragen für ein Projekt relevant sind und welche Auswertungen es dafür braucht, wird von Auftraggebenden und Planungsfachleuten für die jeweilige Aufgabe massgeschneidert definiert.

Modellgrundlagen

Das KVM-AG basiert auf Daten des Verkehrsangebots (Strassennetz, öV-Netz) und des Siedlungsraums (Siedlungsgebiet, Einwohner, Arbeitsplätze). Die Angaben zum Verkehrsverhalten der Bevölkerung fliessen durch die Befragung, welche mit dem Mikrozensus Mobilität und Verkehr (MZMV) alle fünf Jahre durchgeführt wird, in das Verkehrsmodell ein. Das Modell wird anhand von Zählstellen im ganzen Kanton kalibriert.

Angaben für Nutzerinnen und Nutzer

Modellversionen

Der Kanton Aargau arbeitet mit dem Modell VISUM von ptv (Version 2022). Das Modell bildet den motorisierten Individualverkehr (MIV) und den öffentlichen Verkehr (öV) sowie die Nachfrage des Velo- und Fussverkehrs ab. Modelliert werden der durchschnittliche Werktagsverkehr (DWV) sowie die Morgen- und Abendspitzenstunden (MSP und ASP). Zusätzlich bestehen für den durchschnittlichen täglichen Verkehr (DTV) Strassenbelastungswerte.

Ist- und Prognose-Zustände

Das KVM-AG bildet verschiedene Zeitstände ab. Der Ist-Zustand bezieht sich zurzeit über den ganzen Kanton auf das Jahr 2015. Grosse Teile des Kantons wurden bereits auf das Jahr 2019 aktualisiert. Für die Jahre 2030 und 2040 wurden Prognose-Zustände erstellt. Diese berücksichtigen die prognostizierte Siedlungsentwicklung sowie Veränderungen des Strassennetzes und des Angebots des öffentlichen Verkehrs.

Glossar

Mikrozensus Mobilität und Verkehr (MZMV)

Der Mikrozensus Mobilität und Verkehr (MZMV) dient dazu, die Mobilität der Schweizer Bevölkerung statistisch zu erfassen. Die Erhebung wird alle fünf Jahre durchgeführt.

Durchschnittlicher Werktagsverkehr (DWV)

Beim durchschnittlichen Werktagsverkehr wird der Mittelwert des 24-Stundenverkehrs aus allen Werktagen (Montag –Freitag) mit Ausnahme von Feiertagen gebildet.

Durchschnittlicher Tagesverkehr (DTV)

Beim durchschnittlichen Tagesverkehr wird der Mittelwert des 24-Stundenverkehrs aus allen Tagen des Jahres gebildet.

Morgenspitzenstunden (MSP)

Durchschnittlicher Verkehr an einem Werktag zwischen 07.00 und 08.00 Uhr.

Abendspitzenstunden (ASP)

Durchschnittlicher Verkehr an einem Werktag zwischen 17.00 und 18.00 Uhr.