Kernenergie
Die geografische Lage, das vorhandene Know-how zur Herstellung von Grosskomponenten für die Stromproduktion und die vorhandene Infrastruktur haben dazu beigetragen, dass der Aargau Standortkanton für mehrere Nuklearanlagen ist.
Im Kanton Aargau stehen drei der vier Schweizer Kernkraftwerke: Beznau 1 und 2, Gösgen und Leibstadt. Alle drei Kernkraftwerke besitzen eine Gesamtleistung von 1'895 Megawatt (MW) und produzieren im Normalbetrieb pro Jahr 14'000 Gigawattstunden (GWh). Zusammen mit der Wasserkraft stammt somit beinahe jede dritte kWh Strom in der Schweiz aus dem Kanton Aargau.
Mit der Annahme der ersten Etappe der Energiestrategie 2050 wird der Bau neuer Kernkraftwerke verboten und somit ein schrittweiser Ausstieg aus der Kernenergie eingeleitet. Der Kanton Aargau steht hinter der Energiestrategie 2050: Die bestehenden Kernkraftwerke dürfen in Betrieb bleiben, solange sie sicher sind. Sie dürfen nach ihrer Abschaltung aber nicht ersetzt werden. Über den sicherheitstechnischen Zustand der Anlagen entscheidet das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI), die für die nukleare Sicherheit zuständige Aufsichtsbehörde des Bundes.
Die Entscheidung des Bundesrats und Parlaments gegen neue Kernkraftwerke basiert massgeblich auf den hohen Investitionskosten. Die gestiegenen Sicherheitsanforderungen und die komplexen Verfahren für den Bau neuer Kernkraftwerke machen es unter den aktuellen marktwirtschaftlichen Bedingungen in Europa nahezu unmöglich, neue Kernkraftwerke zu errichten.
Als bedeutender Stromproduzent steht der Aargau mit dem schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie vor zusätzlichen grossen Aufgaben. Mit seinen starken Technologie-, Forschungs- und Innovationsinstitutionen ist der Kanton Aargau jedoch gut aufgestellt, um den Klimaschutz zugunsten einer qualitativ wachsenden Wirtschaft als Chance zu nutzen.
Die Kompensation der Elektrizität aus Kernenergieanlagen soll durch verstärkte Energieeffizienz und Steigerung der Stromproduktion aus erneuerbaren Energieträgern sichergestellt werden. Die Schweiz kann so die Abhängigkeit von importierten fossilen Energien resp. Kernbrennstoffen reduzieren und die einheimischen erneuerbaren Energien stärken.
Damit auch die Versorgungssicherheit weiterhin gewährleistet ist, müssen zum Beispiel die erneuerbaren Energien sinnvoll in die Netzinfrastruktur integriert werden. Die im Kanton Aargau ansässigen Unternehmen im Bereich der Energietechnologie können in der Entwicklung und Implementierung entsprechender Lösungen eine führende Rolle übernehmen und lokale Wertschöpfung generieren.
Sicherheit und Entsorgung nuklearer Abfälle
In der Schweiz entstehen täglich radioaktive Abfälle: beim Betrieb der vier Kernkraftwerke, beim Rückbau des Kernkraftwerks Mühleberg aber auch in Medizin, Industrie und Forschung. Diese Abfälle lassen sich in zwei Hauptkategorien einteilen: hochaktive Abfälle (HAA) und schwach- bis mittelaktive Abfälle (SMA). Bis zum Jahr 2075 wird ein Gesamtvolumen von etwa 90’000 Kubikmetern erwartet, wobei SMA mit rund 90 Prozent den Grossteil ausmachen, insbesondere durch den Rückbau der Kernkraftwerke anfallen. Die Notwendigkeit einer sicheren Lagerung dieser Abfälle erstreckt sich je nach Kategorie von einigen Zehntausend bis zu einer Million Jahre, um Risiken für Mensch und Umwelt auszuschliessen. Aktuell sind diese Abfälle in sicherheitsgerechten Hallen oberirdisch nahe der Kernkraftwerke und in zwei zentralen Zwischenlagern im Kanton Aargau untergebracht.
Oberste und absolute Priorität bei der Wahl des Standorts für ein Tiefenlager hat die Sicherheit. Es sollen keine politischen, sondern allein Aspekte der Geologie und der Betriebssicherheit ausschlaggebend sein. Das ENSI übernimmt auch hier die wissenschaftliche Begleitung und die Begutachtung der erdwissenschaftlichen Untersuchungen im Hinblick auf die Endlagerung der radioaktiven Abfälle.