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Kloster Königsfelden

Geschichte des Klosters Königsfelden

Auf den Ruinen des römischen Legionslagers Vindonissa errichteten die Habsburger das Kloster Königsfelden. Vom ehemaligen Kloster zeugt heute vor allem die Klosterkirche mit ihren beeindruckenden Glasfenstern.

Anlass zur Gründung des Klosters Königsfelden war die Ermordung König Albrechts I. am 1. Mai 1308 durch seinen Neffen Herzog Johann von Schwaben unweit des Reussübergangs von Windisch. Für das Seelenheil des Ermordeten gründete die königliche Witwe Elisabeth ein fürstliches Hausstift, das von den Habsburgern selbst Königsfelden benannt wurde.

Königsmord und Klostergründung

Der römisch-deutsche König Albrecht I. wurde am 1. Mai 1308 Opfer eines Konflikts innerhalb der habsburgischen Verwandtschaft. Sein Neffe Johann fühlte sich um sein Erbe betrogen, das Albrecht nach dem Tod der Eltern Johanns zwar verwaltete, aber nicht an ihn herausgab. Zusammen mit einigen Mitverschwörern ermordete Johann seinen Onkel Albrecht auf dem Hochplateau in Windisch. Der Mord erschütterte das Haus Habsburg, verlor die Familie zusammen mit dem Fall Albrechts doch auch die deutsche Königswürde.

Um dem ermordeten König Albrecht zu gedenken, liess die Familie am Tatort zuerst eine Kapelle und ein Haus für zwei Franziskaner errichten. Die Königinwitwe Elisabeth initiierte, vermutlich bereits mit der Unterstützung ihrer Tochter Agnes, den Bau einer franziskanischen Doppelklosteranlage, wofür Ländereien angekauft wurden.

Im Herbst 1310 begannen die Bauarbeiten für das neue Kloster. 1311 erfolgte die formelle Stiftung, und 1312 zogen die ersten Nonnen in den Klarissenkonvent ein.

Die Witwe Albrechts und Klosterstifterin Königin Elisabeth starb 1313 in Wien und bestimmte Königsfelden als ihre letzte Ruhestätte. Damit bekam der Ort eine Bedeutung als habsburgische Grablege. In der zentral in der Kirche gelegenen Familiengruft wurden neben Elisabeth zehn weitere Familienmitglieder beigesetzt.

Die Gruft wurde im 18. Jahrhundert geöffnet. Die Leichname wurden zuerst ins Kloster St. Blasien und 1807 ins Kloster St. Paul in Kärnten überführt.

Königin Agnes

Die 1281 geborene Agnes war 1298 mit dem ungarischen König Andreas III. verheiratet worden, der bereits drei Jahre später verstarb. Nach dem Tod ihrer Mutter Elisabeth trat Agnes als treibende Kraft hinter dem Klosterbau und der weiteren Zukunft des Klosters auf.

1316 liess sie die Gebeine ihrer Mutter nach Königsfelden überführen und nahm selbst Wohnsitz innerhalb der Klostermauern. Ihr wurde ein eigenes Haus auf dem Klosterareal gebaut – vermutlich in der Nähe des Chors.

Agnes von Ungarn residierte als Königswitwe und einflussreiches Mitglied der habsburgischen Dynastie bis ins hohe Alter von 83 Jahren in Königsfelden und schuf sich einen Ruf als grosszügige Förderin des Klosters und als Vermittlerin und Regentin in den habsburgischen Stammlanden. Sie sorgte mit zahlreichen Schenkungen an das Kloster für eine reiche wirtschaftliche Basis. Der Gebäudekomplex beherbergte den Frauenkonvent der Klarissen und den Männerkonvent der Franziskaner in streng voneinander getrennten Klosteranlagen. Agnes nahm grossen Einfluss auf die innere Organisation der beiden Konvente. Trotz ihres Wohnsitzes im Kloster trat sie selbst nie in den Orden ein. Sie starb 1364 und wurde in der Königsfelder Gruft beigesetzt.

Die Nonnen von Königsfelden rekrutierten sich aus dem damaligen Hochadel und brachten mit ihrem Eintritt ins Kloster jeweils selbst beträchtliche Vermögenswerte mit. Somit kam ein äusserst wertvoller Klosterschatz mit über 200 Objekten zusammen. Dieser ging nach der Aufhebung des Klosters 1528 zum grossen Teil verloren. Wenige wertvolle Stücke wurden nach Bern gebracht.

Sempacher Ritter und Totengedenken

Nach dem für die Habsburger verheerenden Ausgang der Sempacher Schlacht 1386 diente Königsfelden Herzog Leopold und anderen gefallenen Rittern als Grabstätte. Sie wurde Teil der habsburgischen Erinnerungskultur, die Elisabeth und ihre Tochter Agnes durch den Bau der Klosteranlage initiiert hatten: Bis zur Reformation fanden an den Todestagen der habsburgischen Familienmitglieder jährlich Totenmessen statt. Diese Feiertage im Namen der Verstorbenen und zu deren Gedenken wurden mit Festessen für ausgewählte Teilnehmer und Armenspeisungen begangen.

Die Praxis der Erinnerungsfeiern für die Toten basiert auf der besonders im Mittelalter verbreiteten Sorge um das Seelenheil plötzlich Verstorbener, die zu Lebzeiten das letzte Sakrament nicht mehr erhalten hatten. Man war der Ansicht, die Seele des unglücklich Verstorbenen müsse dadurch länger im Fegefeuer für ihre Sünden büssen, bevor sie es verdient habe, ins Paradies einzutreten. Fürbitten und Gedenken sollten helfen, diesen Prozess zu beschleunigen und die Seele schneller zu erlösen.

Berner Zeit und Säkularisierung

1415 eroberten die Berner das Gebiet des heutigen Aargaus und übernahmen somit auch die Herrschaft über die Klosteranlage. Die Habsburger verzichteten 1480 endgültig auf ihre ehemaligen Besitztümer im Aargau. Ein bernischer Hofmeister wurde als Verwalter der habsburgischen Gedenkstätte und des Klosters Königsfelden eingesetzt. Das Doppelkloster blieb bestehen, erlangte aber nie mehr die Bedeutung wie im 14. Jahrhundert unter den Habsburgern.

Das Kloster wurde im Jahr 1528 anlässlich der Reformation aufgehoben. Im ehemaligen Frauenkloster wurde ein ‚Toubhüssli’, eine Verwahrungsanstalt für tobsüchtige Kranke, eingerichtet. Aus dem reichen Klosterbesitz im ehemaligen habsburgischen Eigenamt machte Bern eine der reichsten Landvogteien im bernischen Staat. Repräsentanten waren bis zum Ende der Berner Herrschaft die Hofmeister. Sie stammten in der Regel aus der bernischen Oberschicht. Zusammen mit einem Hofschreiber und einem kleinen Stab an Bediensteten verwalteten sie den Gutshof des Klosters und die Landvogtei. Die Hofmeister residierten in der noch heute bestehenden Hofmeisterei. Einige von ihnen wurden in der Kirche begraben.

Im 18. Jahrhundert wurde das Langhaus der Klosterkirche zu einem mehrstöckigen Magazin umgebaut, nachdem man die Habsburger Gruft geöffnet und die Gebeine ins Kloster nach St. Blasien im Schwarzwald überführt hatte. Das Magazin nutzte man zum Beispiel als Getreidelager. Der Chor der Kirche wurde in ein Spital umfunktioniert, weitere Klostergebäude in ein Armenasyl.

Psychiatrische Klinik, Abriss, Neuanfang und Museum Aargau

Seit 1803 diente Königsfelden dem neuen Kanton Aargau als Heil- und Pflegeanstalt (heute Psychiatrische Dienste Aargau AG). Die Klosteranlage erwies sich aber bald als zu klein. 1868 begann man deshalb mit dem Neubau, der 1872 fertiggestellt wurde. Dafür liess man den grössten Teil der Klosteranlage 1870 abreissen.

Nur das Archivgewölbe des ehemaligen Franziskanerklosters, Teile des Frauenklosters und die Berner Vogtei sowie die Klosterkirche blieben stehen und wurden später renoviert. Dabei wurden die in der Berner Zeit eingezogenen Zwischengeschosse in der Klosterkirche wieder entfernt. Eine durchgreifende archäologische Untersuchung und Restaurierung fand zwischen 1982 und 1986 statt.

Die Klosterkirche Königsfelden gilt als ein Hauptwerk der Bettelsordensarchitektur und Glasmalerei in der Schweiz. Sie gehört seit 2009 zu Museum Aargau.

Das Kloster als Kulturort

Der kulturelle Leuchtturm tanz&kunst königsfelden bringt neuen Glanz in die Grabeskirche der Habsburger. Die Tanzaufführungen gehören zum festen Bestandteil des kulturellen Lebens im Aargau. Das Kloster hat sich dank dieser Veranstaltungen weit über die Schweizer Grenze hinaus als Ort des Tanzes einen Namen gemacht.