Von der Restaurierung des Säulenhauses
Seit den späten 1970er Jahren steht das so genannte Säulenhaus in Aarau im Eigentum des Kantons Aargau. Kurze Zeit zog die Nationalbank ein, bis es die militärische Verwaltung für die letzten Jahrzehnte übernommen hat. Das Militär zog 2017 aus und ein neuer Nutzer wurde mit der Kantonalen Denkmalpflege gefunden. Vom Frühjahr bis Herbst 2019 wurde eine notwendige Innenrestaurierung vorgenommen.
Das Säulenhaus an der geschichtsträchtigen Laurenzenvorstadt in Aarau wurde 1836-38 vom Brugger Architekten und Kantonsbaumeister Franz Heinrich Hemmann (1798-1849) für die Familie von Gottlieb Frey-Fischer erbaut. Der gleiche Architekt erbaute zehn Jahre früher schon das Grossratsgebäude in Aarau.
Der Bauherr Gottlieb Frey war Kaufmann und starb bereits zwei Jahre nach dem Einzug ins Säulenhaus. Seine Frau Susanna Frey-Fischer wohnte weiterhin im Haus bis sie 1869 verstarb. Später übernahm ihr Enkel Gustav Adolf Frey mit seiner Gattin Helene Frey-Riniker das Haus. Sie nahmen erste bauliche Veränderungen vor und liessen beispielsweise den Korridor im Erdgeschoss mit damals moderner Dekorationsmalerei versehen.
Deren Sohn Gustav Frey und seine Gattin Gertrud Bally nahmen 1940 tiefgreifende bauliche Veränderungen im Haus vor – ein Zustand, der bis in die 1970er Jahre mit geringen Veränderungen Bestand hatte. Sie haben - neben vielen weiteren Eingriffen - im Erdgeschoss das Treppenhaus zur Halle geöffnet und das mit Täfer ausgestattete Esszimmer eingebaut neben einem neuen Salon und einem grosszügigen Wohnzimmer mit Cheminée.
Als Ende der 1970er Jahre das Säulenhaus vom letzten Eigentümer Urs Peter Frey – ein Sohn von Gustav und Gertrud Frey-Bally - dem Kanton Aargau verkauft wurde, nahm dieser relativ grosse bauliche Eingriffe vor: die gesamte Haustechnik wurde wie damals leider üblich hinter vorgeblendete Wandvorlagen und unter abgehängte Decken gelegt. Sämtliche Wände wurden mit Rauhfasertapeten versehen und die alten Parkettböden grösstenteils mit Spannteppichen belegt.
Als es nun Ende 2018 darum ging, die Anpassungsarbeiten in Angriff zu nehmen, stellte sich nach verschiedenen Sondierungen heraus, dass mehr gemacht werden musste als anfangs angenommen. Die Wandvorlagen und abgehängten Decken wurden heruntergenommen, die ganze Haustechnik erneuert und die Böden wo immer möglich in den früheren Zustand gebracht. Es ist gelungen, dem Haus wieder eine gewisse Grandezza zurückzugeben.
Das Säulenhaus präsentiert sich heute als Mischung der Zustände der früheren Bewohnergenerationen mit Spuren aus der Bauzeit, den Veränderungen um die vorletzte Jahrhundertwende, den eleganten Eingriffen von 1940 und gewissen Anpassungen aus der Gegenwart.
Es ist geplant, eine grössere Publikation zum Säulenhaus, seiner Entstehungsgeschichte, seiner Bewohnerschaft und den verschiedenen baulichen Veränderungen durch die Generationen zu publizieren.