Partner
Zusammenarbeit und Austausch mit anderen Institutionen ist uns wichtig. Lerne die wichtigsten Partner der Bibliotheksförderung kennen.
Partnerschaftliche Netzwerke erleichtern unsere fachliche Arbeit und unterstützen unsere Expertise. Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist wichtig, wenn es darum geht, sich zu informieren, sich über ein Themenfeld eine fundierte Meinung zu bilden oder Ideen und Projekte in Angriff zu nehmen.
Fachstellen und Institutionen
Du findest anbei eine Auswahl von Kooperationspartnern der Bibliotheksförderung, die mit unserer Arbeit eng verknüpft sind.
- Bibliosuisse – Engagiert für Bibliotheken und Personal(öffnet in einem neuen Fenster)
- IFLA – International Federation of Library Associations and Institutions(öffnet in einem neuen Fenster)
- INTERBIBLIO – Dachverein der interkulturellen Bibliotheken der Schweiz (öffnet in einem neuen Fenster)
- Zentrum Lesen(öffnet in einem neuen Fenster)
- Bibliotheksbeauftrage der Deutschschweiz (öffnet in einem neuen Fenster)
- Bibliomedia(öffnet in einem neuen Fenster)
- SBD.bibliotheksservice ag(öffnet in einem neuen Fenster)
3 Fragen an...
In der Serie "3 Fragen an…" stellen wir in loser Folge Menschen vor, die Bibliotheken mit ihren Ideen, Projekten oder ihrer Arbeit bereichern.
Andrea Dietiker, ehem. Informationsspezialistin BAAG
Andrea Dietiker

Bibliothek und Archiv Aargau vereint die kantonalen Dienstleistungen der Kantonsbibliothek, des Staatsarchivs und der Bibliotheksförderung. Andrea Dietiker ist Informationsspezialistin FH und arbeitet in der Abteilung Kundendienst und Vermittlung der Aargauer Kantonsbibliothek. 20% ihres Pensums umfasst die Mitarbeit in der Geschäftsstelle des Vereins ebookplus, die von der Bibliotheksförderung Aargau geführt wird.
Was wolltest du als Kind werden und warum hast du dich schlussendlich für die analoge und digitale Bibliothekswelt entschieden?
Meine Eltern besassen einen Bauernhof. Als Kind war für mich deshalb klar, dass ich einmal Landwirtin werden möchte. Ich liebte den Umgang mit den Tieren und war gerne draussen. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass die strenge, körperliche Arbeit, der Umgang mit grossen Maschinen und die oft langen Arbeitstage nichts für mich sind. Nach der Ausbildung zur Kauffrau und einigen Jahren als Mitarbeiterin einer IT-Firma, habe ich mich entschieden, an der FH Graubünden Informationswissenschaft zu studieren.
Weshalb? Die Bibliothek als Ort hat mich immer angesprochen. Natürlich habe ich gerne gelesen und entsprechend viele Bücher ausgeliehen; die Bibliothek war für mich aber schon immer ein lebendiger Ort, an dem Menschen sich austauschen, für die Schule lernen oder Veranstaltungen besuchen. Allerdings war meine Vorstellung von Bibliothek noch sehr analog. Während des Studiums und meiner Arbeit in verschiedenen wissenschaftlichen Bibliotheken lernte ich mit Online-Katalogen, Datenbanken und umfangreichen E-Book-Paketen auch die digitalen Angebote der Bibliotheken nutzen und schätzen.
Was ist die grösste Herausforderung im Rahmen deiner Tätigkeit als Mitarbeiterin der Geschäftsstelle des Vereins ebookplus?
Eine grosse Herausforderung ist die Komplexität von ebookplus. Das Angebot von ebookplus basiert auf der Onleihe, einem digitalen Angebot für öffentliche Bibliotheken der deutschen divibib GmbH. Bis E-Books, Hörbücher und Zeitschriften für die Kundinnen auf den Plattformen von ebookplus bereitstehen, ist es ein langer Weg. Von den Verhandlungen mit den Verlagen über die Bereitstellung auf ebookplus bis zum Download auf unterschiedliche Endgeräte müssen viele Rädchen korrekt ineinandergreifen, damit alles reibungslos funktioniert. Das ist meistens, aber nicht immer der Fall.
Deshalb ist es wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen in den ebookplus-Partnerbibliotheken wissen, wie E-Medien auf Tablets, Smartphones oder eReader genutzt werden und welche Probleme auftreten können. Es freut mich immer wieder, wie interessiert und engagiert die Bibliothekarinnen ans Thema ebookplus herangehen, indem sie das Angebot bewerben, Sprechstunden durchführen und sich laufend weiterbilden.
Was war für dich ein Meilenstein in der Entwicklung von ebookplus?
Seit 2016 darf ich die Belange der Geschäftsstelle des Vereins ebookplus koordinieren. In dieser Zeit gab es natürlich mehrere Meilensteine. Für mich einer der Wichtigsten ist die Aktionswoche ebookplus, die wir Ende September 2022 anlässlich des 10-jährigen Jubiläums von ebookplus erfolgreich durchgeführt haben. Neben Einführungen und Sprechstunden zu ebookplus profitierten die Kundinnen und Kunden von Veranstaltungen zu Cybercrime, Fake News, Virtual Reality, Robotik und TikTok.
Die jährlich steigenden Downloadzahlen zeigen, dass sich das Angebot von ebookplus in den Bibliotheken als Ergänzung zum gedruckten Bestand etabliert hat. Die Aktionswoche war die optimale Gelegenheit, um bestehende Kundinnen und Kunden und die breite Öffentlichkeit auf das tolle Angebot von ebookplus aufmerksam zu machen und mit ihnen den runden Geburtstag von ebookplus zu feiern. Ich habe mich riesig über die grosse Beteiligung der Bibliotheken und die zahlreichen Besucherinnen und Besucher gefreut!
Denn ebookplus ist ein tolles Angebot: Egal wo man ist, man hat seine Bibliothek mit tausenden von Büchern immer in der Hosentasche mit dabei und findet ständig neues Lesefutter.
Heike Ehrlicher, Direktorin Bibliosuisse
Heike Ehrlicher

"Mein Herz schlägt für die kleinen Bibliotheken."
"Meine Mama macht auch was mit Büchern", sagte die Tochter von Heike Ehrlicher im Jahre 2003 zur Bibliothekarin der Gemeindebibliothek Seon. So begann die Bibliothekskarriere von Heike Ehrlicher und sie wurde Bibliothekarin in der Gemeindebibliothek Seon. Gleichzeitig fing sie als Kursleiterin für Marketing im damaligen SAB-Grundkurs an und knüpfte dadurch viele wertvolle Kontakte zu Bibliotheksfachleuten und dem Verband. Heute – mehr als 10 Jahre später – ist sie Direktorin des Verbands Bibliosuisse. Im Interview erzählt sie uns, warum ihr die kleinen Bibliotheken besonders am Herzen liegen und wie sie die Zukunft der Bibliotheken sieht.
Worin siehst du die Vorteile einer Mitgliedschaft bei Bibliosuisse insbesondere für kleinere öffentliche Bibliotheken?
Alle Mitglieder erhalten umfassende, berufsspezifische Informationen, die sie sonst nirgendwo finden. Für mich sind die Mitglieder der "Motor" des Verbandes. Neben all den tollen Projekten, die wir machen, sind sie die wichtigste Anspruchsgruppe. Mein Herz schlägt vor allem für die kleinen und mittleren Bibliotheken, da sie oft auf mehr Unterstützung angewiesen sind. Dazu gehören zum Beispiel niederschwellige Angebote zur Rechtsberatung bei Fragen zu Urheberrecht und Datenschutz oder unsere Mustervorlagen für öffentliche Bibliotheken. Um die Themen der öffentlichen Bibliotheken kümmert sich insbesondere die Sektion Stadt – Gemeinde – Schule (SGS).
Gibt es bemerkenswerte Erfolgsbeispiele von Schweizer Bibliotheken?
Ein herausragendes Beispiel ist das Konzept der "Open Library", das erstmals von der Stadtbibliothek Chur umgesetzt und rasch von kleineren Bibliotheken übernommen wurde. So haben die Gemeindebibliotheken Grosshöchstetten und Rothrist mit viel Engagement und Durchhaltewillen ein Zeichen gesetzt, dass Open Library auch für kleinere Bibliotheken möglich ist. Die Idee des 3. Ortes, der Bibliothek als "Wohnzimmer", halte ich nach wie vor für sehr wichtig. Hier gibt es viele Beispiele von kleinen und grossen Bibliotheken, die mit wenig Aufwand und geringen finanziellen Mitteln etwas erreicht haben. Das sieht man auch an den Projektarbeiten im Zertifikatskurs. Es freut und beflügelt mich, dass dort immer wieder neue Ansätze erprobt werden und es innovative Kolleginnen und Kollegen gibt, die beharrlich daran arbeiten.
Für uns als Verband sind Kampagnen wie Biblio2030 und das BiblioWeekend Erfolgsbeispiele. Wir haben es geschafft, die Bibliotheken für Nachhaltigkeitsthemen zu sensibilisieren und sehen, dass die Bibliotheken viel bewusster unterwegs sind. Das BiblioWeekend ist nicht zuletzt deshalb ein Erfolg, weil die kantonalen Fachstellen wichtige Multiplikatoren für uns sind.
Müssen Bibliotheken auf jeden Trend aufspringen?
Ich glaube nicht, dass Bibliotheken auf jeden Trend aufspringen müssen. Vielmehr muss man einen Blick dafür haben, was die Gemeinde, in der sich die Bibliothek befindet, braucht.
Es gibt diese vier Trends, von denen ich mir wünsche, dass das Personal sie auf dem Schirm hat:
- Digitalisierung: Eine Bibliothekarin muss beispielsweise wissen, was künstliche Intelligenz ist, und es ausprobiert haben.
- Globalisierung: Bibliotheken sind Orte des Austauschs, barrierefrei, ohne Konsumzwang. In den Bibliotheken haben wir den Partizipationsaspekt, den haben wir sonst nirgends.
- Vermittlung: Die Vermittlerfunktion im Bereich der Informations- und Medienkompetenz wird ein ewiger Trend bleiben, dem sich auch jede Bibliothekarin und jeder Bibliothekar stellen muss. Dies kann auch schon im Kleinen geschehen, indem man zum Beispiel einfach einen Kontakt zur Schule herstellt.
- Individualisierung: Die Bibliotheken sind durch ihre Offenheit ein Ort, an dem Individualität gelebt werden kann. Gleichzeitig bieten sie eine Form von Partizipation und Öffentlichkeit, die wir uns als soziale Wesen wünschen.
Dabei darf eine Bibliothek das Kerngeschäft der Medien nicht aus den Augen verlieren. Aber es braucht unbedingt eine Anreicherung durch entsprechende Vermittlung und Angebote, die über die klassische Ausleihe hinausgehen.
Und zu guter Letzt sage ich den Bibliotheken immer wieder: "Hab's gut mit deiner Trägerschaft". Nur wenn die Trägerschaft die Bibliothek als unverzichtbar wahrnimmt, dann geht es auch voran.
Direktlinks zu Bibliosuisse:
- Darum Mitglied werden(öffnet in einem neuen Fenster)
- Sektion Stadt – Gemeinde – Schule(öffnet in einem neuen Fenster)
- GetTogether(öffnet in einem neuen Fenster)
- Kampagne Biblio2030(öffnet in einem neuen Fenster)
- Kampagne BiblioWeekend(öffnet in einem neuen Fenster)
Lilo Moser. Leiterin Stadtbibliothek Aarau
Lilo Moser
In der Aargauischen Bibliothekszene und weit darüber hinaus ist Lilo Moser ein fester Begriff und Wert. Wir haben die Leiterin der Stadtbibliothek Aarau in ihrem Refugium zum Interview getroffen und zu ihrer neuen Aufgabe als Präsidentin der Aargauischen Bibliothekskommission befragt.
Melanie Müller, Leiterin Gemeindebibliothek Wohlen
Melanie Müller

Neustart für Wohlen: Neue Leitung, neue Wege
Melanie Müller hat bereits während ihrer Lehre zur Buchhändlerin gemerkt, dass ihr Herz für Bibliotheken schlägt. Während und nach dem Studium der Informationswissenschaften an der Fachhochschule Graubünden sammelte sie wertvolle Erfahrungen in der PBZ Pestalozzi-Bibliothek Zürich, wo sie schliesslich stellvertretende Leiterin der Filiale in Altstetten wurde. Im April 2024 übernahm sie die Leitung der Gemeindebibliothek Wohlen.
Seit einem guten halben Jahr leitest du die Gemeindebibliothek Wohlen. Wie hast du dich in deiner neuen Position eingelebt?
Ich habe mich sehr gut eingelebt und von Anfang an wohlgefühlt. Meine Vorgängerin, Christine Freudenthaler, war bereit, so lange zu bleiben, bis ich vollständig eingearbeitet war. Das empfand ich als äusserst wertvoll, da ich von ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und ihrem Netzwerk enorm profitieren konnte.
Auch das Team hat mich sehr herzlich aufgenommen, was keineswegs selbstverständlich ist, da ich ja deutlich jünger bin als die meisten meiner Kolleginnen und das Team perfekt eingespielt war. In der Gemeindebibliothek Wohlen arbeiten sechs Personen mit insgesamt 240 Stellenprozenten. Gemeinsam bringen wir viele wertvolle Kompetenzen mit und ich bin überzeugt, dass dieses Team grosses Potenzial hat, die Bibliothek weiterhin voranzubringen.
Was ist deiner Meinung nach im Moment die grösste Herausforderung für die Gemeindebibliothek Wohlen?
Unsere grösste Herausforderung ist der Platzmangel. Unsere Gemeindebibliothek umfasst 145 Quadratmeter! Seit fast 50 Jahren sind wir am aktuellen Standort, und seit knapp 40 Jahren ist bekannt, dass die Bibliothek viel zu klein ist.
Es wurden viele Versuche unternommen, durch optimale Raumnutzung mehr Platz zu schaffen, und das Team hat kreative Lösungen gefunden. Trotzdem stossen wir schon lange an unsere Grenzen. Wichtige Funktionen einer zeitgemässen Bibliothek fehlen: Es gibt keine Aufenthaltsbereiche oder Arbeitsplätze. Es fehlt ein Ort, an dem Eltern ihren Kindern gemütlich vorlesen und Zeit verbringen können. Bei Schulführungen müssen Klassen aufgeteilt werden, da nicht alle Platz finden. Auch unser Medienbestand ist zu klein, doch weitere Regale sind nicht möglich – wir sind am absoluten Kapazitätslimit. In der Vergangenheit gab es viele Versuche, einen neuen, grösseren Standort für die Bibliothek zu finden, diese sind jedoch immer gescheitert.
Aktuell gibt es einen neuen Hoffnungsschimmer: Die Gemeinde sucht selbst zusätzliche Räumlichkeiten und hat Interesse an unserem Gebäude. Deshalb wird derzeit darüber diskutiert, ob wir in das reformierte Kirchgemeindehaus am Bahnhof umziehen könnten. Das wäre für uns eine super Lösung – zentral gelegen, mit deutlich mehr Platz und vielfältigen Möglichkeiten. So könnten wir den Anforderungen einer zeitgemässen Bibliothek endlich gerecht werden.
Wie sieht deine Vision für die Zukunft der Gemeindebibliothek Wohlen aus?
Ich habe viele Visionen! Unsere Bibliothek soll ein Ort sein, an dem das Lesen generationenübergreifend gefördert und gefeiert wird. In Kooperation mit anderen Institutionen tragen wir zu einem vielfältigen kulturellen Angebot in Wohlen bei. Bei uns wird die Sprache gefördert – auch die häufigsten Fremdsprachen der Region und wir leisten einen Beitrag zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Eine grössere Gemeindebibliothek Wohlen wird zudem den unterschiedlichsten Bedürfnissen gerecht und bietet ruhige Zonen für konzentriertes Arbeiten bis hin zu lebhaften Bereichen, in denen Kinder und Jugendliche ihre Freizeit gestalten können. Moderne Räume für Schulungen und Workshops sollen Wissen fördern, Austausch ermöglichen und kreatives Arbeiten erlauben. Die Bibliothek soll eine Plattform für Ideen und Projekte der Wohler Bevölkerung sein.
Wir haben bereits damit begonnen, intensiv über unsere Zukunft nachzudenken. Bis Jahresende möchten wir einen Fahrplan erstellen, der zeigt, auf welche Bereiche wir uns fokussieren und wie wir unsere Ressourcen gezielt einsetzen. Ich freue mich sehr auf diesen Prozess!
Nathalie Grunder, Koordinatorin Verbund ebookplus
Nathalie Grunder

Frischer Wind bei ebookplus – Nathalie Grunder im Interview
Seit Anfang Jahr koordiniert Nathalie Grunder die Geschäftsstelle des digitalen Medienverbunds ebookplus. Mit viel Herzblut kümmert sie sich um neue Titel auf der Plattform – und bringt dabei nicht nur digitale Fachkompetenz, sondern auch eine grosse Portion Leseliebe mit. Im Interview erzählt sie, was sie an ihrer neuen Rolle besonders reizt, was sie persönlich an E-Books begeistert – und was Bibliotheken in nächster Zeit von ebookplus erwarten dürfen.
Was gefällt dir an deiner neuen Aufgabe bei ebookplus am meisten, und worauf freust du dich in den kommenden Monaten?
An meiner neuen Aufgabe gefällt mir am meisten, dass ich für die Bereitstellung von neuen Büchern auf der Plattform verantwortlich bin – und damit hoffentlich vielen Menschen mit dem einen oder anderen Titel eine Freude bereiten kann. Ich wurde bei ebookplus herzlich aufgenommen und fühlte mich von Anfang an wohl. Besonders schätze ich die vielen inspirierenden Begegnungen mit den Schul- und Gemeindebibliotheken – und den Menschen dahinter.
Die kommenden Monate werden sicher intensiv: Ich erlebe zum ersten Mal eine Mitgliederversammlung und freue mich darauf, viele neue Gesichter kennenzulernen. Eine weitere Herausforderung wird die Umstellung auf die Onleihe 3.0 – ein spannender Prozess, bei dem ich von Beginn an mit dabei bin und miterlebe, wie sich die digitale Ausleihe weiterentwickelt.
E-Books und digitale Medien gewinnen in Bibliotheken zunehmend an Bedeutung. Wie stehst du persönlich zum digitalen Lesen – gab es zuletzt ein E-Book, das dich besonders begeistert hat?
Da ich im Moment noch meine Dissertation in den Geschichtswissenschaften schreibe, lese ich sehr viel analog zu meinem Thema. Zum Abschalten schätze ich E-Books aber sehr – besonders, weil man sie überallhin mitnehmen kann. Oft wage ich mich in meiner Freizeit nämlich an sehr "dicke Schinken", die ich nicht wirklich im Zug transportieren könnte. Es handelt sich meistens um Bücher, die sich mit dem Holocaust oder dem Zweiten Weltkrieg befassen – ein Thema, das mich persönlich sehr beschäftigt, weil ich mich auch im Studium intensiv damit auseinandergesetzt habe. Gerade habe ich Margot Friedlander: "Versuche, dein Leben zu machen" gelesen. Es ist die wahre Geschichte der deutschen Jüdin Margot Friedlander, die sich bis 1944 in Berlin verstecken konnte und danach das Konzentrationslager Theresienstadt überlebt hat. Das Buch hat mich sehr berührt.
Grundsätzlich finde ich es aber auch wichtig, das analoge Lesen nicht ganz zu vergessen. Ein Buch in den Händen zu halten, ist für mich auch heute noch ein sehr spezielles und schönes Gefühl. Wenn das Buch dann nach dem Lesen ins Regal eingeräumt werden kann, ist es umso schöner und man hat immer einen Überblick über die eigene Lektüre.
Welche spannenden Neuerungen sind bei ebookplus geplant – und wie können Bibliotheken davon profitieren?
Die neue Onleihe 3.0 wird viele spannende Neuerungen bringen – sowohl für die Bibliotheken als auch für die Nutzerinnen und Nutzer. Der Systemwechsel war ursprünglich für diesen Sommer geplant. Aufgrund eines Migrationsstopps Anfang Jahr, wird sich der Termin jedoch leider verzögern. Bis jetzt haben wir von divibib und der SBD noch keine neuen Angaben zum weiteren Zeitplan. Sobald es diesbezüglich Neuigkeiten gibt, informieren wir unsere Partnerbibliotheken.
Wir sind überzeugt, dass mit der Onleihe 3.0 Abläufe optimiert werden und Fehler, die bei der aktuellen Onleihe 2.0 auftreten, behoben werden können. Es wird spannend sein zu sehen, wie die Umstellung vonstattengeht und welche konkreten Verbesserungen sich daraus ergeben.
Sabine Hofmann, Leiterin Gemeindebibliothek Wettingen
Sabine Hofmann

Dank Bauchgefühl zum Ziel
Sabine Hofmann ist seit April 2022 Leiterin der Gemeindebibliothek Wettingen. Die Jahre zuvor war sie bei Bibliomedia tätig. Gleich zu Beginn ihrer Arbeit in Wettingen stand die Umrüstung der Medien auf RFID sowie die Einführung von Selbstausleihstationen und der dafür nötige Umbau im Fokus. Das war ein Sprung ins kalte Wasser, wie sie sagt. Den Prozess beschreibt sie als Auf und Ab mit vielen Herausforderungen für das ganze Team. Bei all ihren Entscheidungen haben ihre Intuition und der Austausch mit anderen Bibliotheken immer eine entscheidende Rolle gespielt.
Wie würdest du die Situation beschreiben, als du die Leitung der Gemeindebibliothek Wettingen übernommen hast?
Die Architektur und das Gebäude haben mich überwältigt. Wettingen als Gemeinde ist sehr spannend. Obwohl die Gemeinde im Schatten von Baden steht, gibt es hier viel Potenzial: die Vielfalt der Einwohnerschaft, die politische Situation, ein kompetentes Bibliotheksteam und das Gebäude selbst.
Für mich war es ein Sprung ins kalte Wasser. Während den Jahren bei Bibliomedia war ich eher im Hintergrund tätig. Ich habe Bibliotheken beraten, Bücher eingekauft und an andere Bibliotheken verliehen – war aber selbst nicht an der Theke tätig. Darum habe ich mich umso mehr gefreut, endlich "an der Front" arbeiten zu können.
Du hast im letzten Jahr RFID und die Selbstausleihe erfolgreich eingeführt und die Bibliothek entsprechend umgerüstet bzw. umgebaut. Was war in diesem Prozess die grösste Herausforderung für dich und dein Team?
Am Anfang war es sehr schwierig. Ich musste gleich Entscheidungen treffen. Das Projekt der RFID-Einführung war schon lange aufgegleist, wurde dann aber wegen Corona verschoben. Gleich zu Beginn habe ich die Thekenpläne über den Haufen geworfen. Eine Theke, die einen grossen Teil des tollen Raumes ausfüllte, schien mir nicht mehr zeitgemäss. Bestätigt wurde mein Bauchgefühl, als ich mir die Situation in anderen Bibliotheken (Dübendorf, Aarau, Opfikon, PBZ etc.) angeschaut hatte. Dadurch, dass die Theke jetzt im hinteren Teil ist, können wir den ganzen Raum für Veranstaltungen nutzen.
Die grösste Herausforderung war das Labeln der Medien. Nachdem wir ein paar andere Bibliotheken besucht haben, die RFID bereits eingeführt hatten, wurde mir erst bewusst, wie viel Aufwand das ist. Ich beschoss, die Bibliothek vier statt wie ursprünglich geplant zwei Wochen zu schliessen, was im Nachhinein eine gute Entscheidung war. Wir hatten zusätzlich auch noch die Baustelle und Handwerker im Haus, was nicht immer einfach war.
Was ich unterschätzt habe, war die Zeit nach der Wiedereröffnung. Wir haben vor der Schliessung sehr viele Medien ausgeliehen, die nach der Eröffnung zurückkamen und alle noch ungelabelt waren. Das war nochmal ein Kraftakt für uns. Gleichzeitig mussten wir als Team alle Prozesse neu denken, wie wir zum Beispiel mit der Kundschaft umgehen. Ich durfte dafür einen Workshop mit Sarah Smolka organisieren. Dies hat Unsicherheiten sichtbar gemacht und viel zur Klärung beigetragen, was unsere gemeinsamen Werte sind und wie wir mit der neuen Situation umgehen wollen. Wir haben gelernt, zu erkennen, für wen wir als Ansprechperson da sein müssen und für wen nicht. Und dieser Prozess ist noch nicht zu Ende!
Ich profitiere enorm davon, Weiterbildungen, Tagungen oder andere Bibliotheken zu besuchen und mich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Das Schöne ist, dass jetzt die Bibliotheken zu uns kommen und sich alles anschauen und wir unserer Erfahrungen weitergeben können.
Was wünschst du dir für die Zukunft der Gemeindebibliothek Wettingen? Gibt es weitere Pläne?
Grundsätzlich wünsche ich mir, dass die Einwohnerinnen und Einwohner von Wettingen gerne in die Bibliotheken kommen und unsere Dienstleistungen schätzen. Denn nur so kann die Bibliothek getragen werden. Dabei denken wir vor allem auch an unsere Hauptzielgruppe der Schülerinnen und Schüler. Wir möchten uns mit der Schule noch stärker vernetzen. Schön wäre es, die Klassenführungen für weitere Stufen anzubieten.
Für 2025 ist zudem der Umbau des Untergeschosses geplant. Gleichzeitig verfolgen wir das Ziel, die Bibliothek in eine Open Library zu verwandeln. Als nächster Schritt steht für mich deshalb die Prüfung von unbedienten Öffnungszeiten tagsüber an, also eine "Open Library light". Dies ist sozusagen ein Testlauf – für uns als Team und für unsere Kundschaft. Alle Pläne sind natürlich davon abhängig, ob wir sie als Team bewältigen können und ob wir von der Wettinger Bevölkerung und den politischen Verantwortlichen grünes Licht bekommen.
Zu guter Letzt wünsche ich mir, dass unser Team so bestehen bleibt und wir die nächsten grossen Projekte gemeinsam und motiviert in Angriff nehmen können.
Sabine Rufener, Illustratorin und Bilderbuchautorin
Sabine Rufener

Sabine Rufener ist Illustratorin, Bilderbuchautorin – und im Juni mit "Auf Buchfühlung" in sieben Aargauer Bibliotheken zu Gast. Für ihr poetisches und zugleich tiefgründiges Bilderbuch "Emma und der traurige Hund" wurde sie kürzlich für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Wir haben der vielseitigen Künstlerin "3 Fragen" gestellt – über kreative Inspiration, bewegende Begegnungen mit Kindern und das Leben als Schatztruhe voller Geschichten.
Was hat dich zur Geschichte von "Emma und der traurige Hund" inspiriert – und wie gelingt es dir, ein so schwieriges Thema wie Depression kindgerecht und zugleich poetisch zu erzählen?
Ich kann gar nicht so genau sagen, wo die Geschichte herkam. Ich nehme mir eigentlich nie vor, ein bestimmtes Thema zu behandeln – vielmehr ploppt plötzlich ein Gedanke oder ein inneres Bild auf, das sich festsetzt. In diesem Fall war es der schlecht gelaunte, struppige Hund, den ich in "verchribleten" Strichen gezeichnet habe – das Chaotische, Traurige, irgendwie Durcheinandergekommene sollte schon in seiner Figur sichtbar sein. Schnell war klar, dass er ein Kind als Gegenüber haben wird, das ihn umstimmen will und sich nicht so einfach unterkriegen lässt.
Die Geschichte entwickelte sich dann nach und nach, parallel zur Bildwelt, die wiederum die Erzählung beeinflusste – ein Hin und Her, bis alles zusammenpasste. Dabei stand für mich nie das Thema Depression im Zentrum, ich stelle in meinem Buch auch keine Diagnose. Vielmehr interessierten mich Emmas Stärke und Resilienz – und die Tatsache, dass es einfach nicht immer allen gut geht. Der Hund ist sehr traurig, ja, vermutlich ist er depressiv – doch entscheidend ist für mich, wie Emma damit umgeht. Ihre Direktheit, diese angstfreie Unverblümtheit – das ist, was mich an Kindern immer wieder beeindruckt.
Was bedeuten dir Bibliotheken als Vorleseorte – und welche Momente mit Kindern berühren dich dabei besonders?
Ich glaube, dass Kinder (und Erwachsene auch) die Präsenz der Geschichten sofort spüren, die hier zu Tausenden versammelt sind und nur darauf warten, entdeckt zu werden. Die Atmosphäre ist für mich magisch. Wenn ich auf Lesetour an einem solchen Ort vorbeikomme, tauchen wir gemeinsam in eine dieser vielen Geschichten ein – im Wissen, dass dort noch unzählige andere Schätze lagern. Etwas Inspirierenderes kann ich mir fast nicht vorstellen. Und ich bin überzeugt, dass die Bücher selber auch gerne zuhören, wenn eines von ihnen erzählt wird.
Bei meinen Lesungen ist mir besonders wichtig, den Kindern zu zeigen, dass "Bücher machen" ganz viele verschiedene Berufe beinhaltet oder vielleicht etwas allgemeiner gesagt, dass es überhaupt ganz viele gestalterische Berufe gibt – das ist vielen Kindern gar nicht so bewusst. Wenn dann ein Kind zu mir kommt und mir sagt, es möchte auch mal Illustratorin werden oder Geschichten schreiben, dann freut mich das immer sehr.
Generell beeindruckt mich, wie selbstverständlich Kinder kreativ sein können. Sie sind voller Begeisterung dabei, stellen (auch kritische) Fragen, erzählen von sich, haben umwerfende Ideen und sind einfach erst einmal glücklich und stolz, wenn sie selbst etwas gestaltet haben. Dieser unbekümmerte und begeisterte Zugang zur eigenen Kreativität geht leider später oft verloren, deshalb finde ich es unglaublich wichtig, die Kinder darin zu bestärken.
Du hast in ganz verschiedenen Berufen gearbeitet, bevor du Illustratorin wurdest – unter anderem als Fotografin, Verkäuferin, im Theaterbereich und in der Buchhaltung. Wie beeinflussen diese Erfahrungen deine Bilderbuchgeschichten?
Wir alle werden ja direkt oder indirekt von unseren Erfahrungen geprägt. Ich hätte vor zwanzig Jahren sicher ganz andere Geschichten geschrieben als heute. Das Tolle an der Erfahrung in verschiedensten Berufen und Lebenssituationen sind wohl die unterschiedlichen Menschen, mit denen man es zu tun hat, und dann wird das Leben selbst zu einer Ansammlung von Geschichten. Ich muss nur nach einem der vielen Fäden greifen und ziehen – und schon entsteht eine neue Erzählung. Insofern sehe ich meine Erfahrungen als unendlichen Schatz an Geschichten.
Illustratorin und Geschichtenerzählerin war ich aber übrigens schon immer, auch als ich offiziell andere Berufe hatte. Die Entscheidung, alles auf diese Karte zu setzen, hat einfach bei mir ein bisschen länger gedauert, aber eben: Dafür ist meine Schatztruhe an Geschichten heute prall gefüllt.
Übrigens sind auch Daniel Fehr ("Ich und der Zauberwürfel") und Eva Rottmann ("Fucking fucking schön") in diesem Jahr für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert – beide waren ebenfalls bereits als Literaturschaffende bei "Auf Buchfühlung" mit dabei.
Sarah Kahn, ehem. Freiwilligenmanagerin BAAG
Sarah Kahn

Ein Grossteil ihrer Arbeit umfasst die Weiterentwicklung und Koordination des kantonalen Freiwilligenprogramms der Abteilung Kultur, an dem sich Bibliothek und Archiv Aargau (BAAG) seit 2018 beteiligt. Daneben ist sie für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Auch die Bibliotheksförderung profitiert von ihrem Know-how. Sarah Kahn erzählt, wie und wo sie ihre Talente einsetzt und was die Institution Bibliothek für Sie in der heutigen Zeit bedeutet.
Dein Lebenslauf ist bunt und unkonventionell. Wie bist du zu Bibliothek und Archiv Aargau (BAAG) gestossen und inwiefern profitiert BAAG von deinen Kompetenzen?
Wenn ich ehrlich bin, hat mich der Zufall hierhin verschlagen. Im Rahmen meines Studiums "MAS Kulturmanagement" habe ich ein kulturelles Freiwilligenprojekt im Kantonsspital Aarau aufgebaut, wodurch ich meine Kompetenzen als Freiwilligenmanagerin entwickeln konnte. 2018 hat der Kanton Aargau das kantonale Freiwilligenprogramm der Abteilung Kultur lanciert und ich habe mich für die Stelle bei Bibliothek und Archiv beworben.
Mir ist die Bibliothekswelt aber alles andere als fremd: Meine Mutter war Bibliothekarin, fleissige Leserin, begeisterte Buchsammlerin. Ich muss lachen, wenn ich mich daran erinnere, dass ich als Kind unsere Familienbibliothek in eine "echte" Bibliothek umgewandelt habe und meine Eltern bei mir im Wohnzimmer ihre eigenen Bücher ausleihen mussten. Kamen die Bücher zu spät zurück, schrieb ich eine Mahnung. Was das wohl über mich aussagt?
Einen etwas tieferen Einblick habe ich mir im Gymnasium während einiger Schulsommerferien, in denen ich in Bibliotheken ausgeholfen hatte, verschafft. Ich schätze Bibliotheken enorm: als Ort des gesammelten Wissens und des Austausches. Bibliotheken übernehmen eine wichtige, soziale Verantwortung innerhalb einer demokratischen Gesellschaft.
Als gelernte Grafikerin und Gestalterin habe ich aber auch einfach eine grosse Liebe für das Buch, das Papier, die Schrift und die Kommunikation, die damit ermöglicht wird. Ich bin hier also durchaus am richtigen Ort gelandet und ich glaube, dass es genau diese Kombination an Interessen und Ausbildungen ist, die mich hier auch eine gute Arbeit machen lassen.
Hat sich dein Selbstverständnis für Gedächtnisinstitutionen (Bibliotheken, Museen, Archive) im Rahmen deiner Arbeit bei Bibliothek und Archiv Aarau verändert?
Durchaus! Ich erfahre hier jeden Tag, wie wichtig, sogar dringlich, "Öffnung" ist. Ohne zu vermitteln, kann eine Bibliothek, ein Archiv oder ein Museum zwar noch immer eine Gedächtnisinstitution sein, aber dennoch unzugänglich bleiben, wodurch sie letztlich ihre Legitimation verliert. Wir müssen uns hier ständig fragen: Für wen existieren wir wirklich, was bieten wir an und wie können Menschen unser Angebot bestmöglich nutzen? Gedächtnisinstitutionen stecken meiner Meinung nach gerade in einer anstrengenden, aber notwendigen Transformation und das kostet selbstverständlich Energie und Überzeugung. Ich vermute aber auch, dass die Existenz solcher Gedächtnisinstitutionen für eine "gesunde" Gesellschaft relevanter ist, als das viele denken mögen. Dies muss man immer wieder kommunizieren – das weiss ich umso mehr, seit ich hier arbeite.
Im Rahmen des Freiwilligenprogramms koordinierst du u. a. einen Lesezirkel für Schweizer Literatur. Was überrascht im Zusammenhang mit dieser Arbeit und was bereitet grosse Freude?
Was mich nicht wirklich überrascht, aber mein Verständnis bestärkt, ist die Erkenntnis, dass Freiwilligenmanagement immer eine Mischung aus Vermittlungs-, Öffentlichkeits- und Sozialarbeit ist. Das Wort "Koordination" suggeriert, dass die Arbeit vor allem organisatorischer Natur ist, was so nicht stimmt.
Als sehr schön empfinde ich – gerade auch im Lesekreis – die bereichernden Diskussionen und die Momente, die einen beglücken und längerfristig "nähren". Selber auch Teil des Lesekreises zu sein, bedeutet, sich regelmässig und intensiv mit der Kunstform "Schreiben" auseinanderzusetzen, was nicht nur einfach wahnsinnigen Spass bereitet, sondern auch echte kulturelle Teilhabe bedeutet. Ich erfahre dadurch mehr über die Welt.
Und ganz grundsätzlich: Die Gespräche, die ich mit den Freiwilligen führe – auch die persönlichen, die über das Engagement hinausgehen – spiegeln mir eine Realität, die komplexer ist als mein Mikrokosmos. Dafür bin ich enorm dankbar.
Simone Huber, Leiterin Schul- und Gemeindebibliothek Birrwil
Simone Huber

"Mein Kopf ist immer für beide Bibliotheken da."
Von der unerwarteten Verwandlung einer Schulbibliothek bis hin zu den Herausforderungen der Leitung zweier Bibliotheken – seit 12 Jahren leitet Simone Huber die Schul- und Gemeindebibliothek Birrwil und seit drei Jahren die Gemeindebibliothek Meisterschwanden. Sie ist ausserdem Mitglied in der Aargauischen Bibliothekskommission. Simones Werdegang ist geprägt von Engagement und dem Streben nach einer vernetzten Bibliothekslandschaft.
Wie kam es zur Leitung von zwei Bibliotheken?
Das ist eine amüsante Geschichte. Meine Mutter war sehr aktiv im Bibliothekswesen und ich war Mitglied in der Schulpflege von Birrwil. In einer Sitzung kam die Frage auf, wie die Schulbibliothek in Birrwil funktioniert. Daraufhin schauten meine Mutter und ich uns diese Schulbibliothek an und uns traf fast der Schlag. Es war ein schmaler Raum. Links waren die Bücher für die Schulbibliothek. Der Bestand war total veraltet, zum Teil gab es sogar noch Bücher mit alter Schrift. Rechts waren die Bücher für die Gemeindebibliothek. Diese hatte damals nur zwei Stunden pro Woche offen.
Gemeinsam mit der damaligen Leiterin entwickelten wir daraufhin ein Konzept für eine neue kombinierte Schul- und Gemeindebibliothek. Dank meinem Engagement in der Schulpflege hatte ich Kontakte zum Gemeinderat, der das Konzept und somit einen Umzug in andere Räumlichkeiten bewilligte. Und so übernahm ich dann die Leitung. Gleichzeitig absolvierte ich den Grundkurs und danach den Leitungskurs. Später bewarb ich mich auf die Stelle in Meisterschwanden mit Aussicht auf die Leitung. Das war im Gegensatz zu Birrwil ein ganz normaler Bewerbungsprozess. (lacht)
Welche Vor- und Nachteile erlebst du bei der Leitung von zwei Bibliotheken?
Ein Riesenvorteil sind die Synergien. Mein Kopf ist immer präsent – für beide Bibliotheken. Mein Wissen gilt für beide Bibliotheken. Das erleichtert zum Beispiel das Schreiben von Anträgen oder die Weiterentwicklung der Bibliotheken, auch bei Weiterbildungen gilt: eine für zwei.
Die gute Vernetzung der Bibliotheken im Seetal bringt zusätzlich Synergien. Wir haben zum Beispiel einen gemeinsamen Flyer und Wettbewerb für das Biblioweekend. Und wir tauschen uns an einem jährlichen Treffen aller Seetaler Bibliotheken oder bei Bedarf zwischendurch bei einem Kaffee aus.
Als Mitglied der Bibliothekskommission vertrete ich zum einen die kleinen Bibliotheken. Zum anderen weiss ich dadurch, was aktuell ist und kann die Entwicklung meiner Bibliotheken einfliessen lassen. Der Austausch mit den anderen Kommissionsmitgliedern ist immer sehr wertvoll.
Die Doppelleitung erfordert jedoch auch eine präzise Organisation. Ich arbeite ca. 40 Prozent. Das scheint auf den ersten Blick nicht viel, aber mehr wäre gar nicht möglich. Bei nationalen Anlässen wie beispielsweise dem Biblioweekend müsste ich als Leiterin eigentlich an beiden Orten gleichzeitig sein. Da muss ich dann Prioritäten setzen und mich mit dem Team gut abstimmen.
Damit die Flexibilität nicht zum Nachteil wird, muss ich mich persönlich gut organisieren und versuche, möglichst strukturiert zu arbeiten. Ich nehme mir zum Beispiel vor, dass ich an einem Vormittag nur die Mails für Birrwil abarbeite und nicht gleichzeitig noch Aufgaben für Meisterschwanden erledige. Das funktioniert ganz gut, bedeutet aber auch, dass ich nicht jederzeit für alle verfügbar bin. Damit umzugehen, habe ich erst im Laufe der Jahre gelernt.
Was wünschst du dir für die Zukunft deiner Bibliotheken?
Mein grösster Wunsch ist, dass Bibliotheken im Gespräch bleiben. Die Bevölkerung soll den Wert der Bibliotheken – vor allem auch der kleineren – nicht vergessen. Die Bibliothek ist und soll ein Ort für alle bleiben.
Ich persönlich fände es toll, wenn es ein Abo für alle Bibliotheken in der Region gäbe, also eine Art Verbundlösung. So könnte ich zum Beispiel auf eine andere Bibliothek verweisen, wenn wir mit Medienwünschen nicht weiterhelfen können. Medienkatalog und Veranstaltungskalender sollten für alle am selben Ort abrufbar sein. Zusammen statt alleine.
Auch von einer Open Library träume ich schon länger. Die Selbstausleihe als erster Schritt in diese Richtung wäre fantastisch.
Schul- und Gemeindebibliothek Birrwil(öffnet in einem neuen Fenster)
Schul- und Gemeindebibliothek Meisterschwanden(öffnet in einem neuen Fenster)
- Aargauer Entwicklungsplan für öffentliche Bibliotheken 2015 (PDF, 30 Seiten, 2,4 MB)
- Kulturkonzept des Kantons Aargau (PDF, 12,2 MB)
- Richtlinien Öffentliche Bibliotheken 2020 von Bibliosuisse(öffnet in einem neuen Fenster)
- Richtlinien für Schulbibliotheken von Bibliosuisse(öffnet in einem neuen Fenster)