In Stein gemeisselt – römische Inschriften aus Vindonissa
Für die Erforschung des antiken Vindonissa sind rund 100 überlieferte Inschriften eine wichtige Quellengattung. In einem Projekt der Kantonsarchäologie Aargau werden sie nun erstmals zusammenfassend vorgelegt.
Steininschriften gehören zu den wichtigsten Zeugnissen der römischen Zeit. Mit der Eingliederung des heutigen schweizerischen Mittellandes ins Imperium Romanum wurden auch in unserer Gegend immer mehr Botschaften in Stein gemeisselt.
Weshalb sind Inschriften auf Stein so wichtig? Sie nennen uns Namen von Kaisern, Legionskommandanten und Menschen, die vor 2000 Jahren in Vindonissa gelebt haben. Sie wurden an öffentlichen Bauwerken angebracht, von den Hinterbliebenen als Grabsteine auf Friedhöfen aufgestellt und wer es sich leisten konnte weihte den Göttern einen Altar mit Inschrift aus Stein. Ob die Steinmetze vor 2000 Jahren je daran gedacht haben, wie wichtig die von Ihnen in Stein gemeisselten Botschaften in Zukunft einmal sein würden?
Ein Gesamtkatalog aller Steininschriften aus Vindonissa
Aus Vindonissa kennen wir rund 100 Inschriften oder Fragmente davon. Schon in Druckwerken des 16. Jahrhunderts sind erste Inschriften aus dem römischen Windisch erwähnt. Der bis dato jüngste Inschriftenfund kam bei einer Ausgrabung 2018 im Zentrum des Legionslagers zum Vorschein. Immer wieder hat sich die Forschung mit diesen bedeutenden Funden auseinandergesetzt. Was bis heute fehlt, ist ein übersichtlicher Gesamtkatalog. Höchste Zeit also, dass die Inschriften in einer Publikation vereint vorgelegt werden!
Im Zentrum des Projektes stehen die Fundorte und das verwendete Gesteinsmaterial der Inschriften, sowie die Geschichte deren Auffindung, Restaurierung, und wechselnden Präsentationen. Basis dafür sind ausgedehnte Recherchen in diversen Archiven sowie eine durchgehende geologische Bestimmung. Die auf den Steinen erhaltenen Texte, deren Lesung und deutsche Übersetzung sind ein weiterer, wichtiger Bestandteil des Kataloges.
Digital dokumentiert in 3D
Bei der Bilddokumentation setzt das Projekt neben digitaler Fotografie auch auf 3D-Technologie. Das bietet nicht nur die Chance, die Blöcke digital von allen Seiten zu betrachten, sondern erleichtert mögliche virtuelle Rekonstruktionen der Inschriften.
Die Kantonsarchäologie Aargau arbeitet bei diesem Projekt in Kooperation mit der Universität Zürich (Historisches Seminar, Fachbereich Alte Geschichte) und der Universität Basel (Integrative und Prähistorische Archäologie, Arbeitsbereich Geoarchäologie). Unser Ziel: Das Fachwissen zu diesem international bedeutenden Denkmälerbestand langfristig und nachhaltig zu sichern und für alle Interessierte zugänglich zu machen. Die Resultate sollen nicht nur in Form eines Buches und einer Open access-Publikation vorgelegt werden, sondern gleichzeitig in verschiedene webbasierte Datenbanken einfliessen.