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Graben unter dem Gasthaus

Historischer Plan mit Blick auf Kaiseraugst.

Ab Frühling 2021 werden in Kaiseraugst das ehemalige Gasthaus "Sonne" sowie die Liegenschaft Allmendgasse 4 zu Wohnungen mit gemeinsamer Einstellhalle umgebaut. Vorab untersuchte im Herbst 2020 ein Team der Kantonsarchäologie Aargau die archäologischen Überreste.

Durch die Bodeneingriffe und Umbaumassnahmen werden sämtliche archäologische Hinterlassenschaften zerstört. Um die archäologischen Befunde zu dokumentieren und das Fundmaterial zu bergen, untersuchte ein Team der Kantonsarchäologie von September bis Mitte Dezember 2020 dieses Areal im Osten von Kaiseraugst.

Wehrgräben ums Castrum Rauracense

In der Spätantike befand sich hier das Castrum Rauracense, das an dieser Stelle zu Beginn des 4. Jahrhunderts zur Sicherung des Rheinübergangs erbaut worden war. Diese Festung war auf den Landseiten jeweils von zwei Wehrgräben umgeben, einem älteren spätrömischen und einem jüngeren Graben, der womöglich bereits frühmittelalterlich datiert.

In den Verfüllungen der Gräben fanden sich Keramik, Tierknochen, Münzen und Metallobjekte wie Werkzeug, Waffen oder Nägel. Diese Funde liefern Hinweise über die Lebensumstände der einstigen Besatzung des Kastells und sie helfen dabei, die vorliegenden Befunde zu datieren. Die Funde wurden bereits auf der Grabung registriert und dann in den Depots der Römerstadt Augusta Raurica fachgerecht eingelagert.

Rekonstruktionszeichnung in Bleistift des älteren Kastellgrabens.
Der ältere römische Kastellgraben. Kantonsarchäologie, Misha Baldachin, © Kanton Aargau
Rekonstruktion in Bleistift des jüngeren Kastellgrabens.
Der jüngere, wohl frühmittelalterliche Kastellgraben. Kantonsarchäologie, Misha Baldachin, © Kanton Aargau

Untersuchungen sollen Fragen klären

Stich von Emanuel Büchel aus dem Jahr 1763 mit der Darstellung der südlichen Kastellmauer und den älteren Vorgänger des Bolingerhauses (bei D).

Die Untersuchungen sollten klären, wann die Gräben ausgehoben worden sind und zu welchem Zeitpunkt man sie wieder aufgegeben und verfüllt hat. Ausserdem sollte sich zeigen, wie das Grabenvorfeld ausgestaltet war. Befanden sich dort noch zusätzliche Annäherungshindernisse etwa in Form von Pfählen?

Ein besonderes Augenmerk galt der Nutzung des Areals im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Man weiss dank Urkunden und dem archäologischen Befund, dass hier im 17. und 18. Jahrhundert Vorgängerbauten des Bolingerhauses sowie des Gasthofs "Zur Sonne" auf den Trümmern der Kastellmauer erbaut worden sind. Vielleicht klärt sich die Frage, ob noch Überreste dieser Bauten vorhanden sind und was hier vor dem Bau dieser beiden Gebäude passierte.