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Döttingen-Chunte

Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana.

Die Kantonsarchäologie gräbt die Überreste einer römischen Strasse in Döttingen aus. Sie verband früher Vindonissa mit Tenedo (Zurzach). Die Strasse zeigt den typischen römischen Aufbau.

Mobilität war bereits in römischer Zeit von grosser Bedeutung. Truppen, Nachrichten, Personen (Beamte) und Waren mussten so schnell wie möglich befördert werden. Aus diesem Grund bauten die Römer systematisch bestehende Wege aus und legten neue Strassen an. Ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. drangen sie in den Alpenraum ein und überspannten das Gebiet der heutigen Schweiz mit einem dichten Strassennetz. Dadurch war es in kürzester Zeit möglich, von den Alpenpässen bis an den Rhein und nach Nordgallien zu gelangen.

Die freigelegte römische Strasse (grau eingezeichnet). Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Im Boden und auf Pergament

Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana
Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana

Der Döttinger Strassenabschnitt wurde 1916 erstmals vom Sekundarlehrer Josef Villiger erfasst. Dank einer Reihe von Sondierungen zwischen der Surb, dem hochgelegenen Feld Chunte und dem ansteigenden Tal zum Sennenloch konnte er an einigen Stellen einen Strassenkoffer mit Unterbau erfassen. Obwohl seine Datierung in römische Zeit nicht belegt war, wurde der Döttinger Strassenabschnitt als Teil der Überlandstrasse interpretiert, die das Legionslager Vindonissa über das Sennenloch mit der Siedlung Tenedo (Zurzach) verband.

Tatsächlich war die Strasse in römischer Zeit eine bedeutende Überlandstrasse, die sogar in der sogenannten Tabula Peutingeriana eingetragen war. Diese Strassenkarte aus dem späten 12. Jahrhundert ist eine Kopie einer ursprünglich römischen Strassenkarte und gibt uns noch heute wichtige Informationen zu römischen Orten und Strassen.

Römerstrasse in der Chunte

© "Die Botschaft", Thomas Färber (zvg)

Eine grossflächige Überbauung des Feldes in der Chunte erlaubte es der Kantonsarchäologie Anfang 2016, einen etwa 41 Meter langen Abschnitt der mutmasslichen römischen Strasse zu untersuchen. Es zeichnete sich ein 7,5 bis 8 Meter breites Strassentrassee ab, auf beiden Seiten flankiert von je einem Entwässerungsgraben. Die Strasse setzte sich aus einer etwa 5 Meter breiten Fahrbahn und aus einem unterschiedlich breiten Geh- oder Viehweg zusammen.

Der Strassenkörper der Fahrbahn zeigte den typischen, römischen Aufbau mit einem groben Unterbau aus lokalem Kalksteinbruch und einem Aufbau aus mindestens drei Kiesaufschüttungen. Ursprünglich dürfte aber die Anzahl der Aufschüttungen höher gewesen sein. Der seitliche Geh- bzw. Viehweg bestand hingegen aus einer einfachen Kiesschüttung.

Teil einer Schwertscheide und Schuhnägel

Schwert (gladius) mit rekonstruierter Schwertscheide und zugehörigem Ortbandknopf. Illustration und Foto Kantonsarchäologie, © Kanton Aargau

Die Datierung der Strasse in der Chunte in römische Zeit ist schliesslich durch die Funde bestätigt, die auf dem Strassenkörper oder im Entwässerungsgraben gefunden worden sind. Zwei römische Münzen zeigen, dass Menschen die Strasse im 1. Jahrhundert n. Chr. benutzten. Es gibt jedoch keinen Anhaltspunkt dafür, wie lange die Strasse dann weiter benutzt wurde.

Mit Sicherheit marschierten einst Soldaten der Strasse entlang, denn ein bronzener sogenannter Ortbandknopf, ein Bestandteil einer Schwertscheide, weist darauf hin, sowie auch eiserne Schuhnägel, womit die Sohle von römischen Marschstiefeln, sogenannten caligae, beschlagen waren.