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Vermessung der Welterbestätte Beinwil-Ägelmoos

Zwei Experten betrachten die Messaufnahmen der Welterbestätte an einem Bildschirm auf einem Boot.

Die UNESCO-Welterbestätte Beinwil-Ägelmoos wurde erstmals mit modernster Technik unter Wasser vermessen.

Als Teil der seriellen Fundstelle "Palafittes – Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" wurde die Seeufersiedlung Beinwil-Ägelmoos im Jahr 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Damit gilt die Fundstelle per UNESCO-Definition als hervorragendes Beispiel einer überlieferten menschlichen Siedlungsform.

Die Kulturschichten der Fundstelle nehmen eine Fläche von 650 Quadratmetern ein. Sie liegen auf einem Bereich der Uferplatte, der heute im Flachwasser in etwa einem Meter Tiefe liegt. Zu prähistorischen Zeiten jedoch lag die Siedlung wahrscheinlich auf einer Insel oder Halbinsel oberhalb des Wasserspiegels. Zum See hin fällt das Gelände steil ab, was als Haldenkante bezeichnet wird.

Die Beobachtungen, die durch Prospektion und Kernbohrungen gewonnen wurden, belegen bisher zwei frühbronzezeitliche (2200 bis 1550 v. Chr.) und einen spätbronzezeitlichen Siedlungshorizont (Dendrodatum 1046 v. Chr.). Auf eine weit frühere Besiedlung der Stelle im Neolithikum (rund 4500 bis 2200 v. Chr.) könnte zudem ein Einzelfund, eine Keramikscherbe, hinweisen.

Erosion gefährdet die Welterbestätte

Ein Anker kann die archäologischen Überreste stark schädigen. © Unterwasserarchäologie Zürich

Die Kulturschichten der Siedlungsstelle Beinwil-Ägelmoos liegen grösstenteils offen am Seegrund und sind insbesondere im Bereich der Haldenkante stark exponiert. Erosionskontrollen finden deshalb seit 2005 periodisch statt, nachdem im Jahr 2000 das erste Seegrundprofil angefertigt worden war.

Die Erosionskontrollen werden von der Unterwasserarchäologie Zürich im Auftragsverhältnis durchgeführt. Bis 2012 zeigten sie deutliche Terrainverluste auf. Auch wenn sich diese in der Zwischenzeit scheinbar verlangsamt haben, so ist dennoch an der Haldenkante von einer steten Erosion auszugehen.

Ausserdem gefährden Ankerlegungen oder Raubgräberei die Siedlungsstelle. Nur durch Schutzmassnahmen wird die Zerstörung des Bodenarchives längerfristig zu verhindern sein. Diese kann in erster Linie durch Überdeckung der Befunde erfolgen. Dabei werden die Strukturen und Fundschichten mit einem Vlies abgedeckt, darüber kommt Kies zu liegen. Dadurch wäre die Siedlungsstelle vor weiterer Erosion geschützt.

Für künftige Generationen erhalten

Neben Beinwil-Ägelmoos besitzt der Kanton Aargau mit der Seeufersiedlung Seengen-Riesi eine zweite UNESCO-Weltkulturstätte. Vier weitere Fundstellen mit Seeufersiedlungen liegen im und um den Hallwilersee. Daraus ergibt sich die Verpflichtung, die Fundstellen mit angemessenen Methoden zu überwachen und rechtzeitig Schutzmassnahmen zu ergreifen, damit diese Zeugnisse der Menschheitsgeschichte auch künftigen Generationen erhalten bleiben.

Vermessung mit Hightech-Methode

Damit man die Fundstelle zum ersten Mal komplett vermessen konnte, fand im Frühjahr 2015 eine digital gesteuerte, sogenannte Fächerecholot-Vermessung durch die Firma Terra Vermessungen statt.

Bei der Echolot-Messung werden Schallsignale gegen den Seegrund gesendet. Das Signal wird vom Seeboden reflektiert und auf dem Boot empfangen. Aus der Laufzeit wird die Entfernung zum Boden berechnet, und so das Relief des Seegrundes abgebildet.

Bei der Fächerecholot-Messung werden die Schallsignale fächerförmig ausgesandt, und dabei ein Streifen entlang des Schiffskurses erfasst. Mehrere überlappende Streifen ergeben danach ein dreidimensionales, digitales Geländemodell, welches mit bestehenden Karten verknüpft, das heisst georeferenziert werden kann. Die Daten stellen für die Kantonsarchäologie eine wichtige Grundlage dar, mit der die fortschreitende Erosion beobachtet werden kann.