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Überraschung im Leitungsgraben

Bei Werkleitungssanierungen kommen im Januar 2018 in Kaiseraugst Skelette zum Vorschein. Sie stammen aus dem 4. Jahrhundert nach Christus. Damals gab man den Verstorbenen nur wenige Beigaben mit ins Grab.

Bei Werkleitungssanierungen in Kaiseraugst kamen Ende Januar 2018 sieben spätrömische Körpergräber zum Vorschein. Das Ausgrabungsteam der Kantonsarchäologie in Kaiseraugst hat sie freigelegt und dokumentiert.

Werkleitungssanierungen in Kaiseraugst erlauben den Archäologen einen Einblick in den Boden. Foto: Kantonsarchäologie Aargau, © Kanton Aargau

Die Gräber gehören zum bereits seit längerer Zeit bekannten spätantiken Gräberfeld Kaiseraugst-Höll westlich des Castrum Rauracense. Unbekannt waren jedoch Grösse und Ausdehnung dieses Bestattungsplatzes. Die neu entdeckten Bestattungen zeigen nun, dass dieser antike Friedhof viel grösser war als bisher angenommen.

Die Gräber waren mit einer Ausnahme sehr schlicht. Man bestattete die Verstorbenen in einfachen Gruben ohne erkennbare Hinweise auf Särge oder ähnliches. Dank der guten Erhaltung der Knochen können die Anthropologen aber noch Aussagen zum Alter, Geschlecht oder zu möglichen Krankheiten der Verstorbenen machen. DNA- und Strontiumisotopen-Analysen versprechen weitere Erkenntnisse zum Leben und Sterben dieser Menschen, etwa wovon sie sich ernährten oder wie sie miteinander verwandt waren.

  1. Zwei Frauen beugenm sich über ein Skelett im Boden.
    Anthropologische Begutachtung
  2. Skelett liegt auf Ziegelplatten.
    Sarg aus Ziegeln
  3. Skelett mit Armring.
    Letzte Ausstattung

Eine Bestattung war in Form einer Ziegelkiste angelegt. Diese bestand aus römischen Dachziegeln (tegulae), die − vergleichbar mit einem Sarg − zu einer Kiste zusammengesetzt worden waren. Darin wurde dann die verstorbene Person beigesetzt. Gemäss einer ersten anthropologischen Vorbestimmung wurde hier eine ältere Person von über 40 Jahren bestattet.

Schmuck im Grab: die Verstorbene trägt einen Armring.

Wie für spätantike Gräber typisch, wurden den Toten gar keine oder nur wenige Beigaben mit ins Grab gegeben. So fand sich in einem Grab ein tordierter Bronzearmring, den die Verstorbene noch am Arm trug. Es dürfte sich um ein persönliches Schmuckstück handeln. Als weitere Beigabe lag direkt neben dem Schädel eine Münze. Münzen als Grabbeigaben werden als sogenannte Charons-Pfennige gedeutet − also ein Wegzoll für den Fährmann, der die Verstorbenen auf ihrer Reise in die Unterwelt über den Fluss Styx schiffte.

Foto: Kantonsarchäologie Aargau, © Kanton Aargau

Gräber des 4. Jahrhunderts

Aufgrund der Lage, der Bestattungssitte und der Münze können die Gräber ins 4. Jahrhundert n. Chr. datiert werden. Die Münze, eine Prägung von Konstantin dem Grossen, liefert einen sogenannten terminus post 330/331 n. Chr. Das heisst, die Bestattung muss nach dieser Zeit angelegt worden sein. Die Gräber gehören somit zum Castrum Rauracense. Die Lage dieses Bestattungsplatzes ausserhalb der Mauern des Kastells ist für die römische Zeit typisch, mussten doch die Toten damals ausserhalb der Siedlungen beigesetzt werden.