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Kommunale Schutzobjekte

Von Kreuzen gesäumte Wege in Schupfart

In Schupfart findet momentan im Zusammenhang mit der Revision der Nutzungsplanung auch die Aktualisierung des Bauinventars durch die Kantonale Denkmalpflege statt. Das Bauinventar enthält eine systematische Bestandsaufnahme von kommunal schutzwürdigen Bauten und Kulturobjekten. In Schupfart fallen diesbezüglich insbesondere die sakralen Kulturobjekte ins Auge, zu denen eine Kapelle, ein Bildstock und fünfzehn Wegkreuze gehören. Durch eine qualitätsvolle und sorgsame Umgebungsgestaltung gliedern sie sich harmonisch in die Landschaft ein und bereichern die Spazier- und Wanderwege.

Bildstock Bruder Klaus aus dem mittleren 20. Jh. © Kantonale Denkmalpflege Aargau.

Schupfart ist eine kleine Fricktaler Gemeinde, die zum Bezirk Rheinfelden gehört. Sie liegt am oberen Ende des Fischingertals zwischen bewaldeten Hügeln. Die flache, vom Fischingerbach durchflossene Talmulde wird im Süden durch den steilen Anstieg zum Tiersteinberg begrenzt, an den ostwärts der Hügelzug des Wolbergs anschliesst. Im nördlichen und westlichen Gemeindegebiet erstrecken sich die Hochebenen des Eikerbergs und des Hellikerbergs. Als geomatische Sehenswürdigkeit liegt zudem nördlich des Dorfkerns im Gebiet des Eikerbergs der 1991 anlässlich des 700-Jahr-Jubiläums der Schweizerischen Eidgenossenschaft berechnete geografische Mittelpunkt des Fricktals. Durch dieses landschaftlich schöne und ruhige Gebiet führt ein weites Flur- und Waldwegnetz, das zu Wanderungen mit pittoresker Aussicht einlädt.

Steinernes Wegkreuz «Sichlete» von 1859. © Kantonale Denkmalpflege Aargau.

Im katholisch geprägten Schupfart werden die Spazier- und Wanderwege von einer vielseitigen und sorgfältig gepflegten sakralen Kulturlandschaft begleitet. So befinden sich in Schupfart neben der römisch-katholischen Pfarrkirche St. Leodegar aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert auch eine Fatimakapelle von 1956/57, ein Bruder-Klausen-Bildstock aus dem mittleren 20. Jahrhundert sowie fünfzehn Wegkreuze aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Während die kantonal geschützte Pfarrkirche im Dorfkern das sakrale Zentrum bildet, sind die kommunal schutzwürdigen religiösen Kulturobjekte über das gesamte Gemeindegebiet verteilt. Dabei ist insbesondere deren qualitätsvolle und sorgsame Umgebungsgestaltung bemerkenswert. In Kombination mit Sitzbänken und einer gepflegten Bepflanzung bestehend aus Sträuchern, Blumen oder Bäumen bilden sie angenehm gestaltete Orte, die zum Verweilen einladen.

Metallkruzifixus des Friedhofkreuzes von 1859. © Kantonale Denkmalpflege Aargau.

Die fünfzehn Wegkreuze in Schupfart zeigen eine Bandbreite verschiedener Ausführungstechniken und Materialien. So finden sich Kreuze aus Stein, Holz, Guss- und Schmiedeeisen. Alle sind vorderseitig mit einem Kruzifixus ausgestattet, wobei sich diese unterschiedlichen Bildtypen zuordnen lassen. Vorhanden sind einerseits Darstellungen des Gekreuzigten im Viernageltypus mit paralleler Beinstellung, andererseits im Dreinageltypus mit nur einem Nagel durch die überkreuzten Füsse. Zudem zeigen die Kruzifixi verschiedene christologische Schwerpunkte. Während ein Gekreuzigter mit auf die Brust gesunkenem Kopf und leidendem Gesichtsausdruck vor allem die menschliche Natur Christi veranschaulicht, erscheint er mit aufrechtem Haupt und offenen Augen als göttlicher Triumphator über den Tod. Zusätzlich zur Figur des gekreuzigten Christus weisen die meisten Schupfarter Wegkreuze eine Inschriftentafel mit dem Kreuzestitulus "INRI" auf. Dieser steht für "Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum" (Jesus von Nazaret, König der Juden) und bezieht sich auf die Tafel, die der römische Statthalter Pontius Pilatus gemäss dem Johannesevangelium (Joh 19,19–22) oben am Kreuz Christi anbringen liess, um den Rechtsgrund seiner Verurteilung anzugeben.

Friedhofskreuz von 1859. © Kantonale Denkmalpflege Aargau.

Die beiden ältesten Wegkreuze in Schupfart sind das Friedhofskreuz und dasjenige auf dem Eichbüel nahe des Sichletenhofs, die beide aus dem Jahr 1859 stammen. Das Friedhofskreuz steht in der Mitte des Friedhofs neben der Pfarrkirche. Es ist als Prankenkreuz aus gelblichem Kalkstein mit vergoldetem Metallkruzifixus gestaltet. 2008 wurde es restauriert, um zwei Meter versetzt und um 90 Grad gedreht, so dass die Christusfigur nicht mehr zur Kirche, sondern zum Dorf hin orientiert ist.

Steinernes Wegkreuz «Schönenbühl» von 1984. © Kantonale Denkmalpflege Aargau.

Das jüngste Wegkreuz von 1984 ist ein schlichtes Steinkreuz mit einem Kruzifixus und einer Inschriftentafel aus Metall. Es befindet sich auf dem Schönenbühl, wo es flankiert von zwei Bäumen und zwei Sitzbänken zu einem Rastplatz mit weiter Aussicht über das Dorf gehört.

Steinernes Wegkreuz «Lätten» aus dem 20. Jh. © Kantonale Denkmalpflege Aargau.

Wegkreuze sind katholische Manifestationen in der Landschaft, welche die Alltagswelt sakralisieren, indem sie Vorbeiziehende zum Gebet einladen, an den Kreuzestod Christi und an die eigene Vergänglichkeit erinnern. Zusätzlich zu ihrer religiösen Bedeutung dienten sie früher der Orientierung, da sie oft Abzweigungen und Kreuzungen wichtiger Verkehrswege markieren. Den Weg von Schupfart über den Eichbüel nach Münchwilen weisen zum Beispiel die Kreuze "Lätten", "Leim" und "Sichlete".

Gusseisernes, polychrom gefasstes Wegkreuz «Luppe» von 1908. © Kantonale Denkmalpflege Aargau.

Gestiftet wurden sie nicht nur von der Kirche, sondern oft auch von Privatpersonen oder von Priestern anlässlich ihrer Weihe oder der Primiz, also ihrer ersten Messfeier als Hauptzelebrant. Zudem wurden Wegkreuze im Zusammenhang mit auf Pfarreiebene realisierten Volksmissionen errichtet, die der Vertiefung und Erneuerung des Glaubens sowie der Rückgewinnung von passiv gewordenen Gläubigen dienten. In Schupfart weisen zwei Wegkreuze, die den Weg nach Anwil über den Tiersteinberg markieren, eine Inschrift auf, welche die jeweiligen Stifter nennt. So wurde das gusseisernes, polychrom gefasste Wegkreuz "Luppe" im Jahr 1908 von Fridolin und Ursula Hasler gestiftet.

Schmiedeeisernes Wegkreuz «Wolfige» von 1898. © Kantonale Denkmalpflege Aargau.

Das am selben Weg weiter bergaufwärts stehende schmiedeeiserne Kreuz "Wolfige" mit schmuckvollen Volutenverzierungen trägt auf einer ovalen Tafel eine Inschrift, der zufolge Mathis Hasler das Kreuz 1898 gestiftet habe und im gleichen Jahr nach Amerika ausgewandert sei.

Steinernes Wegkreuz «Churzebreite» aus dem 20. Jh. © Kantonale Denkmalpflege Aargau.

Als religiöse, verkehrsgeschichtliche und lokalhistorische Zeugnisse, die oftmals auch einen handwerklichen und künstlerischen Wert besitzen, sind Wegkreuze und Bildstöcke wesentliche Bestandteile unserer Kulturlandschaft. Deshalb ist es erfreulich, wenn sie wie in Schupfart eine attraktive Umgebungsgestaltung erhalten. (Vanessa Vogler)