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Newsletter "Für die Menschen im Aargau"

"Die Heraus­forder­ungen der grenz­überschreit­enden Mobil­ität können wir nur gemein­sam bewält­igen."

"Der Hochrhein ist ein grenzüberschreitender dynamischer Wirtschafts- und Lebensraum und die steigende Mobilitätsnachfrage ist mit der Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur abzustimmen", erklärt Regierungsrat Stephan Attiger, Vorsteher des Departements Bau, Verkehr und Umwelt. Der Kanton Aargau und das Bundesland Baden-Württemberg packen die gemeinsamen Herausforderungen bei der grenzüberschreitenden Mobilität in enger Zusammenarbeit an. Stephan Attiger spricht im Interview über die Grundlagen dieser Kooperation und über die aktuell laufenden Mobilitätsprojekte in der Grenzregion.

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Wie läuft die Zusammenarbeit mit der deutschen Seite beim Thema grenzüberschreitender Verkehr?

Der Kanton Aargau und das Bundesland Baden-Württemberg sind sich darin einig, dass die gemeinsame Herausforderung der grenzüberschreitenden Mobilität auch gemeinsam anzupacken ist. Beide Seiten sehen die verkehrlichen Herausforderungen als eine kooperativ zu lösende Aufgabe an und sichern sich gegenseitig die grösstmögliche Unterstützung für deren Bewältigung zu.

Warum braucht es überhaupt eine Zusammenarbeit in diesem Bereich? Wäre es nicht einfacher, nur für uns zu schauen?

Nein. Der Hochrhein ist ein grenzüberschreitender dynamischer Wirtschafts- und Lebensraum und die steigende Mobilitätsnachfrage ist mit der Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur abzustimmen. Aus der gemeinsam erarbeiteten Verkehrsstudie Hochrhein-Bodensee ergeben sich Handlungsempfehlungen für den gesamten Grenzraum zwischen Basel und dem Bodensee. Aufgegriffen werden dabei auch analysierte heutige Schwachstellen an den Grenzübergängen zwischen Deutschland und der Schweiz. Gleichzeitig werden im Kanton Aargau auf schweizerischer Seite Überlegungen zur Verkehrsentwicklung im Rahmen grosser, grenznaher Arealentwicklungen (Entwicklungsschwerpunkte) und neuer Rheinquerungen gemäss den Vorgaben des kantonalen Richtplans durchgeführt. In einer Gesamtschau sollen daraus jeweils nationale und binationale, auch verkehrsträgerübergreifende Projekte entwickelt werden. Dies können organisatorische, technische oder bauliche Massnahmen sein, wie zum Beispiel Brückenneubauten etwa bei Sisseln und Waldshut. Dies lässt sich nur grenzüberschreitend lösen.

Was sind die speziellen Herausforderungen für den Grenzraum?

Handlungsbedarf besteht in diesem Raum gleich aus mehreren Gründen. Die wachsende Bevölkerung und die Zunahme der Arbeitsplätze stellen hohe Anforderungen an die zukünftige Siedlungs- und Verkehrsentwicklung im Raum Zurzibiet. In diesem Raum liegen zudem verschiedene Entwicklungs- und Wohnschwerpunkte. Nennenswert ist auch der schweizerische Einkaufstourismus in das angrenzende Ausland, der situativ nach Wirtschaftslage und Wechselkursen auf hohem Niveau eine Realität darstellt und verkehrlich vorwiegend mit dem motorisierten Individualverkehr verbunden ist. Für den Verkehr im Zurzibiet ist in Abstimmung mit den Gesamtverkehrskonzepten Raum Brugg-Windisch, sowie Baden und Umgebung eine Massnahmenplanung erforderlich. Handlungsbedarf besteht weiter darin, einen geeigneten Standort für den Ersatz der Rheinbrücke Waldshut–Koblenz zu finden. Die bestehende Rheinbrücke erreicht in den nächsten zwanzig Jahren das Ende ihrer Lebensdauer und ist rechtzeitig zu ersetzen.

Gemeinsame Planungen brauchen gemeinsame Grundlagen. Bestehen diese schon?

Ja. Ein Beispiel ist der "Letter of Intent" mit dem Titel "Verbesserung der grenzüberschreitenden Verkehrsverbindungen entlang des Hochrheins", der im Jahr 2020 von Delegierten des Landes Baden-Württemberg und des Kantons Aargau unterzeichnet wurde. Eine weitere sehr wichtige Grundlage bildet die bereits erwähnte Verkehrsstudie Hochrhein-Bodensee mit Fokus auf den grenzüberschreitenden Strassengüterverkehr aus dem Jahr 2022.

Welche Planungen laufen konkret im Grenzgebiet?

Aktuell laufen in diesem Gebiet verschiedene, aufeinander abgestimmte Planungen. Einerseits das Gesamtverkehrskonzept Raum Zurzibiet als Teil des Regionalen Gesamtverkehrskonzepts Ostaargau; die anderen beiden Teile sind das Gesamtverkehrskonzept Raum Baden und Umgebung sowie das Gesamtverkehrskonzept Raum Brugg Windisch. Im Raum Zurzibiet erfolgt seit Mitte 2023 eine Gesamtverkehrsplanung explizit über alle Verkehrsträger – motorisierter Individualverkehr, öffentlicher Verkehr, Fuss- und Veloverkehr – sowie in Abstimmung mit der Siedlungsentwicklung. Parallel erfolgt zudem die Klärung der Rheinquerung Waldshut–Koblenz abgestimmt auf die Planungen im deutschen Raum. Erste Ergebnisse werden bis voraussichtlich Ende 2024 vorliegen. Das GVK soll daher unter engem Einbezug und Mitarbeit der Projektpartner auf der deutschen Seite erarbeitet werden. Ab 2025 erfolgt die Weiterbearbeitung der Massnahmen. Speziell zu erwähnen ist, dass die im Oktober 2022 vom BVU durchgeführte Nummernschilderhebung im Ostaargau (PDF, 17 Seiten, 2,9 MB) durch eine spezifische Zusatzauswertung für das Zurzibiet ergänzt wurde.

Für den Raum Frick-Stein-Laufenburg ist doch auch ein Gesamtverkehrskonzept in Erarbeitung?

Genau. Der Raum Frick-Stein-Laufenburg ist sowohl wirtschaftlich wie auch im Hinblick auf die zukünftige Siedlungsentwicklung von grosser kantonaler Bedeutung. In diesem Raum befindet sich unter anderem mit dem Sisslerfeld die grösste Arbeitsplatzreserve im Kanton Aargau und ein wirtschaftlicher Entwicklungsschwerpunkt. In Bezug auf die wichtige Abstimmung zwischen Siedlungs- und Verkehrsentwicklung besteht in diesem Raum Handlungsbedarf. Der Regierungsrat hat deshalb Anfang Jahr Verpflichtungskredite bewilligt für die Erarbeitung des Gesamtverkehrskonzepts Raum Frick-Stein-Laufenburg sowie einer vertiefenden Überprüfung eines neuen Rheinübergangs in Sisseln, der aktuell im Richtplan auf der Stufe "Vororientierung" eingetragen ist. Die Erarbeitung des Gesamtverkehrskonzepts erfolgt voraussichtlich bis 2026, ab 2025 bis 2029 folgt die Prüfung und die allfällige Anpassung des Richtplaneintrags für den Rheinübergang Sisseln.