Fachhochschule und Industrie auf Tuchfühlung
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Regierung und Fachhochschule Aargau besuchen Holcim
Brugg, 3. September 2003 - Was müssen Studierende von Fachhochschulen nach Abschluss des Studiums mitbringen, um für die Wirtschaft und Industrie als attraktive Arbeitskräfte zu gelten? Und welche Erwartungen haben Lehrbetriebe an die Berufsschulen, was sollen die Lehrlinge hier lernen? Um solche Fragen geht es bei den Besuchen bei Wirtschafts- und Industrieunternehmen durch Prof. Peter F. Amacher, Präsident der Fachhochschulleitung der FH Aargau Nordwestschweiz, und Regierungsrat Rainer Huber, Vorsteher des Departements Bildung, Kultur und Sport sowie Präsident des Fachhochschulrats. Vor Ort will man die Bedürfnisse aus der Praxis kennen lernen und gleichzeitig die verschiedenen Studienangebote vorstellen.
Anlässlich des Besuchs bei Holcim vom vergangenen Montag stellten Dr. Walter Baumgartner, Direktor und Leiter Corporate Training and Learning, Dr. Max Schlumpf, Technischer Direktor Schweiz, sowie der Werkleiter Rudolf Haas und Urs Fuchs die Lehrlingsausbildung weltweit, die Weiterbildung im Konzern und in der Schweiz vor. Prof. Peter F. Amacher seinerseits präsentierte kurz das vielfältige Studienangebot der FH Aargau Nordwestschweiz. Im Rahmen seiner Ausführungen zu den Tätigkeiten von Holcim in weltweit 70 Ländern wies Dr. Walter Baumgartner darauf hin, dass das Unternehmen in den Schwellenländern (emerging countries) stark vertreten ist und hier die Lehrlingsausbildung nach Schweizer Vorbild eine wichtige Rolle spielt. In diesem Zusammenhang wurde ein erster Wunsch hinsichtlich Hochschulabgängern geäussert: Industriebetriebe, die weltweit tätig sind, sind heute auf junge Kräfte angewiesen, die ein gutes Basiswissen besitzen und bereit sind, im Ausland technische und operative Prozesse aufzubauen. Sie sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort dafür ausbilden, diese selbständig weiterzuführen. Nach diesem ersten konkreten "Wunsch" an FH-Abgänger wurden dann laufend weitere mögliche Projekte angesprochen, so etwa im Zusammenhang mit der "Scuola": In der "Scuola" bilden Mitarbeiter aus der Produktion und der Instandhaltung selber ihre Kollegen aus, stellen Produktionsmaschinen und Abläufe vor. Leute aus dem Betrieb werden also selber zu Lehrenden, und hier könnten Studierende der FHA Pädagogik zu Optimierungen beitragen. "Train the Trainer" als mögliches FHA-Projekt? Oder eine Zusammenarbeit im Rahmen eines ITC-Projekts der FHA für die Entwicklung von Weiterbildungsmodulen, mit denen selbständig am Computer gelernt werden kann?
Zusammenfassend und abschliessend hielten die Holcim-Verantwortlichen fest, dass sie sich Mitarbeiter wünschen, die nicht unbedingt fertig ausgebildet seien für die Industrie - diese Ausbildung geschieht dann im Betrieb -, sondern solche, die sich nicht fertig ausgebildet glauben, die etwas lernen wollen und die wissen, wie man nach Lösungen sucht und wo welches Wissen zu holen ist. Ein Werksrundgang und ein Apéro rundeten den Besuch ab, der auf beiden Seiten als wertvoll und fruchtbar beurteilt wurde.
Noch dieses Jahr werden Regierungsrat Rainer Huber und Peter F. Amacher die Zehnder AG in Gränichen und das Unternehmen MEC Service Center in Leimbach besuchen, im nächsten Jahr sollen die Besuche - Ziel ist einer pro Quartal - weitergeführt werden.