Umbruch bei Frauen - nichts Neues bei Männern
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Kantonale Gleichstellungs-Statistik veröffentlicht
Fast 60 Prozent der Aargauerinnen sind erwerbstätig. Die Mehrheit davon arbeitet Teilzeit, während bei den Männern nach wie vor der Vollzeit-Job überwiegt. Dies geht aus der soeben veröffentlichten kantonalen Gleichstellungs-Statistik hervor.
Die Gleichstellungs-Statistik der Fachstelle für Gleichstellung und des Statistischen Amtes dokumentiert die Situation von Frauen und Männern im Aargau in den Bereichen Bevölkerung/Lebensformen, Bildung, Erwerbsarbeit und Politik. Am Freitag wurde sie den Medien in Aarau vorgestellt.
Fazit der Publikation: Bis zur tatsächlichen Chancengleichheit der Geschlechter ist es noch ein weiter Weg. Handlungsbedarf besteht vor allem im Bereich qualifizierter Teilzeitstellen und bei der Kinderbetreuung. Die Lebenssituation von Frauen hat sich, anders als jene von Männern, in den letzten 30 Jahren stark verändert.
Erwerbstätigkeit und Familie
Immer mehr Frauen sind erwerbstätig, auch wenn sie Kinder haben. 1960 waren es noch 35 Prozent, heute sind es fast 60 Prozent. Im Kanton Aargau mit seiner jüngeren Bevölkerung sind im schweizerischen Vergleich mehr Frauen erwerbstätig als anderswo. Immer mehr Frauen arbeiten Teilzeit, die überwiegende Mehrheit der Männer Vollzeit.
Auch lohnmässig gibt es grosse Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Zwar liegen für den Aargau keine spezifischen Daten vor, hingegen für die Nordwestschweiz. Da verdienen Frauen durchschnittlich 21 Prozent weniger als Männer. In den bestqualifizierten Tätigkeiten sind es gar 26 Prozent.
Ausbildungs-Defizit
27 Prozent der im Aargau lebenden Frauen verfügt über keine Ausbildung nach der obligatorischen Schulzeit. Bei den Männern liegt der Anteil unter 10 Prozent. Mädchen schliessen die Volksschule erfolgreicher ab als Knaben. Mehr Mädchen als Knaben besuchen ein aargauisches Gymnasium. An Hochschulen, insbesondere an Fachhochschulen, sind Aargauerinnen dann aber deutlich untervertreten.
In der Politik zeigt sich, dass eine Generation aktiver Politikerinnen nicht gereicht hat, um eine gleichberechtigte Frauenvertretung zu erzielen. Ihre Vertretung in Parlament, Regierung und Gerichten beträgt im Kanton Aargau im besten Fall 25 bis 30 Prozent.
Nutzen der Statistik
Für die Gleichstellungsarbeit ist die neue Broschüre ein nützliches Arbeitsinstrument für das Erteilen von Auskünften. An der Medienkonferenz betonte Regierungsrätin Stéphanie Mörikofer den politischen Nutzen der Geschlechterstatistik: "Wenn man die Situation der Frauen und Männer im Aargau besser kennt, wissen wir, wo Handlungsbedarf besteht." Handlungsbedarf bestehe z.B. im beruflichen Bereich. Frauen sollten ihre berufliche Zukunft aber auch selbst in die Hand nehmen.
Barbara Ruf, Co-Leiterin der Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern, wies darauf hin, dass die Zahlen nun genutzt würden, um das Programm der Gleichstellungsarbeit für die nächsten 5 Jahre zu definieren. Bereits heute würde mit verschiedenen Projekten auf den Handlungsbedarf reagiert, z.B. mit dem Lehrstellenprojekt 16+, das junge Frauen in der Berufswahl ermutigt, auch untypische Berufe zu ergreifen.
Die Broschüre "Gleichstellung von Frauen und Männern im Aargau" kann bei der kantonalen Fachstelle kostenlos bezogen werden (Telefon 062 835 12 12/11),fgfm@ag.ch;www.ag.ch/fgfm