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Medizin- und Pflegestudierende arbeiten in der Ausbildung an der HFGS Aarau zusammen

An der HFGS Aarau lernen Medizinstudierende der ETH Zürich und Pflegestudierende bereits im 5. Semester ihrer Ausbildung auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Dies führt in der Praxis zu einer besseren Versorgung der Patientinnen und Patienten und bereitet die Studierenden auf die komplexen Herausforderungen im Gesundheitswesen vor.

Landammann Alex Hürzeler hat letzte Woche die Höhere Fachschule Gesundheit und Soziales (HFGS) Aarau besucht, um das gemeinsame Training von Medizinstudierenden der ETH Zürich und Pflegestudierenden der HFGS Aarau vor Ort zu verfolgen. Alex Hürzeler war beeindruckt von dieser gelungenen interprofessionellen Zusammenarbeit der Studierenden am Patientenbett. Ihre Bedeutung wird aufgrund der Alterung der Gesellschaft mit zunehmenden Mehrfacherkrankungen, dem Fachkräftemangel und den steigenden Gesundheitskosten weiter zunehmen.

Die Weltgesundheitsorganisation forderte bereits 2010, dass Studierende in der Ausbildung interprofessionell «voneinander, miteinander und übereinander» lernen. Auch das Bundesamt für Gesundheit verweist auf Studien, welche eine Steigerung der Versorgungsqualität, der Personal- und Patientenzufriedenheit sowie der wirtschaftlichen Effizienz durch verbesserte interprofessionelle Zusammenarbeit nachweisen.

Positive Effekte dank interprofessioneller Zusammenarbeit

Aufgrund dieser Ausgangslage haben sich vier Kooperationspartner entschieden, die interprofessionelle Zusammenarbeit von Gesundheitspersonal bereits in deren Ausbildung systematisch zu trainieren. Die HFGS Aarau, die ETH Zürich, das Kantonsspital Aarau (KSA) und das Berner Bildungszentrum Pflege (BZ Pflege) entwickelten dazu für Pflege- und Medizinstudierende im 5. Semester ein interprofessionelles Austritts- und Visitentraining. Dieses Training setzt sich aus mehreren Lernphasen zusammen, in welchen jeweils die Sichtweise der anderen Berufsgruppe besser verstanden und genutzt werden soll.

Die Studierenden bereiten sich in einem Onlinekurs individuell auf dieses Training vor und überprüfen mit Tests ihr Wissen. Im nachfolgenden interprofessionellen Präsenzworkshop lernen sie im direkten Austausch mit Praxisexpertinnen und -experten der Medizin und der Pflege des KSA wichtige Grundlagen zur professionellen Durchführung einer Visite und des Spitalaustritts kennen. Anschliessend üben die Medizin- und Pflegestudierenden gemeinsam die Kommunikation mit Patientinnen und Patienten sowie mit Angehörigen. Dabei setzen sie das innovative Visitentool des KSA ein. Dieses vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Tool dient u.a. der gemeinsamen Bestimmung des optimalen Zeitpunkts für den Spitalaustritt. Es wurde in einer gross angelegten Studie des KSA in sieben Schweizer Spitälern bei 41'848 Patientinnen und Patienten getestet. Die Studie zeigte aufgrund des Einsatzes dieses interprofessionellen Visitentools eine Reduktion der Aufenthaltsdauer im Spital um durchschnittlich 0,5 Tage ohne Zunahme der Wiedereintrittsrate und der Spitalsterblichkeit. Verbesserte interprofessionelle Zusammenarbeit kann somit eine spürbare Kostendämpfung bewirken.

Gemeinsame Übung am Patientenbett

Schliesslich setzen die Medizin- und Pflegestudierenden in einer Simulation gemeinsame Visiten und Austrittsentscheide mit dem Visitentool um. Dafür liegen in den Übungsbetten der HFGS Aarau professionelle Simulationspatientinnen und -patienten, welche anhand von Drehbüchern und realen Fällen trainiert wurden. Die Studierenden erhalten direkt nach ihren Visiten und Austrittsentscheiden Feedbacks der Simulationspatientinnen und -patienten sowie der Trainerinnen und Trainer. Abschliessend folgen gemeinsame interprofessionelle Peer-Analysen der an den Übungsbetten soeben aufgenommenen Videosequenzen.

Höhere Verweildauer im Beruf

Mit diesem innovativen Training der interprofessionellen Zusammenarbeit lernen die Medizin- und Pflegestudierenden die jeweils andere Professionsperspektive besser kennen. Sie üben bereits in ihrer Ausbildung die Zusammenarbeit auf Augenhöhe zum Wohl der Patientinnen und Patienten. Neben einer besseren Versorgungsqualität und gesteigerter wirtschaftlicher Effizienz resultieren auch eine höhere Zufriedenheit und Verweildauer des Gesundheitspersonals in ihren Berufen. Dies ist in Zeiten des ausgeprägten Fachkräftemangels, welcher zurzeit sogar zu geschlossenen Bettenstationen in Spitälern führt, ein entscheidender Erfolgsfaktor. Die HFGS Aarau leistet mit diesem Training der interprofessionellen Zusammenarbeit einen Beitrag zu besserer Qualität, gedämpften Kosten und höherer Zufriedenheit in der Versorgung von Patientinnen und Patienten. Sie baut weitere Ausbildungsformate zur interprofessionellen Zusammenarbeit auf, aktuell mit Studierenden der Physiotherapie FH der Fachhochschule Südschweiz in Landquart in Zusammenarbeit mit Studierenden der Pflege der HFGS Aarau.

Lernen mit Virtual Reality (VR) an der HFGS Aarau

Die HFGS Aarau ermöglicht Lernen mit innovativer Technologie. Seit Frühling 2022 üben die Studierenden pflegerische Handlungen in Notfallsituationen auch in virtuellen Spitalzimmern. Mit Hilfe einer VR-Brille gelangen sie in eine realitätsnahe Situation am Bett einer Patientin oder eines Patienten. Der Zustand der Patientin oder des Patienten verändert sich je nach Handlung der Studierenden. Vom Prinzip her ist dies einer Flugsimulation ähnlich. Somit festigen angehende Pflegefachpersonen bereits in der Ausbildung Herausforderungen des Berufsalltages durch wiederholtes Üben ohne dabei die Sicherheit einer Patientin oder eines Patienten zu gefährden.

Medienbild

  1. Landammann Alex Hürzeler (ganz rechts) und Rektor der HFGS, Andreas Schächtele, (2. von links) anlässlich eines Schulbesuchs mit HFGS-Schauspielpatient

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Publikationen zur interprofessionellen Zusammenarbeit können auf der Website der Fachstelle Interprofessionelles Training & Transfer unter www.ipzswiss.ch eingesehen werden.

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