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Masterplan Integrierte Versorgung lanciert :
Medizinische Grundversorgung im Aargau soll nachhaltig gestärkt werden

Der Aargau macht vorwärts bei der Integrierten Versorgung: Mit einem auf vier Jahre angelegten Masterplan soll das Zusammenspiel aller Leistungserbringer und Partner, die an der Betreuung eines Patienten beteiligt sind, etabliert werden.

Am 22. September 2013 haben die Aargauer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die geltende Regelung der Medikamentenabgabe bestätigt und die beiden Volksinitiativen in der Sache abgelehnt. Sie sind damit der Empfehlung von Regierungsrat und Parlament gefolgt. Bereits in der Botschaft zu den beiden Volksinitiativen vom 12. Dezember 2012 hatte der Regierungsrat festgehalten, "dass in den Beziehungen von Ärzten, Apothekern, Spitälern etc. nicht einfach der Status quo fortgeschrieben wird, sondern neue, integrierte Versorgungsmodelle geprüft, eingeführt und evaluiert werden. Der Regierungsrat nimmt sich dieser Aufgaben im Rahmen des 'Masterplans Integrierte Versorgung Aargau' an, dessen Rahmen, Inhalt und Ziel derzeit erarbeitet werden."

Risiken der Fragmentierung minimieren

Inzwischen hat der Regierungsrat das Projekt Masterplan Integrierte Versorgung Aargau 2014–17 (MIVAG 17) beschlossen und dafür eine Projektstelle genehmigt. Das bedeutet, dass der Masterplan nun entwickelt und umgesetzt werden kann. Dies, nachdem Ärzte- und Apothekerschaft schon vor der erwähnten Volksabstimmung zugesagt hatten, dass sie – unabhängig vom Ergebnis – konstruktiv an diesem Projekt mitarbeiten würden.

Der Handlungsbedarf ist gross: Medizin und Pflege haben sich in den letzten Jahrzehnten ausserordentlich differenziert; die Zahl der FMH-Facharzttitel hat sich vervielfacht; Spezialitäten teilen sich in Subspezialitäten, Spitäler in zahlreiche Kliniken und Institute. Die Fragmentierung der Gesundheits- bzw. Krankheitsversorgung hat aber bedeutende Risiken:

  • Sinkende Behandlungsqualität: Die Schnittstellen sind kaum mehr handhabbar; die nächste Fachperson weiss häufig nicht oder nur lückenhaft, was die letzte gemacht hat. Dieser Informationsverlust kann zu Überdiagnostik und Mehrfachbehandlungen führen.
  • Weniger Patientensicherheit: Überdiagnostik und Mehrfachbehandlungen bedeuten zum Beispiel, dass Patienten unnötigen Belastungen ausgesetzt sind oder Medikamente ohne medizinische Notwendigkeit wechseln müssen.
  • Verteuerung des Systems: Solche Fehlbehandlungen sind doppelt kostentreibend – weil etwas Unnötiges gemacht wird und weil Komplikationen abermals Kosten verursachen.

Diese Befunde sind wissenschaftlich belegt und weitestgehend anerkannt. Die Integrierte Versorgung, also das bewusst gestaltete Zusammenspiel aller Leistungserbringer und Partner, die an der Betreuung eines Patienten beteiligt sind, hat zum Ziel, die Risiken der Fragmentierung zu minimieren: Mehr Kommunikation, Koordination und Kooperation zwischen allen Beteiligten verbessern die Behandlungsqualität und Patientensicherheit; die Betreuung wird effizienter und das Kosten-Nutzen-Verhältnis optimiert.

Stärkung der Grundversorgung durch Masterplan

Ziel des MIVAG 17 ist vor diesem Hintergrund, die medizinische Grundversorgung im Aargau deutlich zu stärken. Das Projekt startet am 1. Januar 2014, ist auf vier Jahre angelegt und steht unter dem Leitgedanken "Gemeinsam die Qualität der Patientenbetreuung stärken". Dabei wird der Kanton in erster Linie als Treibriemen wirken, um die ausgezeichneten Voraussetzungen, welche die Integrierte Versorgung im Kanton Aargau schon heute hat, noch besser nutzen zu können. Das Department Gesundheit und Soziales (DGS) finanziert die Projektstelle und den Austausch von Erfahrungen, Erkenntnissen und Ergebnissen (Website, Veranstaltungen). Ein Ausschuss mit Vertretern von Leistungserbringern und weiteren Partnern koordiniert die Projekte, die realisiert werden. Diese werden in Arbeitsgruppen konzipiert und sollen durch die jeweiligen Leistungserbringer und Partner eigenverantwortlich umgesetzt und finanziert werden. Die Projektstelle wirkt bei Bedarf beratend und unterstützend (z.B. bei der Mittelbeschaffung). Der MIVAG 17 wird zudem eng auf das erfolgreiche Projekt eHealth Aargau 2015 abgestimmt. Ebenso gewährleistet die Projektstelle den Einbezug weiterer Initiativen des Kantons zur Stärkung der Grundversorgung.

Urs Zanoni übernimmt die Projektstelle

Die Projektstelle des MIVAG 17 wird der 55-jährige Urs Zanoni leiten. Der Gesundheitswissenschaftler beschäftigte sich 15 Jahre lang journalistisch mit dem Gesundheitswesen, zuletzt als Mitglied der Chefredaktion beim "Beobachter". Seit 2008 ist er operativ im Gesundheitswesen tätig. Er wohnt seit bald zehn Jahren in Aarau und ist mit den kantonalen Verhältnissen bestens vertraut. Ausserdem moderiert er seit gut zwei Jahren das Sounding Board Vernetztes Gesundheitswesen Aargau. Er kennt deshalb zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Leistungserbringern, Kostenträgern und aus der Politik. Schliesslich wirkt Urs Zanoni seit 2006 im Vorstand des Forums Managed Care mit, der führenden Schweizer Plattform für Integrierte Versorgung.

  • Departement Gesundheit und Soziales