Fundierte und aktualisierte Kenntnisse zu den Verkehrsströmen im Ostaargau :
Nummernschilderhebung im Ostaargau liefert Grundlagen für die weitere Mobilitätsplanung

In der Region Ostaargau werden mit dem regionalen Gesamtverkehrskonzept Ostaargau in verschiedenen Teilprojekten Veränderungen im Verkehrssystem ausgelöst. Für die Entwicklung der zukünftigen Mobilitätsinfrastruktur braucht es fundierte und aktualisierte Kenntnisse über die Verkehrsströme. Deshalb hat das Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) im Ostaargau Ende Oktober 2022 an sieben Folgetagen eine Verkehrserhebung durchgeführt.

Bei dieser Erhebung wurden mithilfe von Kameras die Nummernschilder der Fahrzeuge erfasst. Der Datenschutz war zu jedem Zeitpunkt der Erhebung gewährleistet. Die erfassten Nummernschilder wurden vor Ort aus den Videodaten extrahiert und anonymisiert. Es wurden keine Videodaten gespeichert. Zur Auswertung der Nummernschilderfassung wurden ausschliesslich anonymisierte Daten verwendet. Eine Rückverfolgung zu den Fahrzeughalterinnen und -haltern ist nicht möglich. Eine solche Erhebung erlaubt es aufzuzeigen, wo ein bestimmtes Fahrzeug im untersuchten Gebiet einfährt und wo und nach welcher Dauer es das Gebiet wieder verlässt. Damit können unter anderem die Verkehrsmengen, die Aufteilung in Quell-, Ziel- und Durchgangsverkehr (siehe Ende dieser Mitteilung), die Verkehrsströme von A nach B sowie die Routenwahl ermittelt werden. Mit der Methode nicht erfasst wird der Verkehr, der ausschliesslich innerhalb des Untersuchungsgebiets verkehrt, der sogenannte Binnenverkehr.

Mit der Nummernschilderhebung wurden die Verkehrsströme und deren Verteilung im Ostaargau gemessen. Die Erhebung umfasst den Gesamtverkehr und als Teilmenge davon auch den Strassengüterverkehr.

Auf der Landstrasse in Obersiggenthal wurde im Erhebungszeitraum der Verkehr aufgrund einer Baustelle einspurig geführt und mit einer Lichtsignalanlage geregelt. Diese zusätzlichen Wartezeiten haben nicht zu einer Verkehrsverlagerung geführt, was mit den Daten der permanenten Zählstellen in unmittelbarer Umgebung nachgewiesen werden konnte. Die Baustelle in Obersiggenthal hatte keinen Einfluss auf die Resultate der Erhebung.

Ergebnisse der Auswertungen

Im Ostaargau wurde über den ganzen Raum eine Verkehrsmenge von 215'000 Fahrten pro Tag ermittelt. Mit 8'400 Fahrten sind davon knapp vier Prozent Strassengüterverkehr. Die Analyse der Verkehrsarten (siehe Ende dieser Mitteilung) zeigt, dass der Durchgangsverkehr über den ganzen Raum Ostaargau gesehen acht Prozent ausmacht. Mit 92 Prozent ist demnach der Quell- und Zielverkehr mit Start oder Ziel im Raum Ostaargau massgebend.

Die Verkehrsverteilung im Raum weisst eine grosse Konzentration der Verkehrsmengen von über 60 Prozent des Quell- und Zielverkehrs im Süden aus. Damit zeigt sich der Einfluss der Autobahnen A1 und A3 sowie des dichten Netzes an Kantonsstrassen. Der Verkehrsstrom aus dem Norden, der auch den Grenzverkehr des Grenzübergangs Waldshut-Koblenz enthält, beträgt rund zehn Prozent des Quell- und Zielverkehrs.

Auch in den Teilräumen Baden und Umgebung sowie Brugg-Windisch ist die Verkehrsmenge im Süden des Betrachtungsraums am höchsten.

Auswertung zum Grenzverkehr Waldshut–Koblenz

Neben der Auswertung über die Räume wurde der Querschnitt am Grenzübergang Waldshut –Koblenz detailliert untersucht. Aufgezeigt wird, wie sich die 17'500 Fahrzeuge des Gesamtverkehrs und die Teilmenge von 1'600 Fahrzeugen des Strassengüterverkehrs auf die Routen verteilen. Dabei wurde unterschieden zwischen Fahrten von und zur Autobahn und solchen die den Raum auf den Kantonsstrassen queren. Damit kann ermittelt werden, welche Fahrten Start oder Ziel im Raum Ostaargau haben.

Die Auswertung des Grenzübergangs Waldshut –Koblenz zeigt folgendes Bild:

• 8 Prozent des Gesamtverkehrs am Grenzübergang entfällt auf Verkehrsströme zur Autobahn, weitere 10 Prozent queren den Raum Ostaargau und verlassen ihn über die Kantonsstrassen. Das heisst, dass 82 Prozent aller Fahrten am Grenzübergang Start oder Ziel im Raum Ostaargau haben.
• Beim Strassengüterverkehr beträgt der Anteil des den Raum querenden Verkehrs zur Autobahn 31 Prozent und auf den Kantonsstrassen weitere 20 Prozent. Das heisst, dass 49 Prozent aller Fahrten des Strassengüterverkehrs am Grenzübergang Start oder Ziel im Raum Ostaargau haben.
• Für den Durchgangsverkehr zur Autobahn ist das primäre Ziel der Autobahnanschluss Neuenhof. Die Fahrten zum Anschluss Brugg machen nur rund ein Drittel der Anzahl Fahrten nach Neuenhof aus.
• Die Hauptbeziehungen des Durchgangsverkehrs, die den Raum auf Kantonsstrassen verlassen, verlaufen durch das Rheintal in Richtung Zurzach und in Richtung Aarau.

Die nun erhobenen Daten bestätigen die bisherigen Annahmen des Kantons für die Mobilitätsplanungen im Raum Ostaargau. Sie bilden die Grundlage für mehrere grössere Verkehrsprojekte in der Region Ostaargau, beispielsweise das Gesamtverkehrskonzept Raum Baden und Umgebung sowie die Planungen im Raum Brugg-Windisch und im Unteren Aaretal. Aufgrund dieser Zahlenbasis können weitere Auswertungen erfolgen, wenn es die Planungen erfordern.

Definition Verkehrsarten

Zielverkehr

• Fahrzeuge, die von einem Ort ausserhalb in den Raum hineinfahren. Beispiel: Pendelnde, die im Raum arbeiten und am Morgen von ausserhalb des Raums hineinfahren.

Quellverkehr

• Fahrzeuge, die vom Raum aus zu einem Ort ausserhalb hinausfahren. Beispiel: Pendelnde, die im Raum wohnen und am Morgen zur Arbeit ausserhalb des Raums fahren.

Durchgangsverkehr

• Fahrzeuge, die durch den betrachteten Raum hindurchfahren, ohne ihre Fahrt innerhalb des Raums für eine Tätigkeit (wie zum Beispiel Einkaufen) zu unterbrechen.

Binnenverkehr

• Verkehr innerhalb des Raums (wurde mit der Nummern-schilderfassung Ostaargau nicht erfasst).