Cloaca Maxima von Vindonissa
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Die grosse Kloake des Legionslagers: ausgegraben, vergessen, wiederentdeckt
Im Areal von Königsfelden kam bei archäologischen Grabungsarbeiten ein Teilstück der grossen Abwasserleitung des römischen Legionslager zum Vorschein. Mit zwei Metern Höhe und einem Meter Breite ist der gemauerte Kanal bequem begehbar und der grösste seiner Art in der römischen Schweiz. Die „cloaca maxima“ von Vindonissa wurde bereits vor 100 Jahren entdeckt und geriet dann wieder in Vergessenheit. Sie stellt ein eindrückliches Zeugnis der zivilisatorischen Leistungen der Römer dar.
Im Jahr 1907, in der Pionierphase der Vindonissaforschung, stiessen die Ausgräber bei der Suche nach der Lagerbefestigung auf eine unterirdische Abwasserleitung, die durch ihre ausserordentliche Dimension von zwei Metern Höhe an ihre grosse Schwester in Rom, die cloaca maxima erinnerte. Die Gesellschaft Pro Vindonissa machte daraufhin ein Teilstück von 25 Meter Länge wieder zugänglich. Mit den Jahren geriet das oberirdisch nicht sichtbare Bauwerk jedoch in Vergessenheit und wurde 1966 durch einen unterirdischen Bedienungskanal der Klinik Königsfelden sogar zu einem grossen Teil zerstört. Im Zuge von Vorabklärungen für einen Neubau der Klinik legte die Kantonsarchäologie die Kanalisation vor wenigen Tagen wieder frei. Zurzeit ist das rund ein Meter unter dem Boden liegende Bauwerk auf einer Länge von sechs Metern begehbar.
Die Installationen für die Entsorgung der Abwässer gehören ohne Zweifel zu den technischen Meisterleistungen der Römer. Das ganze Legionslager war unterirdisch mit einem Netz aus gemauerten Abwasserkanälen von mehr als fünf Kilometern Länge durchzogen. In dem mit knapp 6000 Legionären dicht bevölkerten Lager war es zur Vermeidung von Seuchen ausserordentlich wichtig, das Schmutzwasser aus den Thermen, Werkstätten und Latrinen sowie das Regenwasser auf schnellstem Wege aus dem Siedungsbereich abzuführen.
Von der Menge an Wasser, die täglich durch das Abwassersystem floss, gibt uns die Leistung der noch heute, nach 2000 Jahren Wasser führenden, römischen Leitung eine gute Vorstellung. Sie transportierte im 1. Jahrhundert n. Chr. täglich 1,3 -1,5 Mio. Liter Frischwasser ins Legionslager, das dort die Brunnen und die Badebecken der Thermen füllte sowie die Latrinen spülte. Das schmutzige Brauchwasser sammelte sich nach einer unterirdischen Fahrt durch das Legionslager im grossen Abwasserkanal, von wo es sehr wahrscheinlich in die Aare abgeleitet wurde.