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Buch zum Fundort der Offiziersküche in Windisch erschienen :
Wissenschaftliche Untersuchungen identifizieren römischen Speiseplan

Genau 20 Jahre nach der Ausgrabung im "Römerblick" in Windisch ist die Publikation der Auswertung dieses besonderen Fundorts erschienen. Das Buch beleuchtet die bewegte Geschichte dieses Orts – und identifiziert sogar den römischen Speiseplan eines Offiziers.

Heute ist die sogenannte Offiziersküche eine Station im Legionärspfad in Windisch. Erhalten ist sie so, wie sie damals während der Ausgrabung vorgefunden wurde. Was aber darin gekocht und anschliessend vom Hausherrn gegessen wurde, davon berichtet nun zwanzig Jahre nach der Ausgrabung eine neue wissenschaftliche Publikation.

Bewegte Geschichte eines besonderen Ortes

Das Buch beleuchtet die bewegte Geschichte des Orts auf dem Windischer Sporn. Hier befand sich in spätkeltischer Zeit ein Oppidum, eine Siedlung, die mit der als "Keltenwall" bezeichneten Befestigung geschützt war. Später entstanden an dieser Stelle römische Gewerbegebäude und das Wohnhaus eines hohen Offiziers der 11. Legion. Im 2. und 3. Jahrhundert – nach Abzug der Legionen aus Vindonissa – folgten Gebäude einer zivilen Siedlung. Im 4. Jahrhundert lag das Gebiet im Vorfeld einer Befestigung, des sogenannten Castrum. Die römische Strassenachse überdauerte alle Jahrhunderte: Die heutige Dorfstrasse stimmt mit ihr überein.

Spektakulärer Ausgrabungsbefund

Die Ausgrabung in den Jahren 2002 bis 2004 brachte nicht nur vier Jahrhunderte Windischer Geschichte zum Vorschein, sondern auch den spektakulären Befund einer hervorragend erhaltenen Grossküche eines römischen Peristylhauses. Ähnlich gut erhaltene Befunde finden sich nördlich der Alpen nur äusserst selten. Die Küche ist im römischen Stil gehalten und besitzt einen grossen, etwa zehn Quadratmeter messenden, vom Boden abgehobenen Kochherd. Er bestand aus Lehmziegeln und gebrannten Ziegelplatten. Darauf bereitete man in römischer Zeit das tägliche Essen und ausgiebige Gastmähler zu.

Davon zeugen die archäobiologischen Überreste, die man während der Ausgrabung geborgen hat. Dazu wurde der oberste Teil des Küchenbodens abgetragen und die darin enthaltenen Nahrungsreste analysiert. Ausserdem fand man ausserhalb des Küchenraums einen grossen Abfallhaufen, dessen Inhalt ebenfalls im Rahmen der Auswertung untersucht wurde. Die Ergebnisse liefern ein äusserst vielfältiges Bild der in der Küche zubereiteten Speisen. Der Speiseplan umfasste Grosswild, junge Schweine, diverse Singvögel und kostspielige Importe; darunter zum Beispiel Austern und Mittelmeermakrelen, die aufwändig von ihrem Herkunftsort bis nach Vindonissa transportiert werden mussten.

Umfassende Publikation frei zugänglich

Die luxuriösen Speisen, aber auch die imposante Grösse des Wohnhauses, weisen auf den Wohnsitz eines ranghohen Vertreters der 11. Legion hin. Der exquisite Speiseplan und die Grösse des Haushalts – über 400 geborgene Gefässe deuten auf mindestens 10 Personen – lassen den Schluss zu, dass hier der Besitzer mit mutmasslich italischer Herkunft zusammen mit seiner Familie einen römisch-mediterranen Lebensstil pflegte. Mit Blick darauf lautet der Titel des Buches "Zu Gast bei Offizieren in Vindonissa". Die Publikation der Kantonsarchäologie erschien in der renommierten Reihe Veröffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Verlag Librum Publishers & Editors. Sie ist in digitaler Form kostenfrei zugänglich. Das gedruckte Buch ist zudem im Buchhandel erhältlich. Die öffentliche Vernissage findet statt am Donnerstag, 12. Mai 2022, um 19 Uhr in der Bossartschüür in Windisch. Neben einem Blick zurück auf die Ausgrabung und zwei Kurzführungen in die Offiziersküche gibt es ein Überraschungsintermezzo und serviert wird ein römischer Apéro. Alle sind herzlich eingeladen.

  • Departement Bildung, Kultur und Sport