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Bauernhaus aus dem Mittelalter :
Die Kantonsarchäologie Aargau untersucht die Überreste eines 700jährigen Bauernhauses in Möhlin

Auf dem Areal einer abgebrochenen Liegenschaft an der Brunngasse in Möhlin graben Mitarbeiter der Kantonsarchäologie Aargau die Überreste eines Gebäudes aus dem 13. Jahrhundert aus. Die Untersuchung liefert interessante Ergebnisse zum Hausbau in einem mittelalterlichen Dorf, über den bisher kaum etwas bekannt ist. Bemerkenswert ist der für eine ländliche Siedlung ausserordentlich frühe Nachweis eines Kachelofens.

An der Brunngasse 6 in Möhlin wurde vor kurzem eine 400jährige Liegenschaft abgebrochen, die durch einen Neubau ersetzt wird. Nach dem Abbruch entdeckte ein Mitglied der freiwilligen Bodenforscher der "Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde", in einer tiefer liegenden Schicht die Spuren eines Vorgängerbaus aus dem Mittelalter. Da der Neubau unterkellert sein wird, führt die Kantonsarchäologie Aargau auf dem 12 x 20 Meter grossen Bauareal eine Flächengrabung durch, um die bedeutenden Baureste vor ihrer endgültigen Zerstörung zu untersuchen und zu dokumentieren. Die Ausgrabung dauert noch bis Mitte Juni.

Baustoff Lehm

Nach den bisherigen Untersuchungen zeichnet sich ein dreischiffiges Haus mit einer Länge von 12 Metern ab. Das Haus weist Bodenbeläge aus gestampftem Lehm auf, die bis zu 30 cm dick sind. Lehm wurde auch für die Konstruktion der Fachwerkwände in reichlichem Mass verwendet. Diese standen auf hölzernen Schwellbalken, die selbst nicht erhalten sind, aber durch Abdrücke im Lehm und anhand einfacher Steinunterlagen rekonstruiert werden können. Auf den Fussböden liegende Kohlestücke vom Gebälk sowie zahlreiche Ascheansammlungen zeigen, dass das Gebäude einem verheerenden Brand zum Opfer fiel. Dabei stürzten die Wände ein und der Boden wurde vollständig von einer Lehmschicht bedeckt.

Die rauchfreie Stube...

Bisher wurden in dem Gebäude ausschliesslich Wohnräume festgestellt. Es ist möglich, dass zugehörige Stallungen und Speicher in separaten Gebäuden untergebracht waren. Einen aufschlussreichen Hinweis auf die Wohnkultur gibt der Kachelofen, dessen Trümmer in einer Gebäudeecke zum Vorschein kamen. Der Ofen bestand aus einer aus Lehm und Steinen zusammengefügten Kuppel, in die einfache Keramikkacheln in Becherform eingebaut waren. Der Fund zeigt, dass im 13. Jahrhundert auch in einer ländlichen Siedlung die Behaglichkeit des geschlossenen Ofenkörpers geschätzt wurde und dass diese Vorrichtung nicht nur den Bewohnern von Burgen und Stadthäusern vorbehalten war, auch wenn dort Ofenreste bisher häufiger archäologisch nachgewiesen sind. Für die Datierung des Hauses wichtig sind die wenigen Scherben von Geschirrkeramik. Hervorzuheben ist ein nahezu vollständig erhaltenes Kännchen mit Röhrenausguss.

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