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Auf der Suche nach der verlorenen Stadt :
Moderne Untersuchungsmethoden machen die römische Siedlung in Lenzburg sichtbar

Auf dem Lindfeld in Lenzburg kamen seit jeher immer wieder römische Funde zum Vorschein. Moderne Untersuchungsmethoden zeigen ähnlich einem Röntgenblick nun die gesamten im Boden steckenden Überreste der römischen Siedlung. Dabei entdeckte man auch einen bisher erst vermuteten Tempel.

Seit über 100 Jahren verzeichnet man auf dem Lindfeld, nur wenig ausserhalb der Altstadt von Lenzburg, immer wieder römische Funde. Aus früheren Ausgrabungen sind Gebäudegrundrisse, eine Strasse, ein Gräberfeld und ein Theater bekannt. Im Rahmen eines mehrjährigen Projektes widmet sich die Kantonsarchäologie gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern, der Vindonissa-Professur der Universität Basel und dem Museum Burghalde in Lenzburg, der römischen Siedlung im Lindfeld. In den letzten zwei Jahren untersuchte die Kantonsarchäologie das rund 12 Hektaren grosse Landwirtschaftsareal in Absprache mit dem Landeigentümer mit geophysikalischen Methoden. Die Messresultate zeigen nun die römische Siedlung erstmals in ihrer ganzen Ausdehnung. Dabei wurden ein bisher erst vermuteter grosser Tempel sowie weitere kleine Sakralbauten entdeckt.

Vermuteter Tempel ist Realität

Dass zum Theater in Lenzburg ein Tempel gehören müsse, das vermuteten Forschende schon lange. Nun brachten die geophysikalischen Messungen den Tempel im Untergrund zum Vorschein. Das Tempelareal misst etwa 60 x 70 Meter in der Grundfläche und entspricht damit in der Grösse ähnlichen Bauten beispielsweise in Avenches. Sein Aussehen bleibt weitgehend Spekulation, kann aber im Vergleich mit anderen Tempelanlagen erschlossen werden. Im Innern lag das Heiligtum, welches mit einer Umfassungsmauer umgeben war. Zusammen mit weiteren kleinen Sakralbauten im Umfeld des Theaters und dem Theater selbst gehört der Tempel zu einem heiligen Bezirk. Das macht wahrscheinlich, dass in Lenzburg in römischer Zeit ein religiöses Zentrum lag, wozu eine Siedlung gehörte. Hierhin pilgerten vermutlich Menschen aus der weiteren Umgebung für religiöse Feste.

Röntgenblick in den Boden

Geophysikalische Messungen wie Geomagnetik und Geoelektrik erlauben – ähnlich einem Röntgenblick – einen zerstörungsfreien Einblick in den Boden. Bei der Geoelektrik wird der elektrische Widerstand gemessen, bei der Geomagnetik das Erdmagnetfeld. Dabei entsteht ein Bild der im Boden steckenden Strukturen. Beide Methoden werden in der Kantonsarchäologie seit rund drei Jahren systematisch angewendet. So wird Geophysik zur genaueren Abklärung bekannter archäologischer Fundstellen verwendet, aber auch im Vorfeld von Bauprojekten, um eine bessere Planungssicherheit zu erhalten. Die zerstörungsfreie Methode entspricht im Gegensatz zu invasiven Methoden wie zum Beispiel einer Baggersondierung dem Schutzgedanken, wonach archäologische Hinterlassenschaften, wenn immer möglich, im Boden erhalten bleiben sollen.

Im Fall des Lindfelds soll die Untersuchung den Zustand und die Ausdehnung der römischen Siedlung erfassen, um künftig den bestmöglichen Schutz gewährleisten zu können. In enger Zusammenarbeit mit dem Landeigentümer wurde ausserdem das gesamte Areal von einem Freiwilligen der Kantonsarchäologie mit dem Metalldetektor abgesucht, um oberflächennahe Funde zu bergen und sie damit vor dem Pflug und vor illegalen Sondengängern zu schützen.

Auf der Suche nach der verlorenen Stadt

Im Kooperationsprojekt sollen unter dem Arbeitstitel "Auf der Suche nach der verlorenen Stadt" neben dem Erkenntnisgewinn zur Ausdehnung der Fundstelle auch die Funde analysiert und die bisher bekannten Quellen aufgearbeitet werden. Zum Abschluss des Projektes entsteht 2025 eine Sonderausstellung im Museum Burghalde Lenzburg. Vorerst ist in der Vitrine "Archäologie aktuell" des Museums Burghalde eine kleine Ausstellung zu alten und neuen Funden zu sehen. Die Vitrine wird mit einer öffentlichen Vernissage am Mittwoch, 29. Juni 2022, um 18.00 Uhr eröffnet. Anschliessend führt ein Spaziergang mit Informationen zum römischen Lenzburg via Schlosshügel und Lindfeld zum Theater und wird auf dem Betrieb Salm beschlossen.

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