INV-WIN925 Gasthof zur Sonne, 1822 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-WIN925
Signatur Archivplan:WIN925
Titel:Gasthof zur Sonne
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Windisch
Ortsteil / Weiler / Flurname:Oberburg
Adresse:Zürcherstrasse 44
Versicherungs-Nr.:138
Parzellen-Nr.:787
Koordinate E:2658946
Koordinate N:1258906
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658946&y=1258906

Chronologie

Entstehungszeitraum:1822
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätbarock

Dokumentation

Würdigung:1822 errichtetes stattliches Mittertennhaus spätbarocker Prägung, dessen strassenseitige Schaufassade weitgehend intakt geblieben ist. Die Einrichtung des Gasthofs "Sonne" im ehemaligen Bauernhaus 1834 steht in Zusammenhang mit dem Aufschwung der Spinnerei Kunz, der die Nachfrage nach Wirtshäusern ansteigen liess. An prominenter Stelle an der Kantonsstrasse in Oberburg gelegen, zeugt das Haus darüber hinaus von der im 19. Jahrhundert ungebrochenen Bedeutung Windischs als Transitort.
Bau- und Nutzungsgeschichte:1822 baute der aus einer der wenigen hablichen Bauernfamilien Oberburgs stammende Johannes Meier ein Wohnhaus samt Scheune an der damals neuen Zürcherstrasse [1]. 1826 versuchte Meier in einem Gesuch an die Kantonsregierung, seine im Neubau betriebene Eigengewächswirtschaft in eine Pinte umzuwandeln. Sein Haus beschrieb er in seiner Eingabe als "gross, wohl und ansehnlich gebaut und bequem eingeteilt" [2]. Auch nachdem 1828 die Spinnerei Kunz gegründet worden war und mehrere neue Wirthäuser in Windisch ihren Betrieb aufnahmen, musste Meier mehrere Konzessionsbegehren stellen. Er begründete diese einerseits damit, dass in der Spinnerei nun 400 Personen arbeiten würden und andererseits mit der Tatsache, dass Fuhrwerke, Reisende und der Pilgerstrom "nach Maria Einsedeln" [3] zugenommen hätten. 1834 erhielt Meier dann das Recht, in seinem Haus gar eine Taverne zu betreiben, sodass er die Gäste warm verpflegen und über Nacht beherbergen durfte. Laut einer zeitgenössischen Beschreibung umfasste das Erdgeschoss eine Gaststube, eine Nebenstube, dahinter ein provisorisch eingerichtetes Stübchen und die Küche. Eine Aussentreppe führte in das Obergeschoss mit einer geräumigen Stube für übernachtende Gäste, die auch für Tanzbelustigungen genutzt wurde. 1836 liess Meier einen eigentlichen Tanzsaal errichten, wohl im rückwärtigen, nachträglich vergrösserten Quergiebelanbau. Der Wirtebetrieb lief mehr schlecht als recht. Ein Sohn Meiers brachte den Betrieb ebenso wenig auf einen grünen Zweig wie spätere Besitzer. 1852 ersteigerte Isaak Schatzmann, der Sohn des Lindhof-Pächters, das Gasthaus und brachte es zusammen mit der Landwirtschaft und einer Fuhrhalterei zu grosser Blüte. Nachfahren der Familie Schatzmann führen das Gasthaus noch heute [3].
1950 musste die strassenseitige Gartenwirtschaft zwecks Vergrösserung des Parkplatzbedarfs auf die westliche Gebäudeseite verlegt werden. 1954 und 1956 wurden die Gaststube im Erdgeschoss und der Saal im Obergeschoss erneuert.
Beschreibung:Der Gasthof Sonne liegt leicht abgewinkelt an der Landstrasse Bern–Zürich. Mit seinem herrschaftlichen Gepräge weist das spätbarock geprägte, grosszügig dimensionierte Gebäude strassenseitig einige Ähnlichkeit mit dem gut zwei Jahrzehnte früher entstandenen Bossarthaus auf (vgl. Bauinventarobjekt WIN922) [2]. Unter einem durchlaufenden Gehrschilddach gliedert sich der Baukörper in einen gemauerten zweigeschossigen Wohnteil und eine traufseitig bretterverschalte Ökonomie mit Tenn, Futtertenn und Stall.
Die nach Norden auf die Zürichstrasse ausgerichtete Schaufassade zählt sechs Achsen regelmässig angeordneter Rechteckefenster mit Ladenfalz und kräftig profilierten Bänken. Im Erdgeschoss sind noch die älteren Brettläden erhalten. Das Dach birgt zwei bauzeitliche Lukarnen, deren segmentbogige Dachabschlüsse mit Giebelansätzen in die spätbarocke Bauzeit verweisen. Eine barocke Formensprache zeigt auch die Dachuntersicht mit Feldern und zentralen Medaillons. Die Giebelmauer des Wohnteils ist wohl als Wetterschutz über die Fassadenflucht vorgezogen.
Der Hauszugang erfolgt an der Schaufassade über eine modern überformte Freitreppe neben dem Tenn. Ein klassizistisches Türgewände mit profiliertem Gesims und Schlussstein schmückt den Eingang. Die Brüstung des darüber liegenden Fensters fassen skulpturierte Voluten, im Brüstungsfeld stehen die Initialen FS. Am Obergeschoss findet sich ein schmiedeeisernes Wirtshausschild mit Sonnenmotiv und der Jahreszahl 1805 (Jahreszahl nicht erklärbar).
Der Ökonomieteil der Schaufassade ist mit Ausnahme der nachträglich aufgemauerten Stallwände original erhalten. Das grossflächige Tennportal und das kleinere Tor zum Futtertenn weisen leicht geschweifte Sturzhölzer und massive Radabweiser auf; die Torflügel sind mit einem Rautenmotiv aufgedoppelt. Rückwärtig schliesst an den Wohnteil ein breiter Quergiebelanbau unter gebrochenem Satteldach an. Ein giebelseitiger Remisenanbau unter Pultdach wurde nachträglich zu einer Garage umgebaut.
Anmerkungen:[1] Die Meier gehörten neben den Rauber zu den führenden Windischer Familien des Ancien Régime.
[2] Schmid 1986, S. 90.
[3] Isaak Schatzmanns Sohn Hans Schatzmann war 1909–1919 Bundeskanzler der Eidgenossenschaft.
[4] Der Wohnteil des Bossarthauses umfasste ursprünglich auch sechs Fensterachsen.
Literatur:- Max Baumann: Geschichte von Windisch. Vom Mittelalter zur Neuzeit, Brugg 1983.
- Myrta Schmid: Die "Sonne" zu Oberburg. Ein traditionsreicher Gashof in Windisch, in: Brugger Neujahrsblätter, 1986, S. 89–103.
- Barbara Stüssi-Lauterburg et al.: Windisch in alten Ansichten, Zaltbommel 1993.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=48504
 

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