INV-BRU915 Villa Simmen, 1911 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-BRU915
Signatur Archivplan:BRU915
Titel:Villa Simmen
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Brugg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Innenstadt
Adresse:Renggerstrasse 12
Versicherungs-Nr.:828
Parzellen-Nr.:680
Koordinate E:2657774
Koordinate N:1259443
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657774&y=1259443

Chronologie

Entstehungszeitraum:1911
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Pferdestall
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa

Dokumentation

Autorschaft:Albert Froelich (1876-1953), Architekt, Charlottenburg (Berlin) und Brugg
Würdigung:Herrschaftliche Heimatstilvilla mit Stilelementen der Reformarchitektur, die 1911 vermutlich nach Plänen des bedeutenden Brugger Architekten Albert Froelich erbaut wurde. Nach einer schonenden Restaurierung Ende der 1980er-Jahre bewahrt der Bau aussen wie innen wesentliche Teile seiner originalen Ausstattung. Die von einem der bedeutendsten Brugger Wirtschaftsbürger jener Zeit erbaute Villa stammt aus den Boomjahren der Industrialisierung der Stadt. Zusammen mit dem ebenfalls restaurierten Nebengebäude und der eingefriedeten Parkanlage bildet die Villa ein für Brugg einzigartiges Ensemble, das im Laufe des 20. Jahrhunderts mehrfach vom Abbruch bedroht war.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Als der Brugger Traugott Simmen-Häny (1864–1939) um 1910 an der Renggerstrasse den Bau einer Villa mit Nebengebäude plante, beschäftigte er in Brugg bereits über 30 Angestellte, die Möbel für eine gehobene Klientel herstellten. Die Baueingabepläne sind nicht signiert; nach mündlicher Überlieferung stammen sie aber vom bekanntesten aller damaligen Brugger Architekten: dem in Berlin arbeitenden Albert Froelich [1]. Auf dem Grundstück an der Renggerstrasse hatte Froelich 1908 bereits eine Villa für Ulrich Geiger-Schwarz projektiert, die nie gebaut wurde.
Das 1911 fertiggestellte Anwesen bot Traugott Simmens Sohn Hans Simmen inklusive eines als Pferdestall, Remise und Bediensteten-Wohnung genutzten Nebengebäudes der Stadt erstmals 1954 zum Kauf an, den die Einwohnergemeindeversammlung jedoch ablehnte. Infolgedessen plante Simmen Anfang der 1960er-Jahre auf dem Areal ein zehnstöckiges Gebäude, das jedoch nicht der Bau- und Zonenordnung entsprach. Schliesslich kaufte die Stadt das "Simmengut" 1962 von der Immobiliengesellschaft einer Grossbank, an die es unterdessen gelangt war. Ab Ende der 1960er-Jahre plante die Stadt auf dem Areal ein grosses Gemeindezentrum, ein Vorhaben, das mit dem Einsetzen der Rezession Mitte der 1970er-Jahre scheiterte.
Ende der 1980er-Jahre wurde die Villa, die sich 1987 "in einem auch für den Laien miserablen baulichen Zustand" [2] befand, unter Leitung des Brugger Architekten Heinz Pfister einer sorgfältigen Gesamtrestaurierung unterzogen. Seitdem beherbergt das Haus die städtische Musikschule, während das Areal in eine öffentliche Parkanlage umgewandelt wurde. 1997 wurde das Nebengebäude saniert [2].
Beschreibung:Die in einem grosszügigen Park nördlich der Renggerstrasse gelegene Villa weist einen für die Zeit typischen, unregelmässigen Grundriss auf. Über einem Jurakalk-Sockel aus Rustika-Quadern erhebt sich ein zweistöckiger verputzter Mauerbau, der heute lachsrot gefasst ist. Der Baukörper ist in verschiedene Kuben aufgelöst, das von Gauben besetzte Mansardwalmdach stark bewegt.
Die mit kräftigen Gesimsen ausgestatten Fenster sind im Erdgeschoss als Doppel- und Mehrfachfenster ausgeführt, im Obergeschoss finden sich mehrheitlich gewöhnliche zweigliedrige Fenster.
Die repräsentative Hauptfassade nach Süden akzentuieren Eckpilaster mit bekrönenden Volutenkapitellen, die wie der übrige Hausteinschmuck in Jurakalk gehauen sind. Das die Westfassade beherrschende Element ist der grosszügig dimensionierte, chorartige Erker, der sich abgestuft über zwei Stockwerke erstreckt.
Daneben findet sich eine Veranda mit rustizierten Pilastern wie an der Hauptfassade. Die Veranda wird zudem durch kräftige Gesimse und zwei Balustergeländer gegliedert, wobei die untere Balusterreihe lediglich vorgeblendet, d. h. aufgelegt ist. Auf der gegenüber liegenden Ostseite führt eine einläufige Treppe zu einem loggiaartigen Hauseingang.
An äusserem Schmuck fallen vor allem die volutenförmigen Fenstereinfassungen der Gauben an der Hauptfassade und an den Kapitellen der Ecklisenen der Hauptfassade und der westseitigen Veranda auf. Der Hauseingang zeigt an den Säulenkapitellen und am Türschild romanische Vogel- und Fruchtornamentik. Die Fenstergewänder des Erdgeschosses sind nachgotisch gekehlt.
Dieser in der Reformarchitektur reduziert-zurückhaltende Einsatz verschiedener Stiltraditionen setzt sich im Inneren der Villa fort. Das ursprüngliche Raumprogramm umfasste im Erdgeschoss einen Salon und ein Herrenzimmer, dazu ein Küche mit getrennter Anrichte und ein Bad.
Die vergleichsweise grosse, lichte Eingangshalle beherbergt eine Holztreppe mit Balustergeländer und einem Antrittspfosten mit Blumenschnitzerei, während Stuckprofile die Decken des Obergeschosses zieren.
Besonders viel an originaler Ausstattung bewahrt das Erkerzimmer. In das eichene Wandtäfer ist ein Messing-Waschbecken eingelassen, das im Sinne der Reformarchitektur die Giessfässer nordalpiner Täferstuben vereinfacht wiedergibt. Einen türkisfarbenen Kastenofen mit rundem Aufsatz und bekrönender Vase schmücken bemalte Zierkacheln. Dazu finden sich eichene bow windows mit Espagnolette-Verschlüssen und alabasterähnliche Fenstersäulen mit Volutenkapitellen.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Brugg 4095-8.
Anmerkungen:[1] Zu den Werken Albert Froelichs gehören die Abdankungshalle 1904 (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRU 037), das Stapferschulhaus 1909 (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRU041), das Vindonissa-Museum 1910–1912 (Bauinventarobjekt BRU 914) oder die Villa Simmen 1911 (Bauinventarobjekt BRU915).
[2] Stadtrat 1987.
[3] Pferdestall soll Bestandteil des "Hauses der Musik" werden 1996.
Literatur:- Max Baumann et al., Brugg erleben. Schlaglichter auf die Brugger Geschichte, Baden 2005.
- Max Banholzer / Peter Bieger, Alt Brugg, Brugg 1984.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, hg. v. d. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2005, S. 75.
- Pferdestall soll Bestandteil des "Hauses der Musik" werden, in: Aargauer Zeitung, 8.6.1996.
- Stadtrat plädiert für Musikschule in Simmen-Villa, in: Badener Tagblatt, 7.1.1987.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=31950
 

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