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Oktober 2024

"Die Schweiz ist attraktiv wegen ihrer Rechts­sicher­heit"

Regierungsrat Dieter Egli sieht die Grenznähe zu Deutschland für den Aargau als grosse Chance für die Wirtschaftsregion. Es profitieren die Unternehmen wie auch die Arbeitskräfte, die in der Schweiz arbeiten.

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Den längsten Teil seiner Aussengrenze teilt der Aargau mit Deutschland. Ist das ein wirtschaftlicher Vorteil?

Die Nähe zu Deutschland hat klare Vorteile für die wirtschaftlichen Beziehungen. Natürlich erleichtert es den grenzüberschreitenden Handel. Unternehmen im Aargau sind vertraut mit den Bedingungen der deutschen Märkte und umgekehrt. Das fördert Export und Import von Waren und Dienstleistungen. Die kurzen Wege senken zudem die Transport- und Logistikkosten. Das wirkt sich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aus. Da Deutschland der grösste Handelspartner der Schweiz und des Aargaus ist, ist die Vernetzung für uns Gold wert.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der deutschen Wirtschaft?

Sowohl politisch als auch wirtschaftlich ist es das Ziel, langjährige Partnerschaften zu etablieren. Auch im wirtschaftlichen Bereich kann grenzübergreifende Zusammenarbeit nur dann vertieft und gefestigt werden, wenn sie zusammen mit verlässlichen Partnerinnen und Partnern vorangebracht wird. Dafür braucht es den richtigen Rahmen auf allen Stufen: Natürlich international zwischen Bern, Berlin und Brüssel – aber eben genauso die konkrete Problemlösung im grenznahen Raum. Das schafft einen nachhaltigen Mehrwert für ansässige und neue Unternehmen.

Wie sieht das konkret aus?

Die Handelskammer Deutschland-Schweiz organisiert jährlich einen Schweizer Zuliefertag in Deutschland. Dort haben Schweizer Hersteller die Gelegenheit, deutsche Unternehmen und Einkäufer zu treffen, um die neusten Innovationen und Technologien zu präsentieren und den Handel mit deutschen Partnern zu stärken. Seit 2015 führt die Aargauer Standortförderung gemeinsam mit der Handelskammer Beratertage für deutsche Unternehmen durch, die sich für den Schweizer Markt interessieren und sich in der Schweiz ansiedeln wollen. Für die Gespräche werden gezielt Unternehmen aus den Branchen angesprochen, die mit ihrer Ansiedlung die Stärken und die Struktur der Aargauer Wirtschaft sinnvoll ergänzen könnten – zum Beispiel Energie, Automatisierung, die Kunststoff, Digital Tech und Nahrungsmittel.

Was macht die Schweiz und den Aargau für deutsche Unternehmen attraktiv?

Die Standortförderung erhält immer wieder Beratungsmandate für deutsche Unternehmen, die einen Markteintritt in die Schweiz beabsichtigen. Die Schweiz hat zwar höhere Produktionskosten, dafür haben wir eine sehr hohe Rechtssicherheit. Zudem gilt der Aargau als unternehmerfreundlich und unbürokratisch – das lockt natürlich auch Unternehmen aus dem Ausland an, wo die bürokratischen Hürden manchmal höher sind.

Der Arbeitsmarkt ist sehr mobil. Wie profitiert der Aargau von den Grenzgängerinnen und Grenzgängern aus Europa?

Natürlich profitieren wir von den Menschen, die in Deutschland und Frankreich leben und in der Schweiz arbeiten. Das erhöht die Verfügbarkeit der Arbeitskräfte und führt zu Diversifizierung des Arbeitsmarktes. Für die Industrie, aber auch für den öffentlichen Dienst ist das entscheidend. Konkret arbeiteten im Jahr 2023 rund 15'200 Grenzgängerinnen und Grenzgänger, grösstenteils aus Deutschland im Aargau, die hier vom höheren Lohnniveau profitieren.

Umgekehrt ist es dafür beim Einkaufstourismus: Dem hiesigen Gewerbe geht an der Grenze Kundschaft verloren, da die Kaufkraft der Schweizerinnen und Schweizer höher ist, wenn sie ihren Franken bei den Nachbarn ausgeben.

Das ist die Kehrseite dieses Lohnunterschieds. Die Deutschen kaufen eher nicht in der Schweiz ein. Eine Massnahme, um den manchmal belastenden Einkaufstourismus – Stichwort Verkehr – etwas einzudämmen und damit auch das Schweizer Gewerbe an der Grenze zu entlasten, ist die Senkung des Zollfreibetrags, die der Bundesrat per Januar 2025 einführt.