INV-UNS932D Angestelltenwohnhaus Schiffmühle, 1930 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-UNS932D
Signatur Archivplan:UNS932D
Titel:Angestelltenwohnhaus Schiffmühle
Bezirk:Baden
Gemeinde:Untersiggenthal
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hölzli/Schiffmühle
Adresse:Oberrütiweg 8, 10, 12
Versicherungs-Nr.:1725, 360, 1724
Parzellen-Nr.:2983, 1963, 2984
Koordinate E:2662100
Koordinate N:1260539
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2662100&y=1260539

Chronologie

Entstehungszeitraum:1930
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:Getreidemühle "Schiffmühle" (Bauinventarobjekt UNS930), Bauten der elektrochemischen Fabrik Schiffmühle (Bauinventarobjekte UNS931A-B), Wohnbauten Hölzli/Schiffmühle (Bauinventarobjekte UNS932A-C, E)
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Reihenhaus, Zeilenbebauung

Dokumentation

Würdigung:Das in drei Einfamilienhäuser gegliederte Reihenhaus wurde 1930 als letztes von insgesamt fünf Wohnbauten für den Direktor und Angestellte der 1895 gegründeten elektrochemischen Fabrik Schiffmühle auf der Südseite des Oberrütiwegs errichtet. Wie die ab 1908 entstandenen ersten Wohnbauten ist es als eingeschossiger Mauerbau mit ausgebautem Dachgeschoss konzipiert und unter einem abgewalmten Dach geborgen. Nach Südwesten öffnet sich letzteres mit einem grossen mittigen Quergiebel. Im Innern haben sich die Grundrisse samt Treppenanlage sowie teilweise die Wandbespannung, die Böden und Türen erhalten. Seit dem Abbruch nahezu aller Gebäude der elektrochemischen Fabrik bilden die in deren Umfeld entstandenen Wohnhäuser eine nahezu losgelöste, jedoch vollständig erhaltene Baugruppe (Bauinventarobjekte UNS932A-E), die vom Bemühen der Fabrikbesitzer um angemessene Angestelltenwohnhäuser zeugt und für die Entstehung des Quartiers von grösster Bedeutung ist.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die 1895 vom Spinnereibesitzer Peter Zai-Kappeler in Turgi gegründete "Gesellschaft für elektrochemische Industrie" liess noch im selben Jahr erste Fabrikationsbauten auf Untersiggenthaler Boden erstellen, welche sich am rechten Limmatufer hinter der alten "Schiffmühle" aus dem 17. Jh. (Bauinventarobjekt UNS930) sowie dem bereits 1894 erbauten Kraftwerk (Bauinventarobjekt UNS921A) gruppierten [1]. Zwischen 1900 und 1905 kamen weitere Produktionsgebäude hinzu (vgl. Bauinventarobjekt UNS931B, übrige Bauten abgebrochen), womit auch die Zahl der Arbeitskräfte im Schiffmühleareal stark anstieg. In der Folge wurde für den Leiter sowie Teile der Belegschaft eine Reihe von soliden Heimatstil-Wohnhäusern errichtet, welche oberhalb des Fabrikareals die nach Obersiggingen hinauf führende Strasse talseitig säumen. Als erstes entstanden 1908 die beiden Doppeleinfamilienhäuser am Oberrütiweg 18, 20 und 22, 24 (Bauinventarobjekte UNS932B und C), zwischen die 1938 ein Waschhaus gestellt wurde. 1911 folgte ein Einfamilienhaus für den aus Zürich stammenden Chemiker Dr. Hans Landolt (Bauinventarobjekt UNS932A), seit 1897 Direktor und seit 1908 Eigentümer der Fabrik, welches sich durch seine Nähe zur Fabrik auszeichnet. Im selben Zug wurde 1912 ans obere Ende der Strasse ein Doppeleinfamilienhaus (Bauinventarobjekt UNS932E) gestellt. Erst aus der Zeit nach der zweiten Betriebserweiterung von 1923-24, nämlich von 1930, stammt das hier beschriebene, dazwischen eingefügte Dreifamilienreihenhaus Oberrütiweg 8, 10 und 12 (Bauinventarobjekt UNS932D) [2]. Während die früheren Wohnbauten gemäss Brandkataster von der Gesellschaft für elektrochemische Industrie erstellt wurden, scheint der Direktor Dr. Hans Landolt diese Reiheneinfamilienhäuser auf eigene Kosten errichtet zu haben [2].
Der östliche Hausteil, Oberrütiweg 12, wurde in jüngerer Zeit um einen doppelgeschossigen, holzverkleideten Annex ergänzt, der sich durch eine eigenständige moderne Formensprache vom Kernbau absetzt, das Gleichgewicht unter den quer zum First getrennten Wohneinheiten jedoch etwas beeinträchtigt.
Beschreibung:Das Dreifamilienhaus, das 1930 als letzter Wohnbau der elektrochemischen Fabrik am Oberrütiweg erstellt wurde, orientiert sich in seiner traditionalistischen Formensprachen am Heimatstil der frühen Wohnhäuser von 1908-12 und fügt sich entsprechend unauffällig in die Reihe. So werden die Motive des Zwerchhauses bzw. Kreuzgiebels und des Walms variiert, zudem ist das Gebäude gleichfalls eingeschossig, samt ausgebautem Dachgeschoss konzipiert.
Der lang gezogene, zwei auf sechs Achsen zählende Mauerbau ist traufständig zur Strasse ausgerichtet. Er trägt ein Halbwalmdach, das nur talseitig durch einen mittigen Zwerchgiebel gleicher Firsthöhe zum Kreuzfirstdach erweitert wurde. Auf den südseitigen Ausbau des Dachgeschosses deuten ausserdem zwei kleine rahmende Schleppgauben, während nach Norden über den ganzen mittleren Bereich vier Schleppgauben ausgebildet sind. Die Fassaden tragen einen für die Bauzeit typischen Kratzputz. Fenster- und Türgewände sind aus Kunststein gefertigt, wobei die kleinformatigen Rechtecklichter von Toilette und Gang, welche die vorderseitig angelegten Hauseingänge in abgestufter Höhe flankieren, nur Sturz und Gesims aufweisen. Die mit Oblichtern ausgestatteten Haustüren besitzen an den beiden äusseren Wohneinheiten noch die bauzeitlichen Türblätter mit vergittertem Fenster. Zu den Rechtecklichtern bestehen - teils noch hölzerne - Jalousieläden.
Die drei Hausteile sind so angelegt, dass die Erschliessungsbereiche mit wenig Lichtbedarf innen liegen; entsprechend ist die östliche Wohnung im Grundriss spiegelverkehrt zur mittleren und westlichen Wohneinheit angelegt. Die räumliche Struktur hat sich in allen drei Hausteilen erhalten. Vom Eingangsbereich mit Treppenhaus führt im Erdgeschoss ein kurzer firstparalleler Stichgang zu Küche und WC in der strassenseitigen Haushälfte und zu den gegenüber liegenden südwestorientierten Haupträumen. An historischer Ausstattung besteht in allen drei Hausteilen noch die ins Obergeschoss führende hölzerne Treppe mit gedrechselten Staketen und einfach beschnitztem Antrittspfosten. Der östliche Hausteil besitzt mit der bauzeitlichen Wandbespannung aus Rupfen im Gang, Füllungstüren und einigen schlichten Dielenböden noch am meisten historische Bausubstanz, während sich im westlichen Wohnteil einzelne Türen erhalten haben.
Anmerkungen:[1] Meier/Steigmeier 2008, S. 134; Hoegger 1995, S. 177-179.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938.
Literatur:- Bruno Meier/Andreas Steigmeier, Untersiggenthal. Eine Gemeinde im Umbruch, Untersiggenthal 2008, S. 134.
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7, Basel 1995, S. 177-179.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=46254
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds