INV-UNS909 Schulhaus, 1910-1911 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-UNS909
Signatur Archivplan:UNS909
Titel:Schulhaus
Bezirk:Baden
Gemeinde:Untersiggenthal
Ortsteil / Weiler / Flurname:Untersiggingen
Adresse:Dorfstrasse 45
Versicherungs-Nr.:263
Parzellen-Nr.:1648
Koordinate E:2661675
Koordinate N:1261436
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2661675&y=1261436

Chronologie

Entstehungszeitraum:1910 - 1911
Grundlage Datierung:Inschrift (Türgewände Haupteingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus

Dokumentation

Inschriften:"erbaut 1910-11 / renoviert 1950" (Steingewände Haupteingang)
Würdigung:Das 1910-11 nach Plänen des Badener Architekten Eugen Schneider errichtete Schulhaus ist mit seinem mächtigen, originell gestalteten Mansarddach ein charakteristischer Heimatstilbau, der sein äusseres Erscheinungsbild bis heute bewahren konnte. Das stattliche Gebäude zeichnet sich durch eine lebhafte Gestaltung der Fassaden mit unterschiedlichen Fensterformen aus, die zu Gruppen angeordnet, teilweise durch Gesimse miteinander verbunden und durch kräftige Längsrippen unterteilt sind. Am Erdgeschoss finden sich einige ornamental verzierte Fenstergitter. Das in Granit ausgeführte Hauptportal, das sich seitlich des Treppenturms befindet, wird in zeittypischer Bauweise durch eine Vorhalle geschützt. Der mächtige Baukörper ist trotz seiner zurückversetzten Lage von der Dorfstrasse von weit her sichtbar. Als Nachfolgebau des schräg gegenüber liegenden ersten Schulhauses von 1818/1873 (Bauinventarobjekt UNS908) und Ausgangspunkt der ab den 1950er Jahren qualitätsvoll erweiterten Schulanlage ist das Schulhaus überdies von grosser lokalgeschichtlicher Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Weil das Alte Schulhaus (Bauinventarobjekt UNS908) zu Beginn des 20. Jh. den gesetzlichen Anforderungen und den Bedürfnissen nicht mehr entsprach, wurde die Gemeinde vom Erziehungsrat aufgefordert, einen Neubau zu erstellen. 1909 erwarb sie zwischen den beiden Ortsteilen Ober- und Untersiggingen den Bauplatz und beauftragte den Badener Architekten Eugen Schneider (1880-1953) mit der Projektierung des neuen Schulhauses. Dabei wurde dem Architekt die Auflage gemacht, das Dach so zu gestalten, dass ein späterer Ausbau möglich war. Das 1911 vollendete und mit einem Jugendfest gefeierte neue Schulhaus kam inklusive Landerwerb auf knapp 165'000 Franken zu stehen. Mit seinen 8 Unterrichtszimmern vermochte der Neubau den Platzansprüchen während mehrerer Jahrzehnte gerecht zu werden. Zwischen 1946 bis 1972 waren sogar bis zu drei Räume von der Gemeindeverwaltung belegt. Erst mit der starken Zunahme der Schülerzahlen in den 1950er Jahren wurde eine Erweiterung der Schulanlage notwendig. Diese erfolgte zwischen 1955 und 2000 in mehreren Etappen, wobei für die ersten beiden Ergänzungsbauten von 1959 und 1966 sowie für die Mehrzweckhalle von 1959 Carl Froelich, Architekt SIA/BSA aus Brugg, verantwortlich zeichnete. Im bestehenden Schulhaus konnten mit dem Ausbau des Estrichs 1952 zwei zusätzliche Räume geschaffen werden. 1973 erfolgten eine Renovation und ein Umbau des Gebäudes. Heute werden darin die Mittel- und Oberstufe unterrichtet; zudem befinden sich hier die Schulleitung und das Schulsekretariat [1].
Beschreibung:Das zu seiner Bauzeit auf freiem Gelände zwischen beiden Ortskernen errichtete Schulhaus ist ein wuchtiger, von der Dorfstrasse deutlich abgerückter Heimatstilbau. Der über einem hohen Sockel zweigeschossig aufragende Mauerbau ist unter einem mächtigen Mansarddach geborgen, dessen Schmalseiten anstelle des unteren Walms als offene, von Fusswalmen und geschweiften Ründen gerahmte Giebelfelder gestaltet sind. Dachaufbauten sind als Gauben mit Schlepp- oder Walmdach auf zwei Geschossebenen angebracht. In der Mitte des von Kugelaufsätzen bekrönten Firsts tritt der als zweistöckiges Häuschen unter Walmdach gestaltete Kamin zutage. An die strassenzugewandte Nordseite fügt sich in der Mittelachse ein überhöhter Treppenhausturm mit polygonalem Helm und abgeschrägten Kanten an, der ostseitig von einer überdachten Vorhalle flankiert wird. Der Bau wird von Lisenen gefasst, die wie die Sockelzone glatt verputzt sind, während die Fassaden einen etwas gröberen Verputz tragen, der dem zeittypischen Besenwurf nahe kommt. Die Fassaden zeigen ein lebhaftes Bild mit unterschiedlichen Fensterformen und –formaten, die paarweise oder zu Dreiergruppen zusammengefasst sind und durchlaufende Gesimse aufweisen. Die südliche Gebäudehälfte wird im Sockelgeschoss von Rundfenstern mit steinernen Längsrippen geprägt, während die beiden Hauptgeschosse mit gekuppelten Rechtecklichtern befenstert sind. Die nordwestliche Gebäudeecke zeigt dreiteilige Rechteck- und Rundfenster, während die nordöstliche Ecke auf der anderen Seite des Treppenturms eine geschossweise und stärker raumbezogene Differenzierung mit kleineren Formaten aufweist. Gemeinsam ist den Fensteröffnungen, dass sie von schmalen Kunststeingewänden eingefasst werden, während die unterteilenden Rippen und Kämpfer vergleichsweise breit ausfallen. In den Giebelfeldern sind jeweils sieben Fenster rhythmisch verteilt, wobei die drei mittleren den sanften Bogen der Giebelverkleidung aufnehmen. Der Treppenturm wird an seiner Nordseite durch eine Abfolge von zwei kleinen Rundbogenfenstern im Erdgeschoss, ein dreiteiliges Rechteckfenster im 1. Obergeschoss und ein hohes Rundbogenfenster mit Kämpfer und Längsrippen am 2. Obergeschoss belichtet.
Das an der Seite des Turms befindliche Hauptportal wird von einer gegenüber dem Platzniveau leicht erhöhten Vorhalle mit kräftigen gekuppelten Granitsäulen geschützt, die sich in die Ecke zwischen Hauptbaukörper und Treppenturm einfügt. Es trägt am Scheitel des reich profilierten, aus Granit gefertigten Segmentbogengewändes die Inschrift "erbaut 1910-11 / renoviert 1950". Aus Granit gefertigt sind auch die Einfassungen der mit ornamental verzierten Fenstergittern versehenen Tür und des Fensters zum Nebeneingang samt angrenzender Wandverkleidung. Dieser bewahrt auch das bauzeitliche Türblatt. Im Innern des Schulhauses hat sich der bauzeitliche Treppenaufgang samt Eisengeländer original erhalten.
Gemäss Siegfriedkarte von 1940 gehörte schon zur damaligen Gestaltung des Schulhausplatzes eine Umfassung aus Baumreihen, wie sie heute noch teilweise besteht. Seit 1959 steht auf dem rückwärtigen Pausenplatz, inmitten der erweiterten Schulhausanlage, ein sechseckiger Brunnen (Bauinventarobjekt UNS927G), dessen mittiger Stock von der Bronzeplastik "Die Schnitterin" des Wettinger Bildhauers Eduard Spörri bekrönt wird.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Meier/Steigmeier 2008, S. 172; Boner 1983, S. 235-237.
Literatur:- Georg Boner, Geschichte der Gemeinde Untersiggenthal, Untersiggenthal 1983, S. 235-237.
- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7, Basel 1995, S. 171.
- Bruno Meier/Andreas Steigmeier, Untersiggenthal. Eine Gemeinde im Umbruch, 2008 Untersiggenthal, S. 172.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=45966
 

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