INV-LEN930 Villa Hendschikerstrasse 1 samt Garten, 1848 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN930
Signatur Archivplan:LEN930
Titel:Villa Hendschikerstrasse 1 samt Garten
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Adresse:Hendschikerstrasse 1
Versicherungs-Nr.:81
Parzellen-Nr.:465
Koordinate E:2656065
Koordinate N:1249085

Chronologie

Entstehungszeitraum:1848
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Würdigung:Stattliche spätklassizistische Villa, die 1848 für Handelsmann Adolf Meier im damals noch unbebauten Gelände vor der Stadt errichtet wurde. Der verputzte Mauerbau, der von drei auf fünf Fensterachsen straff gegliedert wird und ein knappes Walmdach trägt, ist in zeittypischer Weise betont nüchtern gestaltet. Er bewahrt weitgehend das ursprüngliche Erscheinungsbild. Die axialsymmetrische Eingangsfront erhielt im frühen 20. Jahrhundert durch einen Portalvorbau mit kraftvoller Pilastergliederung aus Kunststein einen ausgeprägten Mittelakzent. Das grosszügige Gartengrundstück, das einen schönen alten Baumbestand besitzt, zeigt im Westteil Reste einer Gestaltung im landschaftlichen Stil.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Villa wurde gemäss Angabe im Brandkataster 1848 für Adolf Meyer (Meier), Handelsmann, erbaut; der Eintrag lautete auf ein „zweistökiges Wohnhaus von Stein, mit drei gewölbten Kellern unter Ziegeldach“ [1]. Das Gebäude erhob sich damals noch weit vor der Stadt auf dem freien Feld; etwas näher zur Stadt waren kurz zuvor die vier Villen der sogenannten Witwenvorstadt entstanden, die auf der Michaeliskarte um 1840 als charakteristische Baugruppe erscheinen (vgl.Bilddokumentation). Nach deren Parzellengrenzen richtet sich auch das Grundstück der hier beschriebenen Villa, das heute schräg zur jüngeren Hendschikerstrasse liegt. 1885 ging die Liegenschaft, wohl erbweise, an A. Meier-Weber über, 1916 an Alexander Bertschinger-Hirt. Im Zug dieser Handänderung scheint das Haus nach Ausweis einer massiven Wertsteigerung renoviert worden zu sein, wobei vielleicht auch der Eingangsvorbau an der Ostfassade entstand.
Wohl im ausgehenden 19. oder frühen 20. Jh. erfuhr der Garten eine Neugestaltung im landschaftlichen Stil. In den 1960er Jahren wurde das Grundstück mit der Anlage der Hendschikerstrasse auf der Südostseite beschnitten [2].
Beschreibung:Die Villa erhebt sich in einem weitläufigen, in unterschiedliche Bereiche gegliederten und teilweise parkartig gestalteten Grundstück, das heute vom Bahndamm auf der Nordseite sowie südlich und westlich von der Niederlenzer- und der Hendschikerstrasse begrenzt wird. Das stattliche zweigeschossige Gebäude präsentiert sich in den zeittypisch nüchternen und spröden Formen des Spätklassizismus. Der verputzte Mauerbau wird von fünf auf drei Fensterachsen streng regelmässig gegliedert und über einem niedrigen Kniestock von einem knappen, geraden Walmdach abgeschlossen. Ein Gurtgesimse über dem Erdgeschoss sowie ein Sohlbankgesims im Kniestock gliedern den kompakten Baukörper in der Horizontalen. Die Sockelpartie ist mit Muschelkalkplatten verkleidet. Die schlank proportionierten Einzelfenster werden von Rechteckgewänden mit Blockbänken gerahmt, wobei die mittleren drei Achsen des Obergeschosses durch gerade Verdachungen hervorgehoben sind. Die Kniestockfenster haben zeittypische, liegende Rechteckform. Mit Ausnahme eines nachträglichen Eingangsvorbaus sind die Hausteinpartien (Fenstergewände, Gesimse) in Muschelkalk aus Mägenwil oder Othmarsingen gehauen.
An der Ostfassade erhebt sich der Portalvorbau aus dem frühen 20. Jahrhundert, der von einer kurzen doppelläufigen Freitreppe erreicht wird und einen Obergeschossbalkon trägt. Im wuchtigen, von zwei Kunststein-Pilastern eingefassten Türgewände sitzt ein strahlenförmig beschnitztes Türblatt. Das Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt. Über der Ostfassade wurde im Lauf des 20. Jh. exzentrisch eine Lukarne aufgesetzt (Hausinneres nicht gesehen.)
Der unmittelbare Vorbereich des Hauses ist durch eine umlaufende Mauer terrassenartig erhöht und durch ein einfaches Schmiedeeisengeländer zwischen Mauerpfosten eingefasst. Längs vor der Ostfassade führt ein gekiester Zugangsweg zum Haus. Das Gartengrundstück, das vor der Anlage der Hendschikerstrasse bis an die Schützenmattstrasse reichte, teilt sich in einen Ziergarten auf der Westseite des Zugangswegs und einen grösseren, ehemaligen Obstgarten auf der Ostseite. Der parkartige Ziergarten besitzt einen schönen, nach Sorten differenzierten Baumbestand, der wohl auf das späte 19. Jh. zurückgeht; er war ehemals im landschaftlichen Stil mit einem dichten Wegnetz gestaltet [3].
Erwähnung in anderen Inventaren:- Stadt Lenzburg. Inventar der kommunal schutzwürdigen Gebäude, 1997 (BNO 1997, Anhang 1, Inventarliste), Nr. 14.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
- Aargauer Heimatschutz AHS / Aargauer Landschaftsarchitekten BSLA, Inventar der Historischen Gärten und Anlagen des Kantons Aargau, Stadt Lenzburg, LEN-G-020.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
[2] Gemäss Inventar der Historischen Gärten und Anlagen.
[3] Ebd.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39486
 

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