INV-LEN921 Alte katholische Kirche samt Pfarrhaus, 1892 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
1/2

Identifikation

Signatur:INV-LEN921
Signatur Archivplan:LEN921
Titel:Alte katholische Kirche samt Pfarrhaus
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Bahnhofstrasse
Hist. Name Objekt:Alte Herz-Jesu-Kirche
Adresse:Bahnhofstrasse 25, 27
Versicherungs-Nr.:682, 683
Parzellen-Nr.:511
Koordinate E:2655445
Koordinate N:1249041

Chronologie

Entstehungszeitraum:1892
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:LEN922, LEN960
Nutzung (Stufe 1):Sakrale Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Kirche (röm.-kath.)
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Autorschaft:Wilhelm Hanauer (1854-1930), Architekt, Luzern; Paul Scherwey, Architekt, Lenzburg (Umbau 1935)
Würdigung:1891/92 nach Plänen des Luzerner Architekten Wilhelm Hanauer errichtete Baugruppe aus Kirche und Pfarrhaus, von denen das Kirchenschiff 1935 nach der Fertigstellung der neuen Kirche zu einem Gemeindesaal umgebaut wurde. Originell ist die Verbindung der beiden Baukörper zu einem Ganzen, wobei an der Gelenkstelle hinter dem Zwischentrakt ursprünglich der Turm aufragte. Bei der Umnutzung wurden die zurückhaltend neugotischen Formen purifiziert, während man den Turm abbrach. Trotz der späteren Veränderungen kommt der Baugruppe ein bautypologischer Zeugenwert und im Zusammenspiel mit der benachbarten neuen Kirche (Bauinventarobjekt LEN922) wie auch dem Pfarreizentrum von 1993/94 ein gewisser Situationswert an der Bahnhofstrasse zu. Rund 40 Jahre nach ihrem Bau bereits zu klein geworden und deshalb umgenutzt, verweist die alte Kirche auf die stark wachsende Zahl katholischer Gemeindemitglieder in Lenzburg im frühen 20. Jahrhundert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die noch in den 1860er Jahren ins Leben gerufene römisch-katholische Genossenschaft gründete als ersten Schritt auf dem Weg zur Realisierung eines Kirchenbaus 1889 ein „Bau- und Garantie-Comité der römisch-katholischen Kirche in Lenzburg“ [1]. 1891/92 konnte man an der Bahnhofstrasse nach Plänen von Architekt Wilhelm Hanauer (1854-1930), Luzern, eine bescheidene Saalkirche mit angebautem Pfarrhaus realisieren [2].
Bevölkerungszuwachs und zunehmende konfessionelle Durchmischung bedingten in den frühen 1930er Jahren einen Kirchenneubau, der 1933/34 nach Plänen von Gerster & Meyer, Laufen/Basel, ausgeführt wurde (vgl. Bauinventarobjekt LEN922). Aus der alten Kirche, deren Turm abgebrochen wurde, entstand in der Folge 1935 ein Kirchgemeindesaal (Pfarreiheim, Architekt Paul Scherwey, Lenzburg) [3]. Dieses wiederum wurde vom 1993/94 errichteten neuen Pfarreizentrum von Luigi Snozzi und Bruno Jenni (Bauinventarobjekt LEN960) abgelöst. 1997 erfolgten Umbau und Renovation der alten Pfarrkirche und des Pfarrhauses samt einem Ausbau des Dachgeschosses [4].
Beschreibung:Die alte katholische Kirche ist in origineller Disposition zusammen mit dem Pfarrhaus zu einem Baukomplex verbunden, an dessen Gelenkstelle hinter dem verbindenden Zwischentrakt ehemals der Turm aufragte. Die Gebäude wenden sich, um Vorgartentiefe zurückgesetzt und heute durch die später tiefergelegte Strassenführung erhöht, nach Norden auf die Bahnhofstrasse. Ursprünglich in zurückhaltend neugotischen Formen gehalten, präsentiert sich die Baugruppe seit der Umnutzung zum Kirchgemeindesaal im Jahr 1935 purifiziert und ohne den damals abgebrochenen Turm. Das westlich gelegene ehemalige Kirchenschiff, das sich mit der Eingangsfront zur Bahnhofstrasse und mit dem Chor nach Süden richtet, zeigt noch seine Gesamtform; von der ursprünglichen Bauplastik sind nur wenige Elemente erhalten, so das neugotische Sandstein-Kranzgesimse. Bei der Umnutzung der Kirche wurden Geschossdecken eingezogen, wobei sich die neue Befensterung nach der Lage der ehemaligen Kirchenfenster richtete. Der offene Dachstuhl mit seiner bemalten Holzdecke blieb bis heute weitgehend unangetastet; der Raum darunter wurde zum Saal mit Bühne umgestaltet (Inneres nicht gesehen).
Das Pfarrhaus ist ein würfelförmiger verputzter Mauerbau von zwei Geschossen, der über einem Kniestock ein geknicktes Pyramidendach (Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen) trägt. Die leicht risalitierte Mittelachse der Vorderfront wird von einem Dacherker überragt (Inneres nicht gesehen). Der 1935 abgebrochene Turm besass einen steilen Spitzhelm. Dem leicht zurückgesetzten Zwischenbau zwischen Kirche und Pfarrhaus war ursprünglich zur Strasse hin eine doppelgeschossige Laube mit hölzernem Oberbau vorgeblendet (vgl. Bilddokumentation).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Stadt Lenzburg. Inventar der kommunal schutzwürdigen Gebäude, 1997 (BNO 1997, Anhang 1, Inventarliste), Nr. 4a/b.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Neuenschwander 1994, S. 423-425 und Mittler 1937, S. 123f.
[2] Pläne im Pfarrarchiv. Zu Wilhelm Hanauer vgl. Isabelle Rucki / Dorothee Huber (Hrsg.), Architektenlexikon der Schweiz, 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 251. Bauten und Projekte Hanauers der 1880er und 90er Jahre im Aargau: ein Umbauprojekt der kath. Kirche von Spreitenbach (1887), die kath. Pfarrkirche von Neuenhof (1887-1890); Restaurierung von Schloss Lenzburg (1893ff.), Umbau des Konventsschulhauses Muri (1899/1900).
[3] Umbaupläne im Pfarrarchiv.
[4] Beratung durch die Kantonale Denkmalpflege; Akten im Archiv.
Literatur:- Heidi Neuenschwander et al., Das katholische Pfarreizentrum Lenzburg, in: Lenzburger Neujahrsblätter, 66. Jg. (1995), S. 41-62.
- Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. 19. und 20. Jahrhundert [Geschichte der Stadt Lenzburg, Bd. III], Aarau 1994 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 106/1), S. 423-425.
- Otto Mittler, Katholische Kirche des Bistums Basel, Bd. V: Kanton Aargau, Olten 1937, S. 123f.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Denkmalschutzakten: Umbau 1997.
- Röm.-kath. Kirchgemeinde Lenzburg, Pfarrarchiv: Baupläne 1891; Umbaupläne 1935 (Fotokopien im Archiv der Kantonalen Denkmalpflege).
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39432
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds