INV-LEN907 Aavorstadt 31/33, 1845-1846 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Ansichtsbild:
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Identifikation

Signatur:INV-LEN907
Signatur Archivplan:LEN907
Titel:Aavorstadt 31/33
Bezirk:Lenzburg
Gemeinde:Lenzburg
Ortsteil / Weiler / Flurname:Aavorstadt
Adresse:Aavorstadt 31, 33
Versicherungs-Nr.:425, 424
Parzellen-Nr.:378, 377
Koordinate E:2655789
Koordinate N:1248623

Chronologie

Entstehungszeitraum:1845 - 1846
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:LEN906, 908, 909
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mehrfamilienhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Spätklassizismus

Dokumentation

Würdigung:Spätklassizistisch-biedermeierliches Doppelwohnhaus, das 1845/46 für Rudolf Kieser und Dr. med. Rudolf Urech erbaut wurde. Der dreigeschossige Baukörper, der seine äussere Erscheinung weitgehend intakt bewahrt hat, ist in zeittypischer Weise axialsymmetrisch disponiert und durch Fensterachsen streng gegliedert. Seine breitgelagerte, achtachsige Strassenfassade wird von einem Quergiebel überhöht, der im ausgeschiedenen Giebelfeld mit einer Serliana geschmückt ist. Zusammen mit seinen Nachbarhäusern an der Südseite der Aavorstadt (Bauinventarobjekte LEN906, 908, 909) dokumentiert das Gebäude die Vorstadtbebauung des mittleren 19. Jahrhunderts. Als stattlichstem Element dieses fast vollständig erhaltenen Ensembles an der westlichen Ausfallstrasse kommt ihm ein überaus hoher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die beiden Teile des Doppelwohnhauses wurden gemäss Angabe im Brandkataster 1845 respektive 1846 erbaut und als „zweistökiges [nach heutiger Zählung dreistöckiges] doppeltes Wohnhaus, gemauert, mit Mansarde und Lauben, gewölbtem Keller, unter Ziegeldach“ beschrieben [1]. Es entstand somit gleichzeitig mit dem Nachbarhaus Aavorstadt 37 und nur wenige Jahre nach dem Haus Bachstrasse 23A am untersten Ende der Aavorstadt (Bauinventarobjekte LEN908/909). Eigentümer des 1845 fertiggestellten östlichen Hausteils (Aavorstadt 31, Vers.-Nr. 425) war Rudolf Kieser, Metzger; bereits 1847 wird Carl Bertschinger, Posthalter, genannt, 1883 Emil Bertschinger, ebenfalls Posthalter. Der 1846 fertiggestellte westliche Hausteil (Aavorstadt 33, Vers.-Nr. 424) wurde von Dr. med. Rudolf Urech erbaut und ging ebenfalls bereits 1847 an Dr. med. Albrecht Walti über. Ab 1878 war Kaufmann Alfred Zweifel Eigentümer, ab 1889 Joh. Hausch, Waffenfabrikant. 1856 wurde die Aavorstadt gemäss einem Projekt des Ingenieurs Alois von Negrelli reguliert [2]. 1864/65 entstand auf dem östlich benachbarten Grundstück das direkt angebaute Haus Aavorstadt 29 (Bauinventarobjekt LEN906). 1871 erfolgte eine Verbesserung beider Hausteile [3].
1974 wurde Haus Aavorstadt 31 ausgekernt, wobei gemäss den Bauplänen nur Strassenfassade, Keller und Dachkonstruktion erhalten blieben, während man die gesamte übrige Konstruktion ersetzte. 2010 erfolgte ein Dachausbau in Haus Aavorstadt 33 [4].
Beschreibung:Das Doppelhaus ist Teil der weitgehend intakten spätklassizistisch-biedermeierlichen Bebauung auf der Südseite der Aavorstadt. Das zusammenhängend konzipierte, ursprünglich beidseitig freistehende Gebäude bildet durch Stilformen und Haustypus mit den fast gleichzeitigen Häusern Aavorstadt 37 und Bachstrasse 23A (Bauinventarobjekte LEN908/909) eine zusammenhängende Gruppe, während das ostseitig angebaute Haus Nr. 29 (Bauinventarobjekt LEN906) bereits einer etwas jüngeren Stilphase entspricht. Der dreigeschossige verputzte Mauerbau tritt mit seinem breitgelagerten, kubischen Baukörper an der Aavorstadt wuchtig in Erscheinung. Er ist durch Fensterachsen regelmässig gegliedert und streng axialsymmetrisch disponiert, während auf weiteren Bauschmuck in zeittypischer Weise fast gänzlich verzichtet ist. Die achtachsige Strassenfassade wird von einem vierachsigen Quergiebel mit klassizistisch ausgeschiedenem Giebelfeld überhöht. Ein Kranzgesimse mit Zahnschnittleiste leitet zur bretterverschalten Dachuntersicht über. Die Fenster besitzen schlichte Falzgewände aus Muschelkalk mit geradem Sturz und Blockbank sowie hölzerne Jalousieläden. Im ersten Obergeschoss sind die mittleren vier Fensteröffnungen in der Breite des Quergiebels durch profilierte Gesimsbekrönungen subtil hervorgehoben. Zusätzlich betont wird die Mitte durch die beiden benachbarten Hauseingänge, die gestufte Rechteckgewände aus Muschelkalk besitzen und unter einer durchlaufenden profilierten Verdachung zusammengefasst sind. Sie werden von einem ebenfalls durchlaufenden, dreiseitigen Treppenpodest erschlossen. Erhalten sind noch die schmucken bauzeitlichen Türblätter. Für die Entstehungszeit charakteristisch ist das für das Giebellicht verwendete Motiv der Serliana, eine dreiteilige Öffnung mit rundbogiger Mittelpartie. Durch die Dämmung des Daches sind leider die feinen Proportionen des Giebels wie auch der seitlich daran anstossenden Dachflächen verändert.
Einfacher gestaltet ist die dreiachsig gegliederte Westfassade. Rückwärtig ist das Gebäude stärker verändert, wobei die Balkonfront von Hausteil Aavorstadt 31 vollständig neu errichtet, die Laubenfront von Aavorstadt 33 nachträglich ummauert wurde.
Hausteil Aavorstadt 31 ist ausgekernt, das Innere von Hausteil 33 wohl in der Raumstruktur erhalten (gemäss Umbauplänen; Inneres nicht gesehen).
Vor dem Haus vermittelt ein terrassenartiger Vorbereich zur Strasse. Dieser verfügt noch über eine schöne, filigrane Einfriedung aus überkreuzten Eisenstäben, die vielleicht mit der Strassenregulierung 1856 entstanden ist.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Stadt Lenzburg. Inventar der kommunal schutzwürdigen Gebäude, 1997 (BNO 1997, Anhang 1, Inventarliste), Nr. 16b/c.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
[2] Die Korrektur umfasste neben der Höherlegung eines Strassenstücks der Aavorstadt auch die Verlegung des Stadtbachs sowie die Tieferlegung der Rathausgasse. Vgl. Stettler / Maurer Kdm AG II 1953, S. 89; Heidi Neuenschwander, Geschichte der Stadt Lenzburg. 19. und 20. Jahrhundert [Geschichte der Stadt Lenzburg, Bd. III], Aarau 1994 (auch erschienen als: Argovia, Bd. 106/1), S. 44-48. – Zu Alois von Negrelli (1799-1858) vgl. Isabelle Rucki / Dorothee Huber, Architektenlexikon der Schweiz, 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 398.
[3] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
[4] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Literatur:- Liebes altes Lenzburg, Fotos von anno dazumal, hrsg. von der Ortsbürger-Kommission Lenzburg und der Stiftung Pro Museum Burghalde Lenzburg, Lenzburg 1986, S. 92-94 (histor. Aufnahmen).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1940.0007/4463, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1829-1850; CA.0001/0413-0417, Brandkataster Gemeinde Lenzburg, 1850-1938.
- Stadt Lenzburg, Baugesuchsarchiv: Umbaupläne 1974, 2010.
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=39348
 

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