INV-WIN938 Eisenbahnbrücke über die Reuss, 1855 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-WIN938
Signatur Archivplan:WIN938
Titel:Eisenbahnbrücke über die Reuss
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Osten (2012)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Windisch
Ortsteil / Weiler / Flurname:Schachen
Adresse:Schachen-Vogelsang (Gebenstorf)
Parzellen-Nr.:209, 1787
Koordinate E:2660249
Koordinate N:1260276
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2660249&y=1260276

Chronologie

Entstehungszeitraum:1855
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Verkehrs- und Infrastrukturbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Brücke
Epoche / Baustil (Stufe 3):Klassizismus

Dokumentation

Autorschaft:Baubüro der Schweizerischen Nordostbahn (NOB)
Würdigung:Elegante Steinbrücke mit drei weit gespannten segmentbogigen Jochen, die 1855 durch die Schweizerische Nordostbahn für die Eisenbahnlinie Baden-Brugg-Aarau errichtet wurde. Die Brücke, deren Projekt wenig später mit der Limmatbrücke an der Strecke Turgi-Koblenz (Bauinventarobjekt TUR911/UNS936) fast identisch wiederholt wurde, wird in einer kürzlich erschienenen Publikation der SBB als herausragendes Beispiel ihrer Gattung dargestellt: „Die Reussbrücke Turgi ist ein würdiger Vertreter der traditionalistischen Richtung im Bahnbrückenbau der Pionierzeit, die sich in bewusstem Gegensatz zum damals beliebten Stahlbrückenbau an bewährten Vorbildern aus dem Strassenbau orientierte und die handwerkliche Qualität betonte. Überragend ist ihre Bedeutung als Beispiel für die Dauerhaftigkeit und die Tragreserven von einfachen gemauerten Brücken – selbst unter jahrzehntelanger Beanspruchung –, die alle Erwartungen übertroffen haben.“ [1]
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die am 1. Oktober 1856 eröffnete Strecke Baden-Brugg entstand als Teil der Eisenbahnlinie nach Aarau, mit der die Schweizerische Nordostbahn (NOB) 1858 zum ersten Mal eine Verbindung zwischen Zürich und der Ostschweiz auf der einen und Basel, Bern sowie Luzern auf der anderen Seite schuf [2]. Zwischen Turgi und Brugg musste beim Gebenstorfer Weiler Vogelsang die Reuss überquert und anschliessend zur Überwindung der Höhendifferenz von 15-20 Metern bis Brugg ein über 800 Meter langer Damm aufgeschüttet werden.
Die Reussbrücke wurde 1855 errichtet. Für die Fundamentierungsarbeiten musste der Regierungsrat eine viermonatige Einstellung der Flösserei veranlassen [3]. Wegen des ungünstigen Baugrunds und mehrerer Hochwasser ging das beauftragte Bauunternehmen Konkurs. Wenig später wiederholte man das Projekt fast identisch bei der 1857-59 ausgeführten Limmatbrücke zwischen Turgi und Untersiggenthal (Bauinventarobjekt TUR911/UNS936). Von Anfang an war die Brücke auf einen Doppelspurausbau ausgelegt, der bereits 1861/62 erfolgte. Bis zur Eröffnung der Heitersberglinie 1975 bewältigte der Streckenabschnitt, in dem die Brücke liegt, den gesamten schweizerischen Ost-West-Verkehr.
1989 erfolgte eine umfassende Instandsetzung, wobei dem Mauerwerk eine durchgehende dünne Stahlbetonplatte als Schottertrog aufgesetzt wurde, um dieses gegen einsickerndes Wasser zu schützen und die mechanische Beanspruchung gleichmässiger zu verteilen. Gleichzeitig wurde unterwasserseitig ein Fussgängersteg ergänzt.
Bemerkenswert ist, dass gravierende Schäden durch die Beanspruchung während mehr als 150 Jahren nicht aufgetreten sind. Heute handelt es sich bei dem Bauwerk um die zweitälteste noch in Betrieb stehende Eisenbahnbrücke der Schweiz [4].
Beschreibung:Die elegante Brücke überquert die Reuss mit drei weitgestreckten segmentbogigen Jochen, die auf dem Gebenstorfer Ufer an einen Geländeeinschnitt Richtung Turgi anschliessen, während sie auf der Windischer Seite in den Bahndamm Richtung Brugg übergehen. Aus sichtseitig gestockten Jurakalksteinen aufgeführt, erzielt das Mauerwerk durch die präzise Fügung die gewünschte monolithische Wirkung. Wie ihr Pendant, die wenig später nach praktisch identischem Projekt erbaute Limmatbrücke von Turgi nach Untersiggenthal, folgt die Brücke damit den seit dem 18. Jh. entstandenen Steinbogenbrücken der schweizerischen Kunststrassen. Im Gegensatz zu dem in der Frühzeit des Eisenbahnbaus ebenfalls beliebten Stahlfachwerkbau handelt es sich damit um ein Beispiel der traditionalistischen Richtung im Brückenbau.
Die Brücke ist insgesamt 93 Meter lang und überquert die Reuss auf einer Höhe von etwa 9 Metern. Ihre drei Bögen sind mit einer Bogenhöhe von 3.6 Metern und einer Weite von 25 Metern ausgesprochen flach proportioniert, was zur Entstehungszeit des Bauwerks eine technische Herausforderung darstellte [5]. Die formschönen Brückenpfeiler sind durch halbkreisförmig vorbauchende Wellenbrecher geschützt, denen stark profilierte Deckplatten aufliegen. Auffällig sind die langgestreckten Keilsteine der Segmentbögen.
Unterwasserseitig kragt seit der Instandsetzung von 1989 ein Fussgängersteg aus, unter dem die Werkleitungen geführt werden. Die Oberwasserseite hingegen zeigt sich noch weitgehend im Ursprungszustand. In der Frühzeit der Elektrifizierung war die Brücke noch ohne Fahrleitungsmasten von einem durchgehenden Draht überspannt (vgl. Bilddokumentation); später wurde ein zusätzliches Joch in der Mittelachse plaziert.
Anmerkungen:[1] Schweizer Bahnbrücken 2013, S. 102.
[2] Geschichtliches nach Schweizer Bahnbrücken 2013, S. 100-102.
[3] Baumann 1983, S. 606.
[4] Schweizer Bahnbrücken 2013, S. 100.
[5] Schweizer Bahnbrücken 2013, S. 100.
Erwähnung in anderen Inventaren:– Schweizer Bahnbrücken, Hg.: SBB, Fachstelle für Denkmalpflege u. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK (Architektur- und Technikgeschichte der Eisenbahnen in der Schweiz, Bd. 5), Zürich 2013, S. 98-103.
Literatur:– Max Baumann, Geschichte von Windisch vom Mittelalter bis zur Neuzeit, Brugg 1983, S. 604-607 (zur Nordostbahn).
– Schweizer Bahnbrücken, Hg.: SBB, Fachstelle für Denkmalpflege u. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK (Architektur- und Technikgeschichte der Eisenbahnen in der Schweiz, Bd. 5), Zürich 2013, S. 98-103.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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Related units of description:siehe auch:
INV-GEB923 Eisenbahnbrücke über die Reuss, 1855 (Dossier (Bauinventar))
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130121
 

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